"Säugling in Berlin stirbt nach Misshandlung", lautete heute eine Meldung. Um solche Kinder und Jugendliche besser vor Gewalt und Vernachlässigung zu schützen, stellten Oberbürgermeister Fritz Schramma und Jugenddezernentin Dr. Agnes Klein und Klaus-Peter Voellmecke, Abteilungsleiter beim Jugendamt, ein Frühwarnsystem gegen Kindesmisshandlung vor. Im Rahmen dessen soll ab Juli dieses Jahres ein Gefährdungsmeldungs-Sofort-Dienst (GSD)  eingerichtet werden. "Die Wachsamkeit hat in letzter Zeit zugenomemn, im Vorfeld solche Fälle aufzuspüren. Dabei wird das Jugendamt nicht mehr als Behörde, sondern als Hilfe anerkannt", sagte Schranmma.

Der GSD sieht vor, dass Sozialarbeiter 24 Stunden am Tag Meldungen oder Hinweise zu Misshandlungen über eine Hotline entgegen nehmen. Zugleich sind diese Sozialarbeiter Ansprechpartner für andere soziale Dienste, Kindergärten oder Schulen. Wenn die Meldungen eingehen, ist es die Aufgabe der Sozialarbeiter, abzuschätzen, wie groß die Gefahr ist und eventuell erste Maßnahmen einzuleiten. In ganz schweren Fällen kann das Jugendamt Kinder bis 14 Jahren zwei Tage in Obhut nehmen,. Im letzten Jahr war dies bei 200 Kindern notwendig", berichtete Vioellmecke. "Danach leiten sie die Fälle an den Allgemeinen Sozialen Dienst weiter", so Klein.  20 Solcher Mitarbeiter will die Stadt Köln dieses Jahr dafür einstellen. Insgesamt sind 45,5 Stellen dafür geplant. 1,64 Millionen Euro kostet das die Stadt zusätzlich in diesem Jahr.

Beschlosssen wurde das GSD Kölner Rat im vorigen November. Für Dr. Agnes Klein gehören die damit verknüpften Maßnahmen zu einem Mittel, Köln noch familienfreundlicher zu gestalten. "1996 hatten wir 3270 Fälle, in denen Familien auf dei Hilfe des Jugendamts angewiesen waren, zehn Jahre später hatten wir 4769 solcher Fälle." Deshalb sollen nun die Mitarbeiter auf Hinweise auf Vernachlässigung und Mishandlungen geschult werden. "Außerdem möchten wir, dass geschulte Ehrenamtler Eltern von Neugeborenen besuchen und damit eine positive Neuaufnahme leisten", sagte die Dezernentin. Fünf Ehrenamtlerstellen bei freien Trägern sind dafür geplant. Eine Koordinierungsstelle soll die Organisation regeln. Als dritte Beteiligte sieht Klein die sehr enge Zusammenarbeit zwischen Jugendamt, Gesundheitsamt und Ärzten oder Geburtskliniken. "Wir können damit keine hundertprozentige Sicherheit gewährleisten, so Klein, "aber mit dem System wollen wir näher an die Familien rankommen."

SPD-Fraktionsvorsitzzender Martin Börschel findet den von seiner OParteigenossin Agnes Klein vorgestellten GSD zwar richtig, äußert aber auch Kritik in Richtung Schramma: "Der Oberbürgermeister und die CDU hatten mehr als acht Jahre Zeit in diesem Bereich etwas auf den Weg zu bringen. Leider ohne Erfolg. Um so mehr freuen wir uns, dass unsere Jugenddezernentin trotz beharrlicher Gleichgültigkeit des Oberbürgermeisters nun Baustein für Baustein auf den Weg bringt und mit unserer politischen Hilfe auch umsetzt."

[Nadin Hüdaverdi für report-K.de/ Kölns Inetrnetzeitung]