Der Vorstand der IG Kölner Gastro, hier seinerzeit am Tisch im Austausch mit OB Henriette Reker. Foto: Daniel Rabe

Köln | Es schien Ruhe reingekommen zu sein.

Doch das Verhältnis eines Großteils der Kölner Gastronomen zu Verantwortungsträgern der Stadt Köln bleibt gelinde gesagt angespannt. Und das zu Herbstbeginn mit den steigenden Energiepreisen und verheerenden Winter-Prognosen für die Branche…

Die einflussreiche IG Kölner Gastro zumindest wendet sich mit einem eindeutigen Entschluss an die Öffentlichkeit.

In den sozialen Medien erklärte der Verband von hunderten Wirten, dass die Zusammenarbeit mit dem Stadtgremium „Clearingstelle Gastronomie“ erledigt sei.

Symbolfoto: Einsamer Tresen in der Kölner Gastro. Foto: Bopp

IG Kölner Gastro verlässt Clearingstelle Gastronomie

Man verlasse dasselbe und nehme zukünftige Einladungen zu diesem Format auch nicht mehr an.

Denn: „Die Clearingstelle Gastronomie, unter der Leitung von Stadtdirektorin Andrea Blome, ist eingerichtet worden, weil wir vehement auf viele Einzelfälle hingewiesen haben, in denen die Gastronomien Probleme mit der Stadt Köln hatten.
Medienwirksam ist nach längerem Zögern erklärt worden, dass die Fälle in Zukunft gemeinsam besprochen werden und sich alles zum Guten wenden wird. Das Wort Clearing deutet es schon per Definition an, es soll auf Augenhöhe vermittelt, koordiniert und beraten werden. So viel zur Theorie und zu dem was pressewirksam nach außen kommuniziert wurde.

In der Praxis sieht es so aus, dass wir uns als Verband aus den Gesprächen zurückziehen und nicht mehr daran teilnehmen werden. Die IG Kölner Gastro steht für den ehrlichen Weg Dinge verbessern zu wollen, das machen wir nur auf Augenhöhe und niemals möchten wir den Eindruck haben vorgeführt zu werden. Das sind wir unseren weit über 400 Mitgliedern schuldig.

Wenn in der Clearingstelle Einzelfälle besprochen werden sollen, dann wird der Datenschutz vorgeschoben. Wenn wir aber nicht über Einzelfälle sprechen dürfen, dann macht es für uns überhaupt keinen Sinn.“

Und weiter: „Jede kleinste Kritik wird von der Stadt von sich gewiesen. Die Stadtdirektorin Andrea Blome hat sich bisher immer schützend vor ihre Mitarbeiter:innen gestellt oder war nicht anwesend. Genauer gesagt gab es überhaupt erst 2 Termine. Kein aufeinander zugehen, wir werden überhaupt nicht ernst genommen. Im Gegenteil, wir verpuffen total unter dieser von der Stadt Köln sehr prominent besetzten Runde. Medienwirksame Konfliktfähigkeit, die aber in der Realität überhaupt nicht vorhanden ist, die machen wir nicht länger mit.“

IG Kölner Gastro mit Kritik an Stadtdirektorin Andrea Blome

Als Immer noch-Ärgernis halte sich hartnäckig das aus Sicht der Wirte und vieler Kunden absurde Gestaltungshandbuch der Stadt mit offenbar im Bürosessel ersponnenen, völlig diffusen Vorgaben.

Die Wirte erbost: „Es gibt kaum eine/n Ratspolitiker/in, der/die dieses Gestaltungshandbuch auf 180 Seiten gelesen hat, aber wir Wirte sollen es uns einsprügeln. Es ist diese Empathielosigkeit, die uns so fassungslos macht. Das Gestaltungshandbuch wird momentan neu verhandelt, viele darin befindlichen Regeln sind vom Rat der Stadt Köln außer Kraft gesetzt worden.

Und daran sollen WIR uns ein Beispiel nehmen und daran halten? Von den oben genannten Schirmen im Übrigen steht da mal überhaupt nichts drin. Nichts, aber die Gastronom:innen sollen es dort nachlesen. Das ist, mit allem Respekt, wirklich lächerlich. Wir fühlen uns verschaukelt.“

Außerdem gibt es ein weiteres Thema, das der IG aufstößt. Nämlich der „Besuch“ von Ordnungsdienstmitarbeitern in Lokalen vor wenigen Tagen in Begleitung von TV-Teams, die u.a. die Kontrolle von Mitarbeitern drehten.

TV-Teams begleiten Einsatz von Ordnungsamt – das sagt die Stadt Köln

Dürfen die das eigentlich?

Eine Stadtsprecherin auf Nachfrage: „Es werden immer wieder Mitarbeitende des Ordnungsamtes  bei ihrer Arbeit von Fernseh-Teams begleitet, dies betrifft unterschiedliche Bereiche, wie etwa den Ordnungs- oder den Verkehrsdienst. Dies geschieht immer nach Abstimmung mit dem Dezernat, Vorgesetzten und weiteren beteiligten Stellen der Verwaltung. Vor jedem Einsatz werden die Fernsehteams über ihre Rechte und Pflichten informiert.“

Die Sprecherin weiter: „Dazu gehört auch der Hinweis, dass nicht öffentliche Gelände oder Betriebe nur nach Erlaubnis durch den*die Eigentümer*in bzw. eine*n Verantwortliche*n betreten werden dürfen und anwesende Personen ohne Genehmigung nicht gezeigt werden dürfen. Dies bedeutet, dass ein Fernsehteam bei jedem Dreh auf nicht öffentlichem Gelände den*die Eigentümer*in bzw. eine*n Verantwortlichen vor Ort um Erlaubnis fragen muss, ob das Filmen erlaubt wird. Wird eine Erlaubnis nicht erteilt, bleibt das Kamerateam vor der Tür.“