Hamburg | Nach einer Nacht mit erneuten gewalttätigen Ausschreitungen geht der G20-Gipfel in Hamburg am Samstag in die entscheidende Phase. Ab 10:30 Uhr findet die dritte Arbeitssitzung der Staats- und Regierungschefs statt: Dabei geht es um die Themen Afrika, Migration und Gesundheit. Die letzte Arbeitssitzung mit den Themenschwerpunkten Digitalisierung, Frauenförderung und Beschäftigung soll um 15:15 Uhr enden.
— — —
Lesen Sie einen Kommentar der Redaktion zu G20, der Randale und Bildern, die bleiben werden?
— — —

Anschließend will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Ergebnisse des Gipfels vorstellen. Ob sich die Gipfelteilnehmer in schwierigen Fragen unter anderem zum Klimaschutz und zum Freihandel einigen können, ist aber noch fraglich. Unterdessen sind auch am Samstag Demonstrationen mit Zehntausenden Teilnehmern geplant.

Unter anderem soll eine Demo unter dem Motto „Grenzenlose Solidarität statt G20“ stattfinden. In der Nacht war es vor allem im Schanzenviertel rund um das linke Kulturzentrum „Rote Flora“ zu Ausschreitungen gekommen. Etwa 1.500 Randalierer sollen beteiligt gewesen sein.

CDU-Innenpolitiker will Räumung linker Zentren wie der Roten Flora

Der CDU-Innenpolitiker Armin Schuster hat angesichts der G20-Krawalle die Räumung linker Zentren wie der Roten Flora in Hamburg gefordert. „Linke Zentren wie die Rote Flora in Hamburg oder die Rigaer Straße in Berlin müssen konsequent dichtgemacht werden“, sagte Schuster der „Rheinischen Post“ (Samstagsausgabe). „Es darf in Deutschland keine rechtsfreien Räume geben, nicht für arabische Clans, Islamisten oder Neonazis, und auch nicht für Linksradikale“, sagte Schuster, der selbst ausgebildeter Polizist ist.
Zudem sollten gegen bekannt gewalttätige Linksextremisten im Vorfeld von Versammlungen verstärkt Meldeauflagen verhängt werden, forderte das Mitglied des Parlamentarischen Kontrollausschusses des Bundestags.

Das passierte in der Nacht

In unmittelbarer Umgebung brannten Autos und Scheiben wurden eingeschmissen, unter anderem eines Supermarkts, eines Drogeriemarkts, eines Geldinstituts, eines Backshops sowie diverser Modegeschäfte. Auch Plünderungen fanden statt: Teilweise wurden Molotowcocktails und Gasflaschen in die geplünderten Läden geworfen. 500 Personen sollen an den Plünderungen teilgenommen haben.
Der Pressesprecher der Polizei Hamburg, Timo Zill, sagte dem Sender Phoenix, dass es sich um eine „extrem gefährliche Situation für das Leib und Leben der eingesetzten Beamten“ gehandelt habe. Insgesamt seien bisher im Rahmen des Einsatzes der Polizei beim G20-Gipfel 213 Polizeibeamte verletzt worden, so Zill.

Wie viele Demonstranten sind verletzt?

Ein völlig unklares Bild ergibt sich zu der Zahl verletzter Demonstranten. Die Polizei äußert sich dazu überhaupt nicht. Auf der von den Gegendemonstranten genutzten Website „linksunten.indymedia.org“ gibt es eine Pressemitteilung, die über Gewalt von Polizeibeamten berichtet. Auch hier ist die Zahl nicht erkennbar, die Mitteilung spricht von „vielen Verletzten“. So berichten die Gegendemonstranten, dass eine junge Frau zwischen Berliner Tor und Mundsburger Kanal von einem Polizeifahrzeug überrollt worden sein soll. Der Vorwurf gegen die Polizei Unfallflucht und unterlassene Hilfeleistung. Menschen die der Frau helfen wollten, seien von den Beamten daran gehindert worden, so die Mitteilung. Es soll auch Gewalt von Polizeibeamten gegen Sanitäter der Gegendemonstration gegeben haben.
Die Seite berichtet auch von einem Vorfall an der Schnackenburg und Ecke Rondenbarg wo 14 Menschen verletzt worden sein sollen, elf sogar schwer, als sie versuchten einen Zaun auf der Flucht vor der Polizei zu überklettern. Überprüfbar ist dies derzeit alles noch nicht, hier wird man auf die Aufarbeitung warten müssen.

GdP kritisiert Linkspartei nach Gewalteskalation beim G20-Gipfel

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat Äußerungen von Vertretern der Linkspartei nach der Gewalteskalation beim G20-Gipfel in Hamburg kritisiert. „Wer die Schuld an dieser Entwicklung bei der Polizei sucht, stellt sich auf die Stufe mit den Randalierern und Straftätern und macht sich mit ihnen gemein“, sagte der GdP-Bundesvorsitzende Oliver Malchow am Samstag in Hamburg. Vor allem Äußerungen der Linken-Chefin Katja Kipping hätten unter den Einsatzkräften Empörung ausgelöst, so Malchow.

Kipping hatte den Polizeieinsatz beim G20-Gipfel kritisiert und den Beamten unter anderem vorgeworfen, die Lage eskaliert zu haben. „Von einer gewählten Volksvertreterin, die ihren Eid auf die Verfassung abgelegt hat, derart verunglimpft zu werden, ist für meine nach der Hamburger Krawallnacht zu Tode erschöpften Kollegen und Kollegen schlimmer als manche Verletzung“, sagte Malchow. Vertreter der Gewerkschaft vor Ort hätten sich außerdem schockiert über die „menschenverachtende Gewalt der Linksextremisten“ gezeigt: „Sie haben eine Schneise der Verwüstung hinterlassen und auch kaltblütig den Tod von Polizistinnen und Polizisten in Kauf genommen.“

Autor: dts, ag | Foto: Gerckens-Photo-Hamburg / Shutterstock.com
Foto: Greenpeace-Protestaktion im Hamburger Hafen gegen die Klimapolitik von US-Präsident Trump. | Foto: Gerckens-Photo-Hamburg / Shutterstock.com