Abbrucharbeiten im Frühjahr 2022 im Laurenz Carré mitten in der Kölner Innenstadt.

Köln | Die vier Dachgesellschaften des Projektentwicklers Gerch mit Sitz in Düsseldorf haben beim Amtsgericht Düsseldorf wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen Insolvenzantrag gestellt. Gerch ist auch in Köln an prominenter Stelle tätig: dem Laurenz Carré.

Betroffen von dem Antrag sind die Gerchgroup AG, die Gerch Development GmbH, die Marathon Beteiligungsgesellschaft mbH und die Gerch Beteiligungen GmbH. Sie wollen ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung durchführen. Von diesem Antrag sind nur die Dachgesellschaften aber nicht die einzelnen Immobiliengesellschaften von Gerch betroffen. Das Gericht in Düsseldorf entsprach dem Antrag der Dachgesellschaften und ordnete die Eigenverwaltung an. Die Dachgesellschaften streben mit dem Verfahren eine nachhaltige Sanierung an, um ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit solide und robust aufzustellen, schreibt das Unternehmen.

Eigensanierung mit Sanierern

Die Geschäftsführung um Mathias Düsterdick bleibt im Amt. Sie seien weiterhin handlungs- und weisungsbefugt. Die Rechtsanwaltskanzlei Görg und die Unternehmungsberatung Montag & Montag werden die Geschäftsleitung unterstützen. Dazu wurden von Görg Dr. Raul Taras und Holger Rhode und von Montag & Montag Thomas Montag in den Vorstand beziehungsweise Geschäftsleitung berufen. Das Gericht bestellte Rechtsanwalt Dr. Jens M. Schmidt von der Kanzlei Runkel Rechtsanwälte aus Wuppertal. Er vertritt die Interessen der Gläubiger und wird den Vorstand überwachen.

„Unser primäres Ziel ist es, trotz der derzeitigen Krise in der Baubranche alle Immobilienprojekte umzusetzen und am Markt zu platzieren. Dafür starten wir ein umfassendes Sanierungs- und Restrukturierungsprogramm“, sagt Gerch Vorstand Mathias Düsterdick. „Wir werden nun für jede Projektgesellschaft und für jedes Immobilienprojekt die Situation genau analysieren und zeitnah mit allen Projekt- und Finanzierungspartnern Gespräche führen, um wirtschaftliche Lösungen zu finden“, teilt das Sanierungsteam um Montag, Rhode und Taras mit.

Gute Chancen einer Restrukturierung

Der vom Gericht bestellte vorläufige Sachwalter Dr. Jens M. Schmidt stellt fest: „Gerch verfügt über ein gutes und grundsätzlich funktionierendes Geschäftsmodell, großes Know-How, hochqualifizierte Mitarbeitende und Projekte, die in ihrer jeweiligen Lage und Konzeption als Leuchtturm-Projekte wahrgenommen werden. Daher sehe ich gute Chancen für eine erfolgreiche Restrukturierung, die auch im Interesse der Gläubiger ist“.

In der Mitteilung an die Öffentlichkeit stellt Gerch fest, dass das Unternehmen durch externe Faktoren in die Krise geriet. Diese seien der Ukraine-Krieg, die Inflation und des aktuell weitgehend zusammengebrochenen Transaktionsmarkts. Auch die drastisch angestiegenen Zinsen gepaart mit Zurückhaltung auf dem Finanzierungsmarkt stelle Projektentwickler wie Gerch vor große Probleme.

Gerch gehört zu den bundesweit agierenden Projektentwicklern mit Fokus auf den deutschen Top-7-Städten. Aktuell entwickelt Gerch 9 Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 4 Milliarden Euro. Gerch ist auf großvolumige Quartiersentwicklungen und den Bau von Büroimmobilien spezialisiert.

ag