Düsseldorf | Körperliche Gewalt kommt im Jugendstrafvollzug in NRW häufiger vor als offiziell bekannt. Das zeigen erste Zwischenergebnisse einer Studie des Instituts für Kriminologie der Universität zu Köln, wie das WDR-Magazin „Westpol“ am Sonntag berichtete. Danach gaben 2011 bis zu 45 Prozent der befragten Häftlinge an, in den vergangenen drei Monaten einen Mithäftling getreten, geschlagen oder auf andere Weise absichtlich körperlich verletzt zu haben. Einschließlich Einschüchterungen und Androhen von Gewalt seien es sogar 60 Prozent gewesen.

Von den Ergebnissen zeigten sich die Wissenschaftler nicht überrascht. „Wir müssen davon ausgehen, dass Gewalt in all ihren Facetten alltägliche Erscheinung im Jugendstrafvollzug ist,“ sagte der Leiter der Studie, Frank Neubacher, dem WDR.

Das NRW-Justizministerium gibt an, die sieben Gefängnisse mit Jugendstrafvollzug hätten 2011 und im ersten Halbjahr 2012 bei 1.730 Inhaftierten 158 Fälle körperlicher Gewalt gemeldet. Darunter fielen laut Ministerium auch geringe Formen wie Schürfwunden und leichte Prellungen. Grobe Gewalt sei in nur fünf Fällen nachgewiesen worden.

Für ihre Studie haben die Wissenschaftler 547 Häftlinge im Jahr 2011 vier Mal im Abstand von drei Monaten befragt. Dabei ging es nicht nur um körperliche, sondern auch um verbale, psychische und materielle Gewalt.

Autor: dapd