Köln | Gestern fand das Jahrestreffen der Kölner Anti Spray Aktion (KASA) statt. Die KASA ist ein Zusammenschluss Kölner Unternehmen und Institution, die sich gemeinsam gegen illegale Graffiti einsetzen. Im Betriebshof der Kölner Verkehrsbetriebe in Merheim wurden Erfahrungen im Umgang mit illegalen Schmierereien ausgetauscht und die aktuelle Situation in Köln diskutiert. Allein der KVB entstand im Jahr 2011 durch Graffiti und Vandalismus und den damit verbundenen Reinigungs- und Reparaturkosten ein Schaden in Höhe von rund einer Million Euro. Die Kosten für Prävention und Kapazitätsausfall bleiben dabei außen vor. Die KASA setzt im Kampf gegen die Sachbeschädigung auf Konsequenz: Graffiti sollen unverzüglich entfernt, jeder Fall zur Anzeige gebracht werden. Doch die Aufklärungsquote ist gering.

„Am schlimmsten sind die Fälle, in denen die Züge mit Farben besprüht wurden, denen chemische Stoffe beigemischt sind.“, erklärte Detlef Friesenhahn von der KVB. Diese aggressiven Farben greifen den Lack der Züge an und machen es mitunter nötig, die Züge nach der Reinigung neu zu lackieren. Laut KVB kann dies bis zu acht Arbeitstage in Anspruch nehmen, in denen die betroffenen Bahnen nicht einsatzbereit sind. Die Kosten für eine Neulackierung sollen sich auf rund 15.000 Euro belaufen. Ein konsequentes Vorgehen gegen die Sprüher sei daher unverzichtbar, so Friesenhahn. Bei illegalem Graffiti geht es für die KASA nie um die Frage, ob es sich um Kunst handelt oder nicht. „Graffiti gegen den Willen der Eigentümer ist immer Sachbeschädigung.“, erklärte Thomas Thewes, Hauptgeschäftsführer des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins. Das Schaffen von legalen Flächen für die Sprüher in Köln lehnt die KASA ab. Sie befürchtet für diesen Fall einen Graffiti-Tourismus, der Sprüher nach Köln locken könnte und eine Stärkung der Szene mitsamt ihrer illegalen Mitglieder.

Vandalismus ebenfalls problematisch

Graffiti ist jedoch nicht das einzige Problem der KVB. Auch das Zerkratzen der Scheiben, sogenanntes „Scratching“, verursacht hohe Schäden. Die Scheibe selbst koste zwar nur rund 100 Euro, aber Zugausfall und zu ersetzende Werbefolien treiben den Schaden in die Höhe, so Norbert Böse, Leiter der Betriebshofkräfte der KVB. „Zwischen fünf und sechs Züge sind täglich aufgrund von Graffiti oder Vandalismus im Betriebshof gebunden“, teilte Böse mit. Zudem seien auch die Präventionsmaßnahmen kostenintensiv. „Eine Anti-Scratching-Folie kostet 200 Euro. Diese Zahlen tauchen aber nicht in der Statistik auf.“, erklärte Böse. Auf den Linien 16 und 18 sei das Scratching derart massiv, dass nun generell alle Scheiben erneuert werden, da man mit der selektiven Reparatur nicht hinterher komme. Vandalismus sei auch der Grund dafür, dass die KVB-Kunden jetzt auf Hartschalen sitzen. „Vor zehn Jahren hatten wir regelmäßig 100 bis 150 zerschnittene Sitze.“, so Böse. Für den Schaden von einer Million Euro, welcher der KVB jährlich durch Vandalismus und Graffiti entsteht, könnte man drei neue Gelenkbusse anschaffen.

Geringe Aufklärungsquote

Der Polizei wurden im Jahr 2011 laut Statistik 2.397 Fälle illegaler Graffiti bekannt. 95 Prozent der Täter sind männlich und zwischen 14 und 25 Jahre alt. Mit 243 ermittelten Tatverdächtigen liegt die Aufklärungsquote bei überschaubaren 12,4 Prozent. Für 2012 werden ähnliche Zahlen erwartet. Bei der Bekämpfung setzt die Polizei verstärkt auf gezielte Operationen gegen die Sprüher. Mittels einer eigens angelegten Datenbank können Brennpunkte erkannt und in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der KASA gegen die Täter vorgegangen werden, so Jochem Gitt, Kriminaldirektor der Polizei Köln. Im Mai konnte man so beispielsweise einen Sprayer auf frischer Tat ertappen, dem insgesamt 101 Vergehen in Longerich, Innenstadt und dem Kölner Norden zur Last gelegt werden. Mehrfachtäter seien unter den Sprühern keine Seltenheit, erklärte Gitt.

Bei der Strafverfolgung gehen die 37 Mitglieder der KASA konsequent vor und bringen jedes Vergehen zur Anzeige. Aufgrund der bescheidenen Aufklärungsquote wird jedoch nur ein Bruchteil der Schäden durch die Täter beglichen. Im Jahr 2012 wurden 17 Sprüher verurteilt, die eine Summe von 2.256 Euro zahlten. Hauptgrund für die geringe Aufklärungsquote sind die fehlenden Beweise. „Oft hat die Polizei nur Indizien und Vermutungen, die jedoch nicht für eine Verurteilung ausreichen.“, so Thomas Thewes. Dementsprechend gehe auch die Zahl der Anzeigen seitens der Privateigentümer zurück, die bereits zu resignieren scheinen. In Köln soll laut KASA durch illegales Graffiti jährlich ein Schaden von mehr als zehn Millionen Euro entstehen.

Autor: Christian Bauer
Foto: Ein Mitarbeiter einer Spezialfirma entfernt Graffiti an einer Bahn der KVB.