Bellejeck schaute Volk aufs Maul
Einst war er der Vorgänger vom Held Karneval, dem späteren Prinz Karneval. Er schaute dem Volk aufs Maul und eröffnete den Karneval, in dem er an Weiberfastnacht in Begleitung von Geigenspielern, Trommeln und Violinisten durch die Straßen zog. Ausgestattet war er dabei mit einer Schelle in der Hand und ließ sie unter dem Motto „Wecken der Jecken“ erklingen. Mit der französischen Besatzungszeit wurde er 1794 verboten –die Franzosen fürchteten, er könnte mit sein scharfen Bemerkungen gegen die Obrigkeit Aufruhr unter der Bevölkerung stiften. 1801 jedoch wurde er wieder zugerlassen, als auch der öffentliche Karneval erlaubt war. Ab 1824 lief er bei den Rosenmontagszügen mit, bis er im Laufe der Zeit vom Held Karneval als strahlende Figur und später vom Prinz Karneval abgelöst wurde. Schließlich fand die Figur des Bellejeck seine zweite Heimat in Westfalen.

Bellejeck verbreitetet gute Stimmung
Diese historische Figur des Bellecks möchte nun die Große Allgemeine der Stadt wiedergeben. Mit Martin Gruber fand die KG unter ihren Senatoren einen kommunikativen Menschen, der neben seiner Arbeit als Versicherungskaufmann auch politisches Kabarett in Herten betreibt. Seine Aufgabe ist es nun, vor den Sitzungen mit einem Narrenkostüm und einer passenden Kappe mit Schellen die Besucher zu animieren und in Feierlaune zu bringen. Zudem soll er während der Sitzungen auch für gute Stimmung sorgen und damit den Präsidenten Hans-Peter Vogel unterstützen. Jedes Jahr soll der Darsteller wechseln.

Weckdienst für das Dreigestirn
Zwar wurde er bereits auf der ersten Sessionsgala am 15. November den KG-Mitgliedern vorgestellt, doch seinen ersten großen Auftritt hat er an Weiberfastnacht. Mit den  Fidelen Bröhler Falkenjägern geht es morgens zur Hofburg des Dreigestirns, um sie mit den Schellen und einem Platzkonzert zu wecken. Danach geht’s zum Frühstück in einem Brauhaus. Und beim Rosenmontagszug wird Gruber alias der neue Bellejeck vorm Bagagewagen laufen.

Auf die Idee kam Präsident Vogel bei einer Weihnachtsfeier vor zwei Jahren und konnte damit seine KG und auch das Festkomitee überzeugen. Recherchearbeiten im Archiv des Komitees folgten, um mehr Informationen über den historischen Bellejeck herauszufinden. Ebenso fand die KG noch eine Schelle im Archiv und ließ sie aus Messing nachgießen.

"Ich finde es gut, dass er die Leute mitnimmt und mitmacht“
Und was denkt der Ruhrpottler Martin Gruber über seine neue Rolle? „Ich finde es gut, dass im sonst hierarchisch aufgebauten Karneval der Bellejeck nicht wie auf einem Tablett steht, sondern die Leute mitnimmt und mitmacht.“ Und an das Kostüm gewöhnt sich Gruber auch langsam: „Verkleidungen gehören eigentlich nicht zur natürlichen Bekleidung im Ruhrgebiet. Aber sie sie wird immer mehr zur zweiten Haut.“

Nadin Hüdaverdi für report-k.de/ Kölns Internetzeitung