Köln | Bitteres Wochenende für den Deutschen Meister und Pokalsieger Kiel. Statt dem erhofften Triple musste sich der THW beim EHF Final 4 mit dem vierten Platz zufriedengeben. Nach der überraschenden Niederlage im Halbfinale gegen den Ligarivalen HSV kassierte der Favorit am Sonntagnachmittag mit 30:31 beim Spiel um Platz drei auch gegen den Final-Debütanten KS Kielce eine knappe Niederlage. Dabei verschliefen die Kieler die erste Halbzeit komplett, konnten aber dann einen Acht-Tore-Rückstand in der zweiten Hälfte fast noch aufholen. Am Ende war es aber der KS Kielce, der sich von seinen Fans feiern lassen konnte.

Das Finale der Champions League machten am Abend der HSV und der FC Barcelona vor 20.000 Fans in einem hart umkämpften Spiel unter sich aus. Nachdem Barcelona in Halbzeit eins immer wieder schafft, einen knappen Vorsprung herauszuholen und zu halten, gehen die Hamburger mit der zweiten Hälfte erstmals in Führung, sehr zur Freude ihrer lautstarken Fans, die ein schnelles abwechslungsreiches Finalspiel geboten bekommen. Gefeiert wird auch bei Barca, wo die Anhänger alles geben, um ihr Team nach vorne zu bringen.

Dabei wird die Begenung immer mehr zum Heimspiel für den HSV, der zeitweise mit vier Toren Vorsprung wegzieht. Allerdings holt Barca wieder auf und erreicht mit 25:25 die Verlängerung, in der sich ein echter Handball-Krimi entwickelt. Letzlich hat der HSV mit 30:29 die Nase vorne und holt verdient den Pott in der Champions League.

Klarer Sieger beim Kölner Champions-League-Finale sind wieder einmal die Fans, die am Samstag schon Stunden vor dem ersten Anwurf vor der Arena feierten. Vor allem die polnischen Anhänger machten am Mittag mächtig Stimmung in Deutz. „Wir sind hier, um zu feiern und hoffen, dass sich unser Team möglichst gut schlägt. Aber das wird schwer gegen so starke Gegner“, sagt Radek, der 15 Stunden unterwegs war, um in Köln dabei sein zu können. „Die Leute hier sind extrem freundlich und offen“, freut sich sein Kumpel Piotr.

Besonders viele Fans haben dem THW Kiel auch in diesem Jahr einen echten Heimvorteil beschert, den die Profis um Kapitän Marcus Ahlm beim Kölner Turnier allerdings nicht nutzen konnten. Mit vier großen Trommeln und einer zehn mal zehn Meter großen Fahne ist Manuela Schorat und ihre Gruppe aus Kiel angereist. „Die Stimmung an der Arena ist super, da haben sich acht Stunden Autofahrt gelohnt“, sagt die Frau aus dem hohen Norden und blickt auf die vielen THW-Fans im schwarz-weißen Zebra-Look.

Mit deutlich weniger Fans ist der HSV vor Ort. Die werden in der Halle aber umso lauter, als ihr Team unerwartet gegen Kiel in Führung geht und feuern die Profis bis zur letzten Sekunde in der Arena an. „Chancen gibt es immer, auch wenn es auf dem Papier anders aussieht und beim HSV, weiß man nie genau, was am Ende rauskommt“, hat Andreas Martin aus Hamburg schon vor dem Spiel den richtigen Riecher für seine Mannschaft. Zu den Leistungsträgern gehört beim HSV aus das Maskottchen, dass den Fans unentwegt einheizt und dabei mit Fotografen und Offiziellen so manchen Schabernack treibt.

Releativ ruhig und gelassen beobachten die Fans aus Barcelona das Geschehen rund um die Arena. „Bei uns ist bei solchen Champions-League-Spielen deutlich weniger los. Ich bin überrascht über die tolle Stimmung hier an der Arena“, sagt Raul, der als Barca-Finalgegner eigentlich die Kieler erwartet hatte. „Ich bin das erste Mal hier in Köln dabei und hoffe, dass es unsere Jungs auch im kommenden Jahr wieder schaffen hierher zu kommen. Dann komme ich auf jeden Fall zurück“, verspricht Carlos, der neben der Arena auch den Dom als Besichtigungsziel eingeplant hat.

Autor: Stephan Eppinger