Report-k.de: Herr Sondermeier, seit 2002 treten Sie mit "Karneval einmal klassisch" auf. Was erwartet die Besucher in diesem Jahr?
Burkhard Sondermeier: Zehn Jahre „Karneval einmal klassisch“, wenn Sie mir das 2002 vorausgesagt hätten, hätt ich sie für bekloppt erklärt. Nun jubilieren wir, feiern die zehnte Inszenierung des „Klassikers“ im Kölner Karneval. Die Zutaten vom Feinsten! Literarisches und Musikalisches, Chansons und Leedcher, Verzällcher un Anekdötchen, und das Publikum darf Mitsingen und Schunkeln.

Sie stöbern den Karneval in ihrem neuen Programm unter anderem auch im Himmel und der Hölle auf. Wird überall gleich gefeiert?
Aufgestöbert haben wir den Karneval op der Äd, im Himmel, in der Hölle, in Arcadien, im Limbus, im Elysium, im Fegefeuer, und im Paradies und überall geht’s lustig zu im Karneval, aber in der Hölle scheint mir doch die heisseste Stimmung zu herrschen.

Was unterscheidet Ihr Programm von den anderen Veranstaltungen im Kölner Karneval?
Da muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich das nicht beantworten kann, da meine Kenntnisse der „anderen Veranstatungen“ zu dürftig sind.

In Ihrem Programm spielen Sie neben Kölner Karnevalsliedern auch klassische Musikstücke. Wie passt diese zunächst ungewöhnlich scheinende Mischung zusammen?
Zunächst einmal sei klar gestellt, dass alle klassischen Musikstücke dieses Programms für den Karneval komponiert worden sind, sich also durch Leichtigkeit und Frohsinn auszeichnen. Da es auch unter den Kölner Karnevalsliedern „Klassiker“ gibt, passt da schon so manches himmlisch zusammen.

Wie finden Sie neue, klassische Musikstücke für Ihr Programm?
Man sagt mir nach, ich sei ein Stöberer. Diese Spezies hat ein Gespür dafür ,wo die Suche aussichtsreich sein kann. Lassen Sie mich ein Beispiel erzählen. Im vergangenen Karneval spielten wir unser Programm in einem Kloster. Unsere Garderobe: die Bibliothek. Und dort fiel mir ein Buch auf, das als einziges unter all seinen Brüdern und Schwestern keine Findnummer auf dem Rücken trug. Meine Neugierde wurde belohnt, ich fand die Donnerpredigt zum Aschermittwoch, die in unserem aktuellen Programm das Finale bildet.

Was verstehen Sie unter Karneval und "jeck" sein? Was bedeutet für Sie Humor?
Das sind ja gleich drei Fragen auf einmal! Karneval- die auf den Kopf gestellte Welt. Jeck- ein himmlischer Zustand, den sich nur Narren leisten können, es sei denn man käme aus Köln.
Humor? Erasmus von Rotterdam der grosse Humanist leitete das Wort vom Humus ab. Dem Stoff aus dem alles Leben ensteht.

Neben der Musik stehen in Ihrem Programm immer auch Poesie, Philosophie und Verzällcher im Mittelpunkt. Welche Themen greifen Sie dabei in diesem Jahr auf?
Über die Verzällcher sei verraten, dass sie allesamt etwas himmlisches haben. Die Anekdötchen spielen alle in und um die Kölner Oper. Poesie und Philosophie… lassen Sie sich überraschen! Und dann sind da noch drei neue Liedchen. Dä Heizefeiz! Kennen Sie Den? und das Lied der ewig Unzufriedenen mit dem Kehrreim: Es hat a jede Zeit so ihr Leid, aber heut, das geht zu weit.

Sie treten mit Ihrem Programm auch außerhalb von Köln auf. Wo sind Sie überall zu sehen? Ändern Sie Ihr Programm für die verschiedenen Städte ab?
Wir spielten die Premiere in Düsseldorf und wurden gefeiert, sogar verstanden, obwohl wir nichts angepasst hatten! Unsere Tour führt uns durch die rheinischen Gefilde, aber auch nach Eupen, ja sogar nach Brüssel! Und wenn wir denn so weit vom Dom entfernt auftreten, gibt es zur Mundart ein Vokabularium. Was das Kölner Publikum auszeichnet? Wahrscheinlich ist das ja Einbildung, aber ich spüre da immer eine besondere Wärme, Heimat eben, und wenn ich als kölsche Jung in Köln auf der Opernbühne spielen darf, dann bin ich ze hus.

Herr Sondermeier, wir danken Ihnen für das Gespräch

[cs]