Köln | 1995 kam der Jamaikaner Denham Smith nach Köln. Hier fand der Musiker den Weg zurück zu seinen Wurzeln. Im Interview mit report-k.de verriet Smith, was Reggae für ihn bedeutet, warum Köln eine gute Plattform für die Musik ist und warum er Jugendlichen mit seiner Musik Positives mit auf den Weg geben möchte.
Herr Smith, können Sie sich an Ihre ersten Eindrücke erinnern, als Sie 1995 nach Köln gekommen sind?
Denham Smith: Ich hatte viel von Deutschland gehört und wusste, dass dort die Menschen und die Kultur anders sind als bei uns auf Jamaika. Anfangs war das irgendwie komisch, aber ich habe mich trotzdem in Köln sofort zu Hause gefühlt.
Sie hatten bei der Ankunft bei Warner einen Plattenvertrag als RnB-Künstler in der Tasche. Wie kommt es, dass sie jetzt eineinhalb Jahrzehnte später ein Reggae-Album veröffentlicht haben?
Ich haben den Reggae hier für mich wiederentdeckt. Anfangs habe ich viel für’s Fernsehen gemacht, das reichte vom Pop über RnB bis zum Rap. Aber irgendwas hat mir dabei immer gefehlt. Es war der ultimative Knall und die richtige Motivation. Erst als ich zu den musikalischen Wurzeln zurückgegangen bin, kam die Explosion. Beim Reggae hat man ganz andere Möglichkeiten, um sich auszudrücken. Trotzdem lasse ich mich ungern in eine Richtung drücken, die Einflüsse aus der Pop- und RnB-Zeit sind immer noch da.
Was für musikalische Einflüsse hatten Sie als Kind und Jugendlicher?
Bei uns zu Hause hat Gospel eine wichtige Rolle gespielt, aber auch Country, was durchaus in Jamaika gehört wird. Mein Vater hat vor allem Reggae-Platten aus den 70er gehört. Dazu zählten Bob Marley, Peter Tosh und vor allem Jacob Miller.
Welche Rolle spielt eine Stadt wie Köln für den Reggae?
Köln ist eine gute Plattform für Reggae. Die Menschen sind hier sehr offen dafür. Das habe ich in anderen deutschen Städten nicht gefunden. Ich bin auch mal nach Berlin gezogen, da habe ich nach einem Monat aber wieder meine Koffer gepackt.
In Jamaika beherrscht Dancehall immer noch die Musikszene.
Ich liebe Dancehall, aber da gibt es für mich im Moment zu wenige positive Dinge. Die ganze Gangster-Geschichte ist doch Blödsinn. Mir ist die positive Botschaft wichtig. Man kann Kindern und Jugendlichen nicht bloß Negatives mit auf den Weg geben. Deshalb setzt sich der Roots-Reggae auch auf Jamaika immer weiter durch.
Was für eine Beziehung haben Sie zum Kölner Summerjam?
Eine sehr positive. Ich war 1999 dort zum ersten Mal als Gast und habe mich dort sehr wohl gefühlt. Besonders gut gefallen hat mir, dass sich dort Leute aus verschiedenen Ländern treffen und gemeinsam feiern. Manchmal frage ich mich, ob dass so nicht überall auf der Welt funktionieren könnte.
Sie haben sich Zeit gelassen mit Ihrem Debütalbum. Warum?
Vor einigen Jahren war ich noch nicht reif genug für so ein Album. Es hat lange gedauert, bis ich bei meinen musikalischen Wurzeln angekommen bin. Das war aber auch gut so. Ich hätte früher nicht solche Songs wie heute schreiben können. Meistens ist es wie eine Eingebung. Dann denke ich nicht groß nach und gehe einfach ins Studio. Außerdem habe ich mittlerweile mit meinen Produzenten Ben Bazzazian und Bruce Barron ein gutes Team gefunden.
Wann gehen Sie auf Tour?
In diesem Jahr machen wir nachdem Auftritt beim Summerjam nur noch eine kleine Clubtour, die mich am 31. August in die „Zone 6“ am Rathenauplatz führt. Nächstes Jahr kommen dann wieder die großen Festivals.
Autor: Stephan Eppinger
Foto: Kölner Reggae-Musiker Denham Smith