Berlin | Die Intendantin des Berliner Maxim-Gorki-Theaters, Shermin Langhoff, hat beklagt, dass die AfD am Sonntag an der Wahl des Bundespräsidenten teilgenommen hat. „Es gibt Dinge, die mich haben schlaflos werden lassen“, sagte sie der „Berliner Zeitung“ (Montag-Ausgabe) und fügte hinzu: „Dass ich heute mit Faschisten zusammen wählen muss, ist für die Bundesrepublik schon ein Novum. Wir sprechen nur noch darüber, ob sie bei der Bundestagswahl über oder unter zehn Prozent bekommen. Das sind auf jeden Fall herausfordernde Zeiten. Ganz so langeilig und lustig finde ich die Veranstaltung deshalb nicht.“

Langhoff erklärte weiter: „Für mich als Künstlerin ist der Nationalsozialismus nach wie vor Auftrag, in der Dialektik zu denken – nicht nur angesichts von sechs Millionen ermordeten Juden, sondern auch von Millionen anderen Menschen im Zweiten Weltkrieg. In dieser Dialektik machen wir Kultur und machen wir Politik. Anders wäre es doch gar nicht denkbar.“ Im Moment funktioniere die Demokratie aber „so, dass in ihr und mit ihr Diktatoren an die Macht kommen können. Deswegen ist sie natürlich auf dem Prüfstand; und das kann man so nicht stehen lassen. Ich kenne nämlich kein Instrument, das radikale Diversität besser organisieren könnte.“ Die Intendantin, die als von den Grünen nominierte Wahlfrau an der Bundesversammlung teilnahm, hält Frank-Walter Steinmeier (SPD) für einen guten Bundespräsidenten.

Sie glaube, „dass die Expertise in der Außen- und der Innenpolitik, die Herr Steinmeier mitbringt, nicht das Schlechteste ist für den Job. Denn wir leben heute in der Translokalität. Alles, was in der Welt geschieht, betrifft uns.“ Er werde ein seriöser Präsident sein.

Autor: dts