Sicher eines der Highlights der Messe: Ein kleiner Ausschnitt aus der Kölner Rosenmontagszugsflotte, wobei man sich hier auch wünschen würde, mal einen Düsseldorfer Wagen, oder Mainzer Wagen zu sehen. Einer Messe die sich Interkarneval nennt stünde das gut zu Gesicht und könnte auch für die Kölner Anregung sein.

Ballermannfraktion stört

Zwischen viel Tradition und Brauchtum – auch vielen Ausstellungsständen –  wirken dann so einige doch immer auch wieder wie Fremdkörper, etwa ein Stand der "Ficken" im Logo trägt oder ein anderer der Songs wie "schönsten Arsch der Welt" dröhnend laut durch die Hallen jagt. Das ist die Ballermannfraktion. Auffallend ist, dass in diesem Jahr die bislang wichtigsten Player der Messe die Metro und der Handelshof sich zurückgezogen haben. Auch große Aussteller wie das "Kölschfest" sah man nicht auf der Messe. Mittlerweile zur Tradition geworden ist die Schau der Rosenmontagszugwagen aus den heiligen Wagenbauhallen des Festkomitees Kölner Karneval. Üppig präsentiert sich der rosafarbene "Berlusconi"-Wagen und nachdenklich der Mottowagen zum Einsturz des Kölner Stadtarchivs, der immer noch nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat.


Lesenswertes und kölsche Gesellschaften
Viel zu lesen gibt es am Stand von "Dat wor et". Nicht nur, das die neue Sessionschronik frisch auf dem Markt ist, mit Themen-Highlights wie 40 Jahre "Bläck Fööss",  50 Jahre "KG Kölle bliev Kölle", der Obdachlosensitzung, dem "Colonaden Pänz Pokal" oder dem "Kölschfest", sondern auch andere neue Verlagsobjekte überzeugen. So kündigt sich vom Karnevalsexperten Frank Tewes die Chronik 150 Jahre Rosen-Montags-Divertissementchen (RMD) an, die im November erhältlich sein soll. Und das RMD ist immerhin Kölns viertälteste Karnevalsgesellschaft. Auch auf der Messe sind die "Greesberger". Die präsentieren dort nicht nur ihre neuen Tanzgruppen, sondern haben ein schon nach wenigen Stunden mit enormen Rückläufen versehenes Sitzungskartengewinnspiel initiiert. Überhaupt ist man bei den Greesbergern schon guten Mutes für die kommende Session, hat man aktuell schon dreiviertel aller Karten an die jecken gebracht. Unter anderem hatte man mehrere große Vermarktungskampagnen auch über den Tellerrand Kölns hinaus gestartet, wie "Greesberger"-Geschäftsführer Georg Steinhausen verriet. Auch die Gründung der Tanzgruppen habe sich als sinnvoll erwiesen und die Jugendtanzgruppe habe bereits einige Auftritt für die kommende Session gebucht. Auch Jan von Werth präsentierte sich ebenso wie die "Stattgarde Ahoj". Dort freut man sich ganz besonders auf die kommende Session, denn es wird den allerersten Auftritt im Kölner Gürzenich geben. Zwar war man bei der Prinzenproklamation schon einmal mit dabei, aber das war nur ein Miniauftritt. Auch bei der "Stattgarde Ahoj" herrscht Freude über die Buchungslage des Tanzkorps. Besonders freut man sich auf die erste Session mit der eigenen richtigen Bordkapelle, die sich neu gegründet hatte und auf den Christopher Street Day, wo man zum ersten Mal ein Bötchen mitführen wird.


Neues aus der Kölner Szene
Unterwegs war auch die "Römergarde" aus Weiden, von der es auch Neues zu vermelden gibt. Am 16. Januar, also knapp nach der Proklamation nächstes Jahr, gibt es zum ersten Mal den "Römerschoppen". Ein neues Format, nachdem man mit der erfolgreichen Herrensitzung durch die Umgestaltungen im Einkaufszentrum Weiden in Raumnot gelangt war. Beim "Römerschoppen" sind aber nicht nur die Herren willkommen, sondern auch die Damen und auch gerne im Kostüm. Auch eine neue Location wird es geben und zwar das ehemalige Kino in Junkersdorf, dass jetzt "Limelight" heißt. Da darf man mal gespannt sein. Neu bei der "Römergarde" ist auch der Literat. Markus Schnitzler, der auch bei der Band "Die Römer" aktiv ist, hat im März das Amt übernommen. Im "Limelight" dem Kino aus den 50er Jahren mit drei Ebenen wird er unter anderem auch die "Stattgarde Ahoj", aber auch den "Tuppes vom Land", die "Klüngelköpp" oder die "Boore" präsentieren.


Kammerkätzchen mit 17 Paaren
Neues Personal gibt es auch bei den Kammerkätzchen und Kammerdienern. Die Leitung der Tanzgruppe hat ein echt heißer Typ übernommen, denn er ist im echten Leben Feuerwehrmann: Stefan Kromm. Dienst tut er auf der Feuerwache 8 in Köln-Merheim und kann auf viel Verständnis und Unterstützung bei den Kollegen der Feuerwache im Karneval bauen. Seit 14 Jahren tanzt Kromm aktiv, bevor er bei der Schnüsse Tring anheuerte war unter anderem bei den Höppemötzjer aktiv. Lara, 16 und Laura, 17, die beide bei den Kammerkätzchen tanzen finden ihn "super nett". Die beiden jungen Ladys finden übrigens das die Auftritte in der Kölnarena auf der großen Bühne vor den tausenden von Menschen die tollsten sind. Lara schätzt dort auch die unbeschreibliche Athmosphäre und Laura den gigantischen Applaus. Laura die schon eine Ausbildung absolviert hat einen Chef der selbst im Karneval aktiv ist und sie dann schon einmal ausschlafen lässt, wenn es in der Nacht zuvor spät geworden ist auf den Bühnen Kölns. Lara die noch zur Schule geht findet zwar drei Mal die Woche Training hart, aber als sie ihre beste Freundin angesprochen hatte, war sie sofort Feuer und Flamme. Stefan Kromm freut sich, dass die Tanzgruppe mit jetzt 17 aktiven Paaren wieder auf einem guten Weg ist, nachdem es einen kurzen Knick gegeben hatte. Auch der Präsident der Schnüsse Tring Achim Kaschny bescheinigt der Gruppe, das sie organisatorisch auf einem guten Weg sei. Kaschny dankte der Messe und dem Festkomitee, dass Gesellschaften aus dem Kölner Karneval sich auf der Interkarneval für einen recht überschaubaren Obulus präsentieren können: "Nachdem wir schon im letzten Jahr dabei waren, haben wir gemerkt, dass es wichtig ist hier dabei zu sein."


Farbdilettanten am Werk
Beim Stammtisch Kölner Karnevalisten freut man sich, dass auch große Künstler wie Blom un Blömcher, Marita Köllner oder die Räuber zu Autogrammstunden auf die Messe kommen. Bei den Künstlern sieht man allerdings auch mit ein wenig Sorge in die lange Session nächstes Jahr. Denn in einer langen Session haben auch die vielgebuchten Top Stars mehr Zeit und können so mehr Termine annehmen. Dadurch wird die Luft auch für die 1a-Reihe schon dünner, die bei einer kurzen Session sich einer höheren Nachfrage gegenüber sehen. Gar nicht gelungen ist der Mottoschal der Interkarneval. Der schreit noch hässlicher in orange-blau in diesem Jahr (Messefarben, die auch schon stark anzuzweifeln sind, ob des Mottos der Messe), statt in Rot-Weiß. Ob da einer bei der Messe farbenblind ist, oder nicht weiß welche Farben ein Unternehmen wie die Kölnmesse, die den Namen der rheinischen Karnevalsmetropole führt, gerade mit dieser Messe in die Welt tragen sollte? Rot-Weiß könnte sich gut machen, die Akzeptanz stark erhöhen. Bei so viel Dilettantismus, ob schon so einfacher Fragen, wundert es einen nicht, dass auch der Gesamtkomplex Kölnmesse ja bekanntermaßen in schwerer See schwimmt. Da fragt man sich natürlich auch, warum so viele Ratsmitglieder, allen voran der Oberbürgermeister im Aufsichtsrat sitzen, die dann noch nicht einmal das kleine ABC des Köln Corporate Designs beherrschen: "Rut + Wieß" (Rot + weiß oder red + white) stehen nun mal stellvertretend für Köln, Karneval und FC. Überhaupt hat man den Eindruck vor allem Slow Motion und Stillstand, oder wie bei der Metro Abgang beherrschen die Messe, wirklich neue Ideen Konzepte, Internationalisierung fehlen.


Auch morgen noch offen
Die Messe ist auch am morgigen Sonntag noch geöffnet. Neben Ordenherstellern, Wurfmaterialhandel, gibt es auch wieder jede Menge Kostümhersteller, Reiseveranstalter oder Künstler, die ihre Ideen rund um den Karneval präsentieren. Morgen hat die Messe von 9 bis 18 Uhr noch geöffnet. Eingang über die Messe West (Kristallsaal). Die Tageskarte kostet 15 Euro (ermäßigt 11 Euro). Auch für Gruppen gibt es eine Ermäßigung.


[ag]