Der Schriftsteller Heinrich Böll. | Foto: IMAGO / Sven Simon

Köln | Die Stadt Köln feiert heute105 Jahre Heinrich Böll. Gestern Abend feierte Oberbürgermeisterin Henriette Reker den Kölner Schriftsteller. Im Dezember vor 50 Jahren gewann Böll den Literaturnobelpreis. Zur Stadt Köln hatte Böll immer ein ambivalentes Verhältnis.

Festakt zum Jubiläum

Gestern Abend feierte Henriette Reker in einem Festakt den Kölner Autor Heinrich Böll. Er zählt zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern der Nachkriegszeit. Bei der Feier las Georg Lenzen, Schauspieler und Puppenspieler, aus den Werken von Heinrich Böll vor, während dieser musikalisch von Nikita Volkov und Andrii Paliarush, zwei ukrainischen Klarinettist:innen des Gürzenich-Orchesters, mit Stücken von etwa Wolfgang Amadeus Mozart und Francis Poulenc unterstützt wurde.

Heinrich Böll und seine Heimatstadt Köln

Heinrich Böll hat deutliche Spuren in der Kölner Kultur hinterlassen. Der in Köln geborene Schriftsteller gewann im Dezember 1972 den Literaturnobelpreis in Stockholm. Am 29. April 1983 ehrte die Stadt Köln den Schriftsteller und machte ihn zum Ehrenbürger Kölns. Seit 1980 vergibt die Stadt Köln alle 2 Jahre den Heinrich-Böll-Preis. Hierbei werden herausragende schriftstellerische Leistungen der deutschsprachigen Literatur geehrt. Böll begegnete der Stadt mit gemischten Gefühlen: Er sah die Veränderungen Kölns durch den Krieg und wie dieser Spuren in der Stadt hinterließ.

Böll und Köln

Seine Beziehung zur Stadt Köln lässt sich nicht anders, als ambivalent beschreiben. In seinen Werken wurde die Stadt Köln häufig zum Stoff und Schauplatz seiner Geschichten. Er hielt dabei eine gewisse Distanz und kritische Haltung bei und übte Unverständnis für die „Arroganz der Kölner“. In dem Werk „Ansichten eines Clowns“, welches 1972 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, findet sich die Stadt wieder. Von Liebeserklärungen und Sehnsucht hin zu scharfer Kritik an der Stadt Köln, lässt sich die ganze Bandbreite wiederfinden.

Böll gilt als Schriftsteller, der sich mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen auseinandersetzte: Etwa in Köln erlebte Böll in jungen Jahren die Anfänge des Nationalsozialismus. 1942 heiratete er während eines Fronturlaubs die Lehrerin und Übersetzerin Annemarie Cech (1910-2004). Das Studium sowie Lehre als Buchhändler brach Böll ab und hielt sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser. 1948 wurde er zum freien Autor. Heinrich Böll ist bekannt für seine unbequeme „Trümmer- und Heimkehrerliteratur“. 

Als etwa der Krieg ausbrach sehnte er sich nicht nur nach Freundin Annemarie, sondern auch nach der Stadt Köln. In seinen Kriegstagebüchern vermittelt Böll diese Sehnsüchte deutlich. Diese wurden allerdings erst nach seinem Tod veröffentlicht.

Er schätzte gewisse Seiten der Stadt, wie den Rhein. Hier ging er gerne spazieren. Die romanischen Kirchen gefielen ihm. Der Stadt, ihrer Kommunalpolitik und dem Klüngel begegnete er mit kritischem Blick. Böll kannte das alte Köln, das vor dem Krieg, das zertrümmerte Köln und das wiederaufgebaute Köln. Die Stadt aus seiner Kindheit war nach dem Krieg jedoch eine andere gewesen. Wo andere etwa moderne Entwicklungen sahen, sprach er von Zerstörung. Sein Langgedicht „Köln III“ fängt so an: „die Stadt/ in freudloser Sonne/ verödet“.

Und auch zum Kölner hatte Heinrich Böll ein ambivalentes Verhältnis, denn einverstanden waren nicht alle mit der Kritik, die er an der Stadt übte. Der Schriftsteller sah in den Kölnern Selbstgenügsamkeit und „fast römische“ Arroganz. Doch mochte er auch die Menschen der Stadt. So seien die Kölner „die am wenigsten fanatische Rasse, die ich kenne.“, so schrieb er in „Köln eine Stadt – nebenbei eine Großstadt“ von 1953.

Auch zum Kölner Verleger Kiepenheuer & Witsch hatte er ein ambivalentes Verhältnis. 1952 war Böll von Middelhauve in Opladen zum Kölner Verlag gewechselt. Bei öffentlichen Auftritten, wie zum 25-jährigen Bestehen des Verlags 1974, behielt er ein distanziertes Verhältnis. Reinhold Neven Du Mont, Bölls langjähriger Verleger, sagte im Kölner Literaturhaus einmal: „Als Institution war ihm der Verlag »verdächtig«, gehörte zur »Großindustrie«, also ins feindliche Lager. Aber wenn er seinem Verleger, ebenso seinem Lektor oder anderen Mitarbeitern des Verlages persönlich begegnete, war er anteilnehmend, einfühlsam, auch verständnisvoll.“

Zu Bölls wichtigsten Werken zählen etwa „Wo warst du, Adam?“, „Billard um halbzehn“, „Ansichten eines Clowns“ sowie die Satiren „Nicht nur zur Weihnachtszeit“ und „Doktor Murkes gesammeltes Schweigen“.