Über 3000 junge Katholiken werden in Altenberg erwartet. Einer von ihnen ist Benjamin Kalkum, 24. Er gehört zum Initiativkreis „Altenberger Licht“. Der Theologiestudent aus Radvormwald ist begeistert von dieser Möglichkeit, seinen Glauben zu leben. „Das Altenberger Licht ist das Beste, das wir an Jugendarbeit haben. Es ist toll, das die jungen Christen hier etwas anderes erleben können, als die übliche Sonntagsmesse. Es bringt Freude am Glauben, den wir gemeinsam feiern“, erklärt der junge Mann. Hier könnten sich junge Menschen über ihren Glauben, Religion und Kirche austauschen, etwas, was ansonsten im Alltag von Jugendlichen kaum einen Platz habe, so Kalkum.

Ursprung und Idee
Das Altenberger Licht gibt es schon seit 60 Jahren. Es entstand nach den Schrecken des zweiten Weltkrieges: Von Altenberg aus schickte man ein Licht auf die Reise, das in Form einer Sternstafette in alle Richtungen weitergegeben wurde. Die Idee: Das Weitergeben des Lichts als ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung: Von Deutschland aus war so viel Hass und Zerstörung ausgegangen, nun sollten aus Feinden Freunde werden.

1950: Das erste „Altenberger Licht“
Das erste Mal wurde das „Altenberger Licht“ 1950 entzündet. Einer, der damals dabei war, ist Johannes Tillmann, Jahrgang 1937. „Wir waren begeistert von der Idee, dass wir ein Zeichen des Friedens in die Welt bringen konnten, nach dem grausamen Krieg“, erzählt der 72jährige. „Das Anzünden der Pechfackel am Licht und die Übergabe der Fackel ist die erste Erinnerung, die mir einfällt, wenn ich an die 50er Jahre denke“, so Tillmann. Er selbst war während des Krieges ein kleines Kind, aber Pfarrer hatte den Kinder und Jugendlichen von den Schrecken der Nazi-Herrschaft erzählt.


Foto: Johannes Tillmann (rechts) als Zwölfjähriger beim ersten „Altenberger Licht“ 1950

Altenberg als Zentrum der katholischen Jugend
Es war kein Zufall, dass die Idee, junge Menschen mit einer Friedensbotschaft in die Welt zu senden, in Altenberg geboren wurde. Hier entstand 1922 die heutige Jugendbildungsstätte des Erzbistums Köln. Damals entwickelte sich Altenberg zum Zentrum der katholischen Jugend in Deutschland. Was als deutsche Aktion begann, entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zu einer europäischen Lichtstafette an der auch heute junge Menschen aus Frankreich, Belgien, Litauen, Irland und Italien teilnehmen. So reisen seit vielen Jahren jährlich über 2000 junge Menschen nach Altenberg, um das Licht in Empfang zu nehmen und weiterzutragen. Viele Jugendliche nehmen das Licht mit in ihre Gruppen, Familien und Gemeinden und bringen es dort in die Gottesdienste, zu Menschen in Senioren- und Pflegeheimen oder in Krankenhäuser, aber auch zu fremden und allein stehenden Menschen.

In den 60er Jahren ließ das Interesse am „Altenberger Licht“ nach, zwischen 1965 und 1979 wurde es als „nicht zeitgemäßt“ eingestellt. 1980 entstand aber ein lebendiger Neubeginn. Von Jahr zu Jahr nahmen mehr junge Katholiken an diesem Friedensfest teil. Jährlich sind es mittlerweile um die 3500.

Motto 2010: „Krieger des Lichts den Frieden“
Dieses Motto haben die Jugendlichen des Initiativkreises „Altenberger Licht“ gewählt, abgeleitet vom. gleichnamigen Song der deutschen Band „Silbermond“. „Wir haben uns überlegt, was es genau ist, was die Jugendlichen so an diesem Lied fasziniert, was es ist, womit sie sich identifizieren“, erklärte Benjamin Kalkum. „Die Jugendlichen wollen das Gute und sind bereit, sich für etwas einzusetzen. Das ist auch die Botschaft des Lieds: Sich für etwas einzusetzen, dass man als richtig erkannt hat“, erläutert der 24jährige. In dem Lied heißt es unter anderem, die größte Waffe sei das Herz und man solle lernen, zu vergeben und verzeihen. Dass der Begriff „Krieger“ nicht unproblematisch ist im Zusammenhang mit einer Friedensbotschaft, ist den Jugendlichen des Initiativkreises klar. Benjamin Kalkum betont, es habe nichts mit Gewalt zu tun, aber man wolle auch provozieren.

Fahrradstafette nach München
60 Jahre „Altenberger Licht“: Im Jubiläumsjahr sollen besondere Akzente gesetzt werden: So überbringt eine Fahrradstafette mit Messdienern aus dem Erzbistum das Altenberger Licht zum Ökumenischen Kirchentag nach München. Das Licht wird am 30. April um 23:00 Uhr im Altenberger Dom entzündet. Ein buntes Programm erwartet die Besucher auf dem „Mainachtsmarkt“ am Vorabend des ersten Mai. In einer festlichen Messe um 10:00 Uhr am nächsten Tag wird das Licht ausgesendet. Am 7. Mai startet eine kleine Gruppe von Messdienern vorm Kölner Dom und bringt das „Altenberger Licht“ mit dem Fahrrad zum Ökumenischen Kirchentag nach München. Die Route geht über Koblenz, Main, Würzburg, Nürnberg und Augsburg. An diesen Orten wird die Gruppe mit Messdienern aus anderen Diözesen zusammentreffen. Zwischendurch werden die jungen Menschen Messen feiern und Friedensgebete abhalten, so auch an der KZ-Gedenkstätte Dachau.

Jeder ist zum Mainachtsmarkt, dem Anzünden und Aussenden des Lichts herzlich in Altenberg eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

Infos
30.4.2010: Mainachtsmarkt in Altenberg ab 19:00 Uhr, um 23:00 Uhr Anzünden des „Altenberger Lichtes“ im dortigen Dom
1.5.2010: 10:00 Uhr Messe und Aussenden des Lichts
7.5.2010: 12:00 Uhr Start der Fahrradstafette vor dem Kölner Dom

Stephanie Broch für report-k / Kölns Internetzeitung; Fotos: oben Stephanie Broch / unten Johannes Tillmann