Köln | Der frühere Jupiter-Jones-Sänger Nicholas Müller kommt mit seinem neuen Projekt von Brücken in die Kulturkirche. Stephan Eppinger sprach mit den Künstlern des Projektes.

Herr Müller, Sie haben nach dem Ausstieg bei Jupiter Jones eine lange Pause gemacht. Wie wichtig war diese für Sie?

Nicholas Müller: Die Pause war für mich essentiell wichtig, die Grundvoraussetzung für „von Brücken“. Ich musste erst wieder zurück ins Leben finden, einfach weitermachen mit dem Alltag war unmöglich. Das hat lange dauert, ich musste komplett auf das Gaspedal im Leben verzichten und musste mich zunächst mal nur um mich und meine Familie kümmern.

Wie kam es zum heutigen Duo?

Tobias Schmitz: Wir kannten uns schon seit über zehn Jahren. Wer in der Eifel Musik macht, läuft sich zwangsläufig über den Weg, da lernt man sich schnell kennen.

Was hat sich verändert?

Müller: Musikalisch hat sich mit Tobi als Songschreiber alles neu sortiert, er hat seine ganz eigene Art an Stücke heranzugehen. Eigentlich wollten wir zum Beginn einfach nur gemeinsam Musik machen, einen Masterplan für ein Bandprojekt gab es da noch nicht. Und auch später haben wir uns nie Fristen gesetzt und ganz ohne Druck gearbeitet. Es gab keine Erwartungen, die wir erfüllen mussten. Gut war, dass wir bei Thomas D. in der Eifel in einem sehr freundschaftlichem Umfeld arbeiten konnten.

Die Heim- und Wirkstätte von Thomas D. Ist ein besonderer Kosmos?

Müller: Einen Kosmos, den wir bereits kannten, die Gastfreundschaft dort ist einfach unglaublich. Es ist eine reizarme Gegend am Rand der Welt, da wird man von keiner Infrastruktur abgelenkt. Es gibt aber der sehr reizvolle Menschen. Thomas D. macht bei einem Song mit und hat sich vor Ort auch dafür interessiert, was in seinem Studio passiert. Nur wenn sich Tobi bei seiner Kaffeetassen-Sammlung bedient hat, gab es manchmal kleine Reibungspunkte (lacht).

Sie haben wegen eines Angstsyndroms pausiert. Was machen Sie jetzt beim Start der neuen Band anders?

Müller: Ich war kein Opfer des Musikbusiness, aber es ist so viel in meinem Leben passiert, das mich auf die Spur der Angst gebracht hat. Geändert habe ich zum Beispiel die Tatsache, dass ich weiß, dass ich nicht zu jedem Zeitpunkt immer alles sofort machen muss. Ich kann auch mal nein sagen, wenn es nötig ist. Man muss immer überprüfen, ob sich die Dinge, die man macht, auch für das Leben lohnen und sollte, wenn es nötig ist, auch mal Pausen einlegen. Ich habe mich vom Leistungsträger wieder zum Mensch entwickelt. Ich bin nicht wie bei Jupiter Jones nur der starke Typ, der Brocken, der vorne steht, sondern bin eigentlich ein ganz sensibles Pflänzchen.

Haben Sie noch Kontakt zu den alten Kollegen?

Müller: Der Kontakt gibt es, aber nur bedingt. Eine Band ist wie eine Beziehung und wenn man sich trennt, macht es Sinn, auch mal eine Zeit lang Abstand zu halten. Aber wir werden uns sicher wieder über den Weg laufen und dann auch mal gemeinsam ein Bier trinken.

Wie läuft die Arbeit an den Songs?

Schmitz: Die läuft im stetigen Austausch zwischen meinem Songschreiben und den Themen und Texten von Nicholas. Da arbeiten wir auch oft parallel und kommen dann wieder zusammen. Wir spielen uns sehr gut die Bälle zu. So ist mit „Die Parade“ ein perfekter Song über den Tod entstanden, ein Song, der nicht tiefschwarz in Moll daherkommt, sondern der viele Farbschattierungen hat.

Welche Rolle spielt der Song „Lady Angst“?

Müller: Er gehört wie „Die Parade“ zu den zentralen Stücken des Albums. Er ist sehr früh entstanden und es war immer klar, dass wir das Thema behandeln wollten. Allerdings wollten wir kein Konzeptalbum zum Thema Angst machen. Als der Song da war, war das wie eine Befreiung für die weitere Arbeit.

Was erwartet die Fans beim Konzert am 26. November in der Kölner Kulturkirche?

Müller: Das Konzert war binnen einer Woche ausverkauft, was uns sehr gefreut hat. Wir werden das komplette Album spielen. Es ist das Releasekonzert für „Weit weg von fertig“ und es ist unser einziges Headliner-Konzert in diesem Jahr. Für uns ist das wie ein Familientreffen mit intensivem Austausch mit dem Publikum.

Welche Beziehung haben Sie als Eifelaner mit Köln?

Müller: Wir kommen aus der Sackeifel und da war Köln natürlich als Jugendliche für uns die erste Anlaufstätte. Ich habe dort kaum ein Konzert verpasst, das ich hören wollte. Aber wirklich gut auskennen tue ich mich in Köln trotzdem nicht und verlaufe mich regelmäßig.

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Ein weiteres NRW-Konzert gibt es am 13. Februar um 20 Uhr im Düsseldorfer Zakk an der Fichtenstraße.

Autor: Das Interview führte Stephan Eppinger