Das Römisch Germanische Museum im Mai 2022.

Köln | ag | aktualisiert | Es war bei einem Herrenessen 2014 des Vereins der Freunde des Kölnischen Stadtmuseums. Kölns damaliger Oberbürgermeister Jürgen Roters machte den Vorschlag eine neue Historische Mitte mit Kölnischen Stadtmuseum, Römisch-Germanischen Museum und der Hohen Domkirche zu begründen. Jetzt, 10 Jahre später, steigt die Hohe Domkirche aus. Begründung: Zu hohe Kosten.

Die Fakten: Beide Museen sind im Interim, also das Kölnische Stadtmuseum und das Römisch-Germanische Museum. Das Römisch-Germanische Museum feiert eigentlich in diesem Jahr 50-jähriges Jubiläum seiner Eröffnung am 4. März 1974. Aber eben nicht dort, wo dies eigentlich zelebriert werden müsste, sondern im Interim im Belgischen Haus. Das Haus, dessen Architektur bei seiner Eröffnung preisgekrönt war, verstand sich als Schaufenster in die Römerzeit. Dort befindet sich das weltbekannte Dionysosmosaik. Und jetzt?

Zu teuer?

Es gibt Pläne, was dort entstehen sollte und eine abgeschlossene Entwurfsplanung. Im September 2023 wurde der Stadt Köln und der Hohen Domkirche eine Kostenberechnung vorgelegt. Baukosten: 207 Millionen Euro. Davon müsste die Stadt Köln 80 Prozent, also rund 166 Millionen Euro tragen und den Rest die Hohe Domkirche. Das ist dieser aber zu viel Geld. „Ich bedauere außerordentlich, dass uns veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen dazu zwingen, die Planungen für unser bislang geplantes Neubauprojekt nicht fortführen zu können“, sagt Dompropst Monsignore Guido Assmann. Er spricht zudem von einer wirtschaftlichen Vernunftsentscheidung.

Oberbürgermeisterin Reker: „Auch wenn ich Verständnis für die Entscheidung der Hohen Domkirche habe, so bedauere ich, dass wir das Projekt nicht wie bisher geplant umsetzen können. Wir werden nun unter den neuen Rahmenbedingungen intensiv beraten, ob und auf welche Weise das erarbeitete Konzept für eine öffentliche Nutzung und zukunftsweisende, kulturelle Bespielung am Fuße des Domes und am Eingang der Via Culturalis dennoch umzusetzen ist.“

Von Roters Rede bleibt eines übrig: Zwei marode Museumsbauten

Kommen wir noch einmal auf den ehemaligen Kölner Oberbürgermeister Roters zurück. Der freute sich ein Jahr später beim nächsten Herrenessen des Vereins über den Wirbel den er mit seinem Vorschlag erzeugt habe. Das war im März 2015. Damals sagte Roters: „Die desolate, nicht mehr hinnehmbare bauliche Situation des Kölnischen Stadtmuseums hier in der Zeughausstraße ist Ihnen bekannt. Dies gilt, lieber Herr Doktor Trier, leider auch für die des Römisch-Germanischen Museums.“ Daran hat sich nichts geändert, auch fast 9 Jahre später, wie wir heute wissen.

Weiter sagte Roters: „Gleichzeitig hatte ich Ihnen versprochen, binnen Jahresfrist klären zu lassen, ob eine solche kühne Idee eine schöne Vision bleiben muss oder aber tatsächlich realisierbar sein sollte.  Denn eines steht fest: Wir können uns Untätigkeit nicht leisten! Wir brauchen die „Allianz für Kultur“. Darauf weisen Sie, liebe Frau Laugwitz-Aulbach, zu Recht mit Nachdruck hin. Ihnen ist es zu verdanken, dass – zum ersten Mal überhaupt – ein Kulturbericht vorgelegt wird. Sie alle erhalten ihn heute Abend. Er präsentiert die Gesamtschau der kommunalen Kultur in ganzer Bandbreite, darunter auch die Museen. Darin ist auch die Rede von der „Historischen Mitte“.  Sollte diese „Historische Mitte“ nicht realisierbar sein, dann werden, das hatte ich Ihnen beim letzten Herrenessen zugesagt und wiederhole es gerne, die nötigen Maßnahmen an den beiden Standorten durchgeführt – inklusive der Generalsanierung der historischen Gebäude hier an der Zeughausstraße und der Erweiterung des Stadtmuseums auf dem Parkplatz.  Das Schlimmste, was wir „zu verlieren“ hätten, sei, so sagte ich Ihnen im vorigen Jahr, „ein Jahr Zeit.“  Heute kann ich Ihnen versichern, dass wir dieses Jahr nicht „verloren“ haben. Ganz im Gegenteil!  Zunächst hat es mich sehr gefreut, dass die Zustimmung zu der für viele überraschenden Idee der „Historischen Mitte“ auf dem Roncalliplatz von Anfang groß war. Und dies ist nach wie vor so. Sie reicht quer durch alle Parteien und die Stadtgesellschaft.“

Jetzt stellt sich im Jahr 10 nach besagtem Herrenessen, die Frage, ob nicht ein Jahrzehnt verloren wurde. Und es bleibt die Frage: Wie haben bereits die Planungen das Stadtsäckel belastet? Was es zu klären gilt.

Erste Reaktionen aus der Kölner Politik

Christiane Martine, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kölner Rat, in einem schriftlichen Statement: „Angesichts der enorm gestiegenen Baukosten ist die Entscheidung der Hohen Domkirche nachvollziehbar. Ein so gewaltiges Projekt ist gerade in den heutigen Zeiten nicht umsetzbar. Jetzt müssen alle Beteiligten gemeinsam erarbeiten, wie das für Köln so bedeutende Domumfeld in Zukunft gestaltet werden kann.“