Alles was Rang und Namen hat
Umso mehr erstaunt es, dass man diese Künstler, die schon auf jeder Kölner Bühne vertreten waren, an drei wie man es nennt "Vor Vorstellabenden" durch mehrere Gremien von Agenturchef, Künstlern und Medienvertretern auswählen ließ, aber man lernt ja bekanntlich im Kölner Karneval nicht aus. Die großen Namen auf der Maritim: "Kalauer", "Et Rumpelstilzje", "Domstürmer", "Achnes Kasulke", "De Boore", "Martin Schopp", "Wanderer", "Fauth Dance Company", H. Knäächte und Mägde", "Beckendorfer Knallköpp", "Die Cöllner", "Klaus und Willi", "Hanak" und "Sr. Tollität Luftflotte".

Auszeichnung für Dr. Joachim Wüst und die "Callas"
Bevor es richtig losging ehrte Robert Greven den Vizepräsidenten des Festkomitees Kölner Karneval, Dr. Joachim Wüst, und die „Callas“ Renate Fuchs und nahm sie als Ehrenmitglieder in den Klub Kölner Karnevalisten (KKK) auf.  Großes Thema bei vielen Rednern, aber auch in der Sektion Comedy & Couplet war natürlich Griechenland, „Kalauer“ und auch Fritz Schopps reimte auf Rettungsschirm und Banking und „Et Rumpelstilzche“ entführt sein Publikum in dieser Session nicht nur in den Märchenwald, sondern auch auf eine Europareise zwischen Politik und Ballermann. Die „Domstürmer“ zeigten wieder einmal, dass sie derzeit zu den absolut besten Gruppen gehören, wenn es um Stimmung im Saal geht. Mit dem neuen Song "Mach Dein Ding", ist den „Domstürmern“ ein echter Kracher gelungen. Es ist an der Zeit umzudenken und die Top Five der Kölner Top Bands zu erweitern. Zu einem der Favoriten gehören dann die „Dormstürmer“.  Die „Domstürmer“ bekamen schon erste Standing Ovations und taten sich etwas schwer die Bühne zu verlassen.

Martin Schopps mit Top-Rede
Frau „Kasulke“, auch Achnes auf der Bühne jenannt hat noch ihren Erwin und setzt sich mit den Schuhproblemen von Fußballfrauen auseinander und testet neuerdings ihren Marktwert. Frau „Kasulke“ hat eine gute Rede diese Session und ist für jede Damensitzung mehr als eine sichere Bank und die Mädels werden schreien. Die "Boore" zeigten sich ungewöhnlich zünftig in Lederhosen, wann war noch mal Oktoberfest, mit einem neuen Frontmann und einer alpenländisch kölsch verschlagerten  Interpretation und Liebeserklärung an "Rosemarie". Paraplüs ich höre Dir trapsen.  Nach dem Abgang von Tommy Watzke präsentierten sich die Boore damit mit dem zweiten neuen Frontmann Thorben Klein, der seit Juli 2010 dabei ist und kamen in großer Besetzung mit Bläserband auf die Bühne. Die "Boore" zeigten einen breit angelegten Schlagersound mit dem sicher auf der Hütte, Mallorca und auch auf einer Sitzung zu recht kommt. Martin Schopps hat die Rednerschule verlassen und ist nun endgültig Martin Schopps, der Beobachtungen und Begegnungen aus dem Leben, von Hunden, Dackeln und viel mehr wunderbar erzählen kann. Schopps kommt auch und gerade bei den Herren gut an und der Abschlussgag (soll auch schon einige Male in der letzten Session zu hören gewesen sein) seiner Rede und Gesang ist ein Megakracher, da fällt der Saal vor Lachen von den Stühlen. [Wenn man den hier erzählt, dann ist er kein Megakracher mehr]

Die „Wanderer“ superb
Bei den „Wanderern“ hat man jetzt eine neue Therapie entdeckt, dass "Bützen jesund" ist. (ist ja gerade auch keine Schweinegrippe in den Medien) Sollte jemand die „Wanderer“ noch nicht kennen, die haben a capella in den modernen Kölner Karneval eingeführt. In dieser Session beschäftigt man sich mit dem Karneval weltweit und passend zur Städtepartnerschaft zwischen Rio de Janeiro und Köln auch mit dem Treiben rund um den Zuckerhut. Der Clou auch eine zuckersüße brasilianische Schönheit tanzt durch die geschniegelten Jungs. Sehr apart. Die Wanderer zeigten nicht nur eine perfekte Show, auch mit ihrer Frage wer das nächste Kölsch ausgibt oder dem Alaaf-Kurs, sondern performten musikalisch auf einem anderen Stern. Das Fazit zur  „Fauth-Dance-Company“ muss heißen keine Herrensitzung in Köln ohne. Die Damen alle Gardemaß ob blond, brunett… mit Beinen bis in den Bühnenhimmel und tanzen auf einem Millimeterabsatz. Respekt.  Im ersten Abschnitt, Schlager und Co, da wollen die Damen ein Foto von ihrem Schatzi… (der Flöckchen-Song)  , na da werden die Herren alle ihr Smartphone mit mindestens 3 Megapixeln zücken, oder vor der Herrensitzung noch upgraden. Neben internationalen Hits und dem Foto-Song brachte die  „Fauth-Dance-Company“ auch einen breiten kölschen Musikblock mit. Kam gut an, auch bei den Damen.
 
Bickendorfer Eheglück – sich mit kölschen Zungenschlag gegenseitig pieksen
Bei den „goldenen Lyskircher Helligen Knäächten und Mägden“ geht die Reise von Köln bis nach München über Berlin und wie immer sind die Goldenen eine echte Augenweide mit ihren wunderschönen Kostümen. Ein besonderer Pluspunkt: Mann singt Live, alleine dafür gibt es einen kölschen Stern und auch dass man sich treu bleibt und auf´s Tänzerische setzt. Blödsinn zum Heulen und die kleinen Probleme des Alltags einer Ehe in Bickendorf zwischen Bier trinken und zu oft den Spiegel zu befragen. „Dann heul doch“ – Mehr muss man nicht sagen und karnevalistische Insider wissen, die „Beckendorfer Knallköpp“ stehen auf der Bühne. Neu ist der Zebralook mit feuerroten Strümpfen bei Lydia, während Rolf klassisch bei Melone bleibt. Bösartig, mit spitzer kölscher Zunge pieksen sich die beiden heftig gegenseitig. Der Saal mehr als erheitert.

Die „Cöllner“ verzichteten auf die "Winzerin vom Rhein" und begannen mit einem neuen Titel der romantisch und sentimental angelegt ist und klarstellt, dass früher alles viel schöner war und der Himmel auch nie mehr so blau wird. Sehr Kölsch und gut gelungen. Beim zweiten Titeln wird´s dann zackig, aber keine Sorge kein Saal-Drill, sondern die „Cöllner“ „zacken“ durchs Leben und die Säle. Auch der dritte Titel neu, eine ruhige Nummer, vorgetragen mit einem Gospelchor.  „Klaus und Willi“, angekündigt von Moderator Robert Greven, als der beste Bauchredner Europas, kamen auch an Herrn Berlusconi nicht vorbei, gingen dann auf Bustour nach Holland und natürlich kam auch das Saal derblecken, Kellner, Fotografen und Publikum nicht zu kurz. Schön der aktuelle Bezug auf die FC Niederlage in Dortmund, die locker aus dem Ärmel und Affen geschüttelt wird. Perfekt. Für die Müsli-Persiflage gab´s offenen Szeneapplaus und am Ende Standing Ovations. „Klaus und Willi“ liefern seit Jahren zuverlässig ein Top-Programm ab und so ist es auch 2012. „Hanak“ hatten vier junge Damen mit dabei zur tänzerischen Unterstützung. „Hanak“ lieferte solide ab, auch wenn sie im Publikum noch polarisieren. Die Jungen tanzten an dem Tischen, die ganz Alten zeigen sich nicht 100 Prozent überzeugt. Das mag aber auch  an der späten Auftrittszeit gelegen haben, denn der Saal zeigte ab Mitternacht doch erhebliche Lücken.

Die lichten Reihen im Saal traf aber auch das „Tanzkorps seiner Tollität Luftflotte“, die eben erst nach Mitternacht in den Saal und auf die Bühne strebten. Trotz der späten Stunde und einer verkürzten Bühne zeigte die Luftflotte eine fantastische Leistung. Das Dombild am Ende bühnenfüllend. Im Foyer gab es dann eine neue Band die „Bobbin `Baboons“. 

Der Klub Kölner Karnevalisten hat nichts falsch gemacht, alles lief wie am Schnürchen, die Show und Bühnenbild perfekt, die Künstler alle exzellent vorbereitet für die großen Bühnen und den kommerziellen Karneval der Session 2012. Damit liefert der Klub Kölner Karnevalisten das Bühnenmaterial das man für eine professionelle Sitzung braucht in voller Breite ab. Show und Musik geht dabei immer mehr in Richtung Top-Entertainment, das Kölsche pflegt sich zumindest in der ersten Abteilung am Rande ein, wird bei manchen Künstlern zur Randnotiz. Im zweiten Abschnitt allerdings bei den „Beckendorfer Knallköpp“, „Cöllner“ und „Hanak“ hielt dann auch das Kölsch Einzug, auch wenn es auch immer wieder ins Hochdeutsche changierte. Schade ist, dass die letzten Künstler vor relativ leererem Saal auftreten mussten, was aber an der späten Zeit nach Mitternacht lag. Vielleicht waren manche Einzelnummern doch ein wenig zu lang für einen Vorstellabend.

Terminhinweis des Klub Kölner Karnevalisten
Die Veranstaltung von Köbes Schumacher "Alles für Andere" wird gemeinsam vom Klub Kölner Karnevalisten und vom Stammtisch Kölner Karnevalisten weitergeführt, nachdem Schumacher seinen Rückzug aus dem aktiven Bühnenleben erklärt hatte. Am Dienstag den 31.1.2011 feiert man diese traditionelle Benefizsitzung im großen Saal des Sartory.

[ag]