Köln | Mehr als 500 Anfragen aus dem In- und Ausland gab es bei Köln Tourismus nach den Vorfällen in der Silvesternacht am Hauptbahnhof. Dazu zählten Medien genauso wie Reiseveranstalter. Trotzdem hielt sich die Zahl der Stornierungen in den ersten Wochen des Jahres bei den Kölner Hotels in überschaubaren Grenzen, auch wenn die Besucherfrequenz an Karneval geringer war. Dieses ist wohl auch dem schlechten Wetter geschuldet, doch es gab wohl auch besorgte Gäste, die in diesem Jahr auf ihren Köln-Besuch verzichteten.

„Wir sind aber optimistisch, dass wir mittel- und langfristig erfolgreich am Image der Stadt arbeiten können und das kein langfristiger Schaden entstanden ist“, sagt Geschäftsführer Josef Sommer. Es sei eine schwierige Aufgabe und Herausforderung, sagt er mit Blick auf das Sicherheitsgefühl nach den Anschlägen von Paris und Istanbul sowie den Übergriffen an Silvester. Genaue Zahlen für die ersten Wochen im neuen Jahr wird es erst im April geben. Aber schon im Dezember gab es Rückgänge bei den Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem Gäste aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden hielten sich zurück. „Das, was in Paris passiert ist, war ein Schock für den Städtetourismus“, erklärt Sommer.

Ansonsten kann man bei Köln Tourismus auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Zwar bliebt die Zahl der Ankünfte und Übernachtungen 2015 unter der Sechs-Millionen-Marke, die steigende Tendenz hielt aber weiter an. So gab es mit 5,98 Millionen Übernachtungen ein Plus von 4,3 Prozent. Bei den Ankünften war es ein Plus von 3,4 Prozent. Im Vergleich mit anderen Großstädten lag Köln bei der Entwicklung der Übernachtungen hinter Berlin und Hamburg, aber vor München und Düsseldorf, das Einbußen verzeichnen musste.

Was den Ertrag aus den verfügbaren Zimmer betrifft, verzeichnete man in Köln einen überproportionalen Zuwachs. Dies hängt auch mit gestiegenen Hotelpreisen zusammen. „Insgesamt haben wir aber bei den Hotels noch zu wenig Kapazitäten. Diese sind mit dem Wegfall des Domhotels sogar weniger geworden, während es bei anderen Städten hier Wachstum gab“, sagt Sommer.

Die meisten Touristen kamen 2015 weiter aus Deutschland gefolgt von Großbritannien, den USA, den Niederlanden, der Schweiz und Italien. Weniger Touristen kamen aus dem krisengeschüttelten Russland (minus 36,5 Prozent). Zuwächse gab es bei Gästen aus Spanien, Italien und der Schweiz. Bei der saisonalen Verteilung des Tourismusgeschäfts, das jedes Jahr einen Umsatz von 6,6 Milliarden generiert, gab es in den ersten vier Monaten starke Zuwächse. Der August war der beste Monat in der Geschichte Köln.

Besonders erfolgreich war 2015 das Kongress- und Messegeschäft. Es gab knapp 48.000 Kongressveranstaltungen mit 3,76 Millionen Besuchern. An der Spitze bleib hier die Banken- und Versicherungsbranche. Erfolgreich war auch das Messejahr und die Entwicklung im Eventbereich. So konnte die Lanxess-Arena ihr bislang bestes Geschäftsjahr vermelden und im internationalen Ranking auf den siebten Platz vorrücken. Wichtige Impulse erhofft man sich aus der Eishockey-WM 2017, die Köln und Paris gemeinsam ausrichten.

Im laufenden und im kommenden Jahr will man den Schwerpunkt auf die Urbanität Kölns legen. Es gehe darum, die Stadt abseits der touristischen Pfade zu erleben – mit versteckten Events und Orten der Kölner Szene im Bereich Urban Art, Mode, Musikkultur, Streetfood, Design und Festivals.

Autor: Stephan Eppinger