Foto: Marcus Wolber,  
Henryk Biniasch, Helmut Krings, Geschäftsführer bei Lienelücke + Reinsch

Die Suche nach qualifizierten Arbeitnehmern
"Das ist bei uns eine längerfristige Entwicklung, die nicht von heute auf Morgen kam. Schon immer setzten wir auch auf ältere Arbeitnehmer," so Helmut Krings, Geschäftsführer bei Lienelücke + Reinsch. Der demographische Wandel zieht an, immer mehr Arbeitnehmer sind über 50 Jahre alt und immer weniger Kinder werden geboren. Da müssen die Firmen nicht nur in Köln darauf reagieren. "An Fachkräfte zu kommen ist schwierig," so Krings, vor allem wenn die Anforderungen an Motivation, Qualität der Arbeit und Flexibilität hoch sind. Diese findet die Firma oft bei erfahrenen älteren Kräften. Erst kürzlich wurden in dem 120 Mann-Betrieb zehn ältere Arbeiter eingestellt. Mit dabei war auch der 50-jährige Henryk Biniasch, der seit 1974 als Sandstrahler im Korrisionsschutz arbeitet. Er ist eines der wenigen Beispiele dafür, wie der reibungslose Übergang von einem insolventen Arbeitgeber zu einem neuen Arbeitsplatz funktionieren kann. Über ein Viertel der Kölner ist über 50 Jahre. Darunter sind 17.000 Arbeitslose, deren Wiedereingliederung auf einen Arbeitsplatz gleich Null ist, sagt Peter Welteres, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit. Besonders im internationalen Vergleich stünde Köln mit seiner Beschäftigungsquote schlecht da: Schweden hat eine Quote von 71 Prozent, Köln hingegen lediglich 39,7 Prozent.

Unternehmen ziehen Profit aus älteren Arbeitnehmern
Oberbürgermeister Fritz Schramma lobt dann auch die Initiative des Unternehmens Lienelücke + Reinsch, ältere Arbeitnehmer einzustellen, betont aber auch den Profit, den Unternehmen daraus ziehen könen: "Das kann als Beispiel Schule machen". Nur auf diese Weise könne die demographische Lücke geschlossen werden, weist Welters auf die zukünftige Aufgabe der Unternehmen hin. Und die Arbeitsagentur kündigte an, ein Programm von 2,3 Millionen Euro in Köln aufzulegen, um Unternehmen zu fördern, die sich dieser Aufgabe stellen. Fünf Ansätze seien notwendig: Die Angestellten müssten länger in Arbeit gehalten werden, hier fordert Welters einen Einstellungswandel bei den Betrieben. Die Weiterbildung müsse gefördert werden, damit auch die Älteren Arbeitnehmer qualifiziert blieben. Daher wird die Arbeitsagentur bei Betrieben bis zu 100 Beschäftigten auf Antrag Weiterbildungskosten übernehmen. Kurzfristig wird das Arbeitsamt 600 über 50-jährige Langzeitarbeitslose coachen und in Praktika vermitteln, damit die Unternehmen feststellen können, welchen Wert ältere Arbeitnehmer haben. Außerdem gewährt die Arbeitsagentur bei einer Einstellung Zuschüsse auf das Gehalt bis zu maximal 50 Prozent. Der Arbeitsagentur Geschäftsführer Welters "Wir fordern die Kölner Betriebe auf, sich bei uns zu melden."

Stadt stellt 100 zusätzliche Azubis ein
Für die Kölner Stadtverwaltung kündigte OB Schramma an, dass 2006 zusätzlich zu den bereits bestehenden 109 Ausbildungsplätze 100 neue geschaffen würden. Damit werde der Ratsbeschluss umgesetzt. Schramma will per Dringlichkeitsbeschluss die Freigabe der Mittel auf den Weg bringen, sodass die Auszubildenden bis September 2006 eingestellt werden könnten. Die größte Anzahl der Ausbildungsplätze wird im gewerblich-technischen Bereich geschaffen: "Da wir keine Garantie auf eine Übernahme nach der Ausbildung geben können, sind das die Ausbildungen mit den größten Chancen auf dem freien Arbeitsmarkt."

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Infobox
Arbeitgeber, die an der Einstellung lebensälterer Arbeitnehmer interessiert sind, erhalten Informationen telefonisch (0221-9429-0), per Fax (022-9429-5005) oder per Mail koeln.buero-geschäftsführung@arbeitsagentur.de

Björn Troll für report-K.de / Kölns Internetzeitun