Das Kölner Bildungsstreik-Bündnis und die Bewegung „Occupy Cologne“ rufen zu Demonstrationen am 17. November auf. Für bessere Bildungsbedingungen sollen Schüler, Studenten und Auszubildende durch die Innenstadt ziehen. Die Großdemonstration des Bildungs-Bündnisses am Donnerstag soll auf die Unterfinanzierung von Schulen und Hochschulen, die schlechten Berufsperspektiven für Jugendliche und die soziale Selektion im Bildungssystem aufmerksam machen. Die Demonstration beginnt um 10 Uhr parallel am Albertus-Magnus-Platz und an der Eitorfer Straße in Deutz. Die beiden Demonstrationszüge werden sich am Kartäuserwall treffen und von dort zur Abschlusskundgebung weiterziehen, die um ca. 13 Uhr am Rudolfplatz stattfindet. Es werden 3.000 Demonstrierende erwartet. Ein Überblick zur Demonstration wird bereits am Dienstag, 15. November um 18 Uhr im Hörsaal II des Hauptgebäudes gegeben. „Occupy Cologne“ beschließt den Aktionstag mit einer Demonstration gegen die Macht der Finanzmärkte. Sie startet um 17:30 Uhr am Barbarossaplatz, Zielpunkt ist die Universität. Verkehrsbeeinträchtigungen sind zu erwarten.

Studenten sehen inhaltliche Überschneidungen
"Unser Protest hat einen gemeinsamen Hintergrund, denn es geht darum, den Ausverkauf unserer Zukunft für private Gewinne zu stoppen. Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt. Wir brauchen endlich eine Umverteilung des gesellschaftlich vorhandenen Reichtums, damit Bildung und Ausbildung, Kultur und soziale Daseinsvorsorge für Alle ausgebaut werden können", erklärt Katharina Sass, Mitglied im Vorstand des AStA der Uni Köln. Seit Juli arbeite das Bündnis in einer guten Struktur zusammen, so Sass. Neben der AStA unterstützen auch die Jugendgruppen der Linken, Grünen und des Gewerkschaftsbundes DGB die Bildungsstreiks.  

„Schule für alle“ gefordert
Leonard Haas stellt im Namen der BezirksschülerInnenvertretung Köln fest: „Mit dem so genannten Schulkonsens, der das gegliederte Schulsystem in der Verfassung festschreiben soll, zeigt die Landesregierung, dass sie die Botschaft unserer letzten Proteste nicht verstanden hat.“ Die „selektive Auslese“, so Haas, müsse beendet werden. Ziel der Proteste ist eine „Schule für alle“, die eine Aufteilung der Schüler erst nach dem 10. Schuljahrgang vorsieht. Der Bildungsgrad solle nicht mehr länger vom sozialen Hintergrund des Elternhauses abhängig sein. Vorbild seien hierbei die skandinavischen Länder, die dieses Schulprinzip seit Jahren mit Erfolg durchführen. Große Kritik übt Haas auch an der Unterfinanzierung der Bildungspolitik: „Die Sparpolitik der Bundesregierung, die auch den Bildungssektor betrifft, ist nur die Kehrseite ihrer gigantischen Ausgaben zur Sicherung der Banken. Faktisch findet gerade eine massive Umverteilung zugunsten derjenigen statt, die ohnehin schon am meisten besitzen." Dies sei auch der Grund, weshalb 80.000 Kinder pro Jahr ohne Abschluss die Schule verlassen würden, was einem Verbrechen gleichkomme, so Katharina Sass.

5.000 Studienplätze fehlen bundesweit
Bundesweit fehlen laut dem Bündnis 5.000 Studienplätze. „Die sinnlose Schulzeitverkürzung wurde durchgezogen, ohne die Hochschulen auf die doppelten Abiturjahrgänge vorzubereiten“, klagt Sass. Regelmäßig überfüllte Plenarsäle seien die Folge. Auch die Uni Köln habe zahlreiche Bewerber ablehnen müssen, obwohl die Anzahl der Studienplätze nochmals angehoben wurde. Eine Abschaffung des G8-Systems sowie der Regelstudienzeit im Bachelor-/Master-Bereich wird ebenfalls gefordert, wie die Abschaffung der Hochschulräte an den Universitäten. An deren Stelle solle ein paritätischer Senat treten, um die Meinung der Studenten mehr in den Vordergrund zu rücken. Insgesamt solle das Schulsystem demokratischer und von dem „krankmachenden Druck für Schüler und Studenten“ befreit werden.

„100% Übernahme“
Antonia Rabente von der Jugend des Deutschen Gewerkschaftsbundes fordert verstärkte Berufswahlorientierung an den Schulen. Die Mehrheit der Schüler kenne gerade einmal zehn traditionelle Ausbildungsberufe und wisse fast nichts über die moderne Arbeitswelt „Fest steht aber auch: Wenn nicht genug Ausbildungsplätze angeboten werden, nützt auch der beste berufsvorbereitende Unterricht nichts“, so Rabente. Die Wirtschaft müsse für ein auswahlfähiges Ausbildungsplatzangebot sorgen. Die sogenannte „Schmalspurausbildung“, eine verkürzte berufliche Erstausbildung auf zwei Jahre, lehne die DGB-Jugend ab. Die Verkürzung trage nur dazu bei, dass die Ausbildung an Attraktivität abnehme. Rabente kritisiert weiter, dass die jungen Erwachsenen nach einer Ausbildung oftmals in der Zeit- und Leiharbeit landen würden. Diese solle abgeschafft werden und eine „100% Übernahme“ in ein Regelarbeitsverhältnis die Zukunftsperspektive der Jugendlichen sichern.

aktualisiert 16.11.2011, 14:15 Uhr
Verkehrsbehinderungen während der Demos
Demonstrationen mit Aufzügen und Kundgebungen werden donnerstags am Vormittag bis über die Mittagszeit im Bereich Köln-Deutz und in der Innenstadt und nochmals am frühen Abend in Teilen der Innenstadt zu Verkehrsbehinderungen führen. Zeitweise muss auch mit Behinderungen des öffentlichen Nahverkehrs gerechnet werden. Auch die Severinsbrücke wird am späten Vormittag betroffen sein. Für beide Demonstrationen gilt, dass an den Aufzugswegen und insbesondere im Bereich der Verkehrsknotenpunkte mit Behinderungen des Individualverkehrs und auch des öffentlichen Nahverkehrs gerechnet werden muss.

Erster Sammelort: Fachhochschule Eitorfer Str.
Wegstrecke ab ca. 10.30 Uhr: Deutz-Kalker-Str. – Gotenring – Tusneldastr. – Waltharistr. – Alarichstr. – Gotenring – Severinsbrücke – Tel-Aviv-Str. – Ulrichgasse – Paulstr. – Heinrichstr. – Steinstr. – Schnurgasse – Vor den Siebenburgen – Am Trutzenberg – Kartäuserwall – (Zusammenschluss mit Aufzug B) und Zwischenkundgebung) – Sachsenring – Salierring – Barbarossaplatz – Hohenstaufenring – Jahnstr. – Frankstr. – Huhnsgasse – Mauritiussteinweg – Bobstr. – Thieboldsgasse – Neumarkt – Hahnenstr. – Rudolfplatz (Abschlusskundgebung).

Zweiter Sammelort: Uni Albertus-Magnus-Platz
Wegstrecke ab ca. 11.00 Uhr: Universitätsstr. – Zülpicher Str. – Dasselstr. – Lindenstr. – Hohenstaufenring – Barbarossaplatz – Salierring – Am Trutzenberg – Kartäuserwall – (Zusammenschluss mit Aufzug A) – weiter wie oben.
Erwartetes Ende ca. 14:30 Uhr.

Sammelort Rudolfplatz
Wegstrecke ab ca. 18.15 Uhr: Habsburgerring – Hohenstaufenring – Zülpicher Str. – Universitätsstr. – Albertus-Magnus-Platz.
Erwartetes Ende ca. 19.00 bis 19.15 Uhr.

[mc]