Köln | Stolz blickt die römische Kaiserin vom Rathausturm über die Kölner Altstadt und den Alter Markt. Ihren Platz unter den Figuren des Turms hat Agrippina die Jüngere im Erdgeschoss direkt neben Augustus und Marcus Vipsanius Agrippa. Insgesamt 124 Figuren befinden sich am Turm des Historischen Rathauses.

Sie zeigen Persönlichkeiten, die die Kölner Stadtgeschichte wesentlich geprägt haben. Karl der Große gehört genauso dazu wie Karl Marx, Meister Eckard, Jan von Werth, Moses Hess, Konrad Adenauer oder Heinrich Böll. Die Frauen sind mit 18 Figuren klar in der Minderheit. Zu ihnen gehören zum Beispiel die „Klosterfrau“ Maria Clementine Martin oder die Frauenrechtlerin Mathilde von Mevissen.

Die heutigen Skulpturen sind ab den späten 80er Jahren von Bildhauern geschaffen und am Turm angebracht worden. Die ursprüngliche Ausstattung des markanten Gebäudes war bereits im 17. Jahrhundert durch Witterungseinflüsse weitgehend zerstört worden. Zwischen 1891 und 1901 wurden vom Direktor des Historischen Archives neue Figuren in Auftrag gegeben. Nach der massiven Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde der Rathausturm wieder aufgebaut und 1975 fertiggestellt. Die Figuren kehrten aber erst in den 80er und 90er Jahren zurück.

Zu den wichtigsten weiblichen Figuren am Turm zählt eine römische Kaiserin: Geboren wurde Agrippina 15 oder 16. n. Chr. als Tochter des Germanicus und ihrer Mutter, die den gleichen Vornamen trug, in Oppidum Ubiorum, dem heutigen Köln. Sie war die Mutter Neros und die Gattin von Kaiser Claudius. Ihr Vater war der Oberbefehlshaber der in Germanien kämpfenden Legionen. Ihr Bruder Caligula ließ sie zu Beginn seiner Herrschaft gemeinsam mit ihren Schwestern wie Göttinnen verehren. Später fiel sie bei ihm in Ungnade und wurde verbannt.

Claudius war ihr Onkel und ihr zweiter Gatte. Die Ehe stärkte ihre Position im römischen Reich, schon zu Lebzeiten wurde ihr der Titel Augusta verliehen. Sie gab ihrem Geburtsort 50 n. Chr. mit Colonia Claudia Ara Agrippinensium den Namen und gilt so als Stadtgründerin Kölns. Deren Bewohner bekamen mit dem Aufstieg vom Oppidum zur Colonia das römische Bürgerrecht. Agrippinas Ende war allerdings weniger schön: die Kaiserin wurde 59 n. Chr. im Auftrag ihres Sohnes Nero ermordet.

Die Statue am Rathausturm stammt vom Bildhauer Heribert Calleen. Gestiftet wurde die Figur 1989 von der Agrippina-Versicherung. Agrippinas Namen schmückt in Köln zudem eine linksrheinische Uferstraße und eine Werft im Süden der Stadt unweit der Alten Uni, wo die TH Köln ihren Sitz hat. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker bekam beim Traditionskorps der Roten Funken bei ihrer Aufnahme den Spitznamen „Agrippina Kurasch“ verliehen, womit die Kölner Stadtgründerin im Karneval ein neues Leben bekommen hat.

DIE SERIE „KÖLNER KÖPFE UND ORTE“

In der Serie „Kölner Köpfe und Orte“ blicken wir auf Persönlichkeiten in der langen Geschichte der Domstadt. Diese hat Feldherren und Politiker genauso hervorgebracht wie herausragende Wirtschaftsführer und Sportler oder bekannte Künstler und Kulturschaffende.

In der ersten Folge drehte sich alles um einen Reitergeneral, der zur Legende wurde: https://www.report-k.de/der-reitergeneral-und-die-hochnaesige-magd/

In der zweiten Folge wird ein Mann beleuchtet, der die Kölner Museenlandschaft nachhaltig prägte: Der Kunstsammler und Gelehrte Ferdinand Franz Wallraf
https://www.report-k.de/koelner-namen-und-orte-der-kunstsammler-und-gelehrte-ferdinand-franz-wallraf/

Ein Kölner Komponist erlangt Weltruhm Jacques Offenbach: https://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-ein-koelner-komponist-mit-weltruhm/

Der Kölner Bundeskanzler – Konrad Adenauer: https://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-konrad-adenauer/