Das Institut – zwischen Institutionskritik und Marketing
„Nichts, nichts! Und zehn Jahre Arbeit!“ ruft der Maler Frenhofer in Honoré de Balzacs berühmter Erzählung „Das unbekannte Meisterwerk“ von 1831 aus. Er ist erschüttert, dass seine Künstlerkollegen sein gemaltes Portrait als unförmige, fleischige Masse wahrnehmen. Mit ihrem an das Zitat angelehnten Titel antwortet Kerstin Brätsch in ihrer Ausstellung auf den hysterischen Ausbruch Frenhofers und will sich als sein künstlerisches Gegenstück inszenieren. Dabei lässt sie Malerei zu einem multifunktionalen Material werden. Große, auf Edelholzrahmen aufgelegte, Papiermalereien sind im Ausstellungsraum in Reihe aufgestellt oder gestapelt. Dem gegenüber steht die fünfteilige Arbeit „Thus!“. Dies sind „Malereien“ auf Polyesterfolie  von Kerstin Brätsch und Stoff von Adele Röder. Gemeinsam betreiben die beiden Künstlerinnen seit 2007 „Das Institut“, eine Agentur für Import und Export.


Foto: Die beiden Künstlerinnen Kerstin Brätsch und Adele Röder von
„Das Institut“


Ebenfalls gemeinschaftlich produziert hat „Das Institut“ die Diaprojektion „Viola“. In einem schmalen, laufstegartigen Tunnel projizieren Röder und Brätsch Portraitfotos der beiden, in denen ihre Körper zur Leinwand werden und der Schleichwerbung für ihre Produkte dienen. Make-up wird hier zur Kunstform erhoben. Erstmals präsentieren Kerstin Brätsch und „Das Institut“ in Köln die neue Modekollektion „Schröderline“: digital gestrickte Hosenanzüge – maßgeschneidert auf die Modelle Röder und Brätsch – und die „Parasite Patches“, eine Serie mehrlagiger Strickelemente, die per Druckknopf an vorhandene Kleidung angebracht werden können und Propaganda für die eigene Produktion machen.

Die Ausstellung „Nichts, Nichts!“ wird heute Abend um 19 Uhr eröffnet und ist dann vom 5.2. bis 20.3.2011 im „Kölnischen Kunstverein“ in der Hahnenstraße 6 zwischen Rudolfplatz und Neumarkt zu sehen, Ausstellungsführungen finden freitags um 17 Uhr statt. Im Sommer 2011 erscheint das erste Künstlerbuch von Kerstin Brätsch bei Christoph Keller Editions, gemeinschaftlich produziert vom Parc Saint Léger, Pougues-les Eaux, der „Kunsthalle Zürich“ und dem „Kölnischen Kunstverein“.

Klaus Pauly für report-k.de | Kölns Internetzeitung