"Cocooning" war mal ein Modebegriff in den 90er Jahren des letzten Jahrtausends für Menschen, die den Rückzug ins Private angetreten sind. Jetzt ist Köln die erste Großstadt die "Cocooning" betreibt, kein Karneval mehr auf dem innerstädtischen Neumarkt, Public Viewing für die EM 2008 nur auf einer Kies-Brachfläche mit Blick auf S-Hochbahn, Messe und Gewerbegebiet und die vielen anderen Beruhigungsmassnahmen des Platzkonzeptes. Dass man für die unattraktive Kiesfläche in Deutz keinen Interessenten gefunden hat, legen böse Zungen den dafür politisch Verantwortlichen schon heute als bewußte Tat aus.

Wenn Köln so weiter macht, ist Köln bald keine Stadt der Events mehr, auch kein Gefühl mehr, lebensfroh und offen sowieso nicht mehr und Großstadt gleich gar nicht mehr. Die, die in einer Stadt wie Köln immer die Fahne der Anwohner vor sich hertragen, sollten wissen, dass es nimmermüde Querulanten gibt, die auf dem Land gegen den Lärm von muhenden Kühen prozessieren. Jeder der sich für eine Wohnung in der Innenstadt einer deutschen Großstadt entscheidet, der weiß was er tut und um die Konsequenzen.

Urbanes Leben entsteht nicht auf abgelegenen Kiesflächen, sondern im Herzen der Stadt. Köln, auch die Kölner Wirtschaft, hat es bitter nötig, ein lebendiges, quirliges Bild einer weltoffenen und toleranten Metropole nach Außen zu vermitteln, um den Strukturwandel zur Dienstleistungsstadt mit einem vielfältigen Event- und Kulturangebot zu schaffen. Hier haben die medialen Bilder der WM 2006 geholfen, Köln sollte diese Chance auch für 2008 nutzen. Menschen die im Rheinauhafen in Zukunft arbeiten, wollen nicht zum Abendvergnügen in eine andere Stadt pendeln…

[ag]