Köln | Es ist ein Drama, das krasser wohl kaum sein kann.
Der Kölner Hassan Magdi (46) steckt mitten im Krieg im Sudan fest. Doch auf dem Weg zum Flughafen wird er bei den Kontrollen der Milizen trotz Vorzeigen seines deutschen Passes abgewiesen – „weil er kein Weißer ist.“
Das berichtet ein schockierter Hans Mörtter gegenüber report-K. Der frühere Pfarrer der Lutherkirche aus der Südstadt kann wie Magdis Freundin, Sozialarbeiterin Anne aus der Ferne nur mitbangen, ob er noch aus der umkämpften Hauptstadt eine Rettungsmaschine erreichen kann, die die Bundeswehr aktuell bereit stellt. Seit Sonntag konnten bereits 300 deutsche Staatsbürger ausgeflogen werden.
Doch Hassan – noch nicht.
Mörtter korrespondiert mit seinem Freund per sms. Hassan ist gebürtiger Sudanese, seit über 20 Jahren in Köln und deutscher Staatsbürger, wohnt in der Südstadt. Spitzname: „Rastaman“ nennen ihn seine Freunde.
Mit Mörtter verbrachte er vor wenigen Wochen, BEVOR der Krieg ausbrach, eine Tour in seinem Heimatland, um dort in der Flüchtlingshilfe nachhaltig aktiv zu werden.
Mörtter flog zurück, „Hassan ist da geblieben, weil wir dank seines Netzwerkes zwei Schulen unterstützen wollten. Er sollte letzte Woche zurückkommen, doch ausgerechnet dann brach der Krieg aus.“
Der Geistliche konnte Magdi jetzt 2500 Euro überweisen, damit versucht der sich den Transport zu den Flugplätzen 25 km ausserhalb der Hauptstadt Khartum zu erkaufen.
Mörtter: „Da landen die deutschen Maschinen, er hat 5 Stunden gebraucht um dahin zu kommen, hat Leichen am Straßenrand gesehen. Dann hat das sudanesische Militär, weil er zwar Deutscher sei, aber kein Weißer, ihn nicht durchgelassen. Wegen der Hautfarbe. Es laufen derzeit die Drähte im Auswärtige Amt heiß, es laufen die Verhandlungen, dass auch „nicht-weiße Deutsche“ in ein Rettungsflugzeug kommen.“
Was für ein Drama. In der Hauptstadt toben die Kämpfe, Krankenhäuser wurden geschlossen, das entsetzliche Leid der Zivilbevölkerung nimmt zu.
Mörtter berichtet weiter: „Hassan hat jetzt am Stadtrand von Khartum einen Unterschlupf gefunden. Es gibt kaum Essen, wir konferieren per sms, das ist die einzige Kontaktmöglichkeit. Er ist am Ende. Von einem Waffenstillstand kann keine Rede sein, es wird geschossen in der Stadt. Es gibt kein Benzin, er weiß nicht, ob er nochmal eine Transportmöglichkeit findet. Gestern ist ein französischer Evakuierungsbus beschossen worden. Er ist entsetzt von der Unmenschlichkeit.“
Mörtter hat nur eine Hoffnung: „Botschaft und Auswärtiges Amt versuchen ihn rauszuholen. Er braucht Dokumente auf arabisch, die Kontrolleure akzeptieren seinen deutschen Pass nicht.“