Eine Allianz der ungewöhnlichen Art haben in diesen Tagen das Festkomitee Kölner Karneval und Kulturschaffende in Köln geschlossen. Mit einem Wagen für den Rosenmontagszug demonstrieren sie gegen den Abriss des Schauspielhauses. Damit ist ein weiterer der so genannten „Geheimwagen“ des Festkomitees heute gelüftet worden. Doch nicht nur das. Wahrscheinlich das erste Mal in der Geschichte des Kölner Karnevals wurde der Wagen außerdem bereits heute der Öffentlichkeit präsentiert – und das vor dem offiziellen Richtfest der Zugwagen. „Das Thema brennt derzeit und bewegt die Bürger. Durch diese Art der Vorstellung bekommt das Thema einfach mehr Öffentlichkeit. Da muss man auch einmal von der Tradition abweichen“, erklärte heute Christoph Kuckelkorn, Leider des Rosenmontagszuges, seine Entscheidung.

Nachhaltigkeit statt Symbolik
Und so zogen heute trotz Regen zahlreiche Kölner Kulturschaffende den Rosenmontagszugwagen symbolisch durch die Kölner Innenstadt bis zum Schauspielhaus. Dort angekommen appellierten sie noch einmal an die Stadt Köln, ihre Planungen für einen Neubau zu stoppen. „Wir wollen in diesem Haus bleiben, indem bereits so viele tolle Aufführungen stattgefunden haben“, betonte Stefan Kraus, Leiter des Kolumba. Er befürchtet zudem, dass der Neubau nur eine symbolische Wirkung haben könnte, ohne die Lage wirklich zu verbessern. „Wie soll hier ein Haus mit anspruchsvoller Architektur entstehen, wenn noch nicht einmal das alte Haus in guter Verfassung gehalten wurde“, so Kraus. Statt auf Symbolik zu setzen, sei es gerade in diesen Krisenzeiten wichtig, zu einer „Kultur der Nachhaltigkeit zurückzukehren“, forderte der Museumsleiter. Und das Schauspiel Köln sei allein durch die Arbeit der Künstler wertvoll genug, findet Kraus.


Foto: Rosenmontagszugleiter Christoph Kuckelkorn (3.v.l.) und die Kammerkätzchen und Kammerdiener der Schnüsse Tring zusammen mit ihrem Präsidenten Achim Kaschny marschierte heute bei der Demonstration selbst mit.


“Karneval mischt sich immer ein“
Das Festkomitee selbst will mit diesem Wagen nicht direkt Stellung beziehen. „Wir bieten den Kölner Künstlern damit eine Plattform. Denn der Karneval mischt sich immer ein“, erklärte Kuckelkorn. Allerdings sei es nicht die Aufgabe des Festkomitees, über die Planungen zu entscheiden. Er persönlich sei jedoch von den Argumenten von Karin Beier, der Intendantin des Schauspiels, überzeugt. Angesichts der Haushaltslage der Stadt sei es nun vielleicht an der Zeit, dass die Stadt Köln ein Zeichen zu mehr Sparsamkeit setze. „Schließlich geht es hier um das Geld der Bürger“, betonte der Zugleiter. Gerade in der Zusammenarbeit zu dem Wagen habe er bemerkt, wie sehr das Haus selbst den Kölnern am Herzen läge. Beim Rosenmontagszug selbst wird die Alte Kölner Karnevalsgesellschaft „Schnüsse Tring“ 1901 e.V. mit dem Persiflagewagen mitziehen.

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Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung