Schon beim ersten Walzer und Rieu verspricht viele Walzer wird Schloss Schönbrunn aus Wien riesig projeziert. Und jeder, der vor kurzem erst die Sissi-Trilogie mit Romy Schneider und Böhm gesehen hatte, zitterte sofort mit und bekam Gänsehaut und träumte mit romantisierenden Blicken vom 19 Jahrhundert mit seinen Bällen, höfischem Zeremoniell und langen Kleidern. Und genau diese kleine Flucht aus dem Alltag inszeniert Rieu mit seinem Orchester als heile Welt aufs Beste. Etwa wenn er seine vier Enkelkinder einblendet und davon schwärmt vier mal Opa geworden zu sein. Und die ganze Lanxess Arena lächelt dazu. Überhaupt war beim Konzert Dauerlächeln angesagt.


Dreimal schon hat Rieu die Goldene Stimmgabel und im Jahr 2010 die Karlsmedaille für europäische Medien erhalten. Für seine Konzert-Tourneen unterhält Rieu ein eigenes Unternehmen, das seinen Sitz in Maastricht hat. Rieu spielt selbst Geige und leitet dabei das „Johann-Strauß“-Orchester, auch das nach historischem Vorbild. Dazu wird sein Konterfei für die Fans aber über zwei Großbildleinwände projeziert und die hängen an seiner Stradivari. Rieu schafft musikalische Leichtigkeit mit populärer klassischer Musik, die er auch noch konsumig aufbereitet, das werfen ihm Kritiker vor. Sein konservatives Publikum zollt ihm dafür viel Respekt und liebt ihn.

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