Köln | Am gestrigen Dienstagabend kehrten die Beatles zu einem Reunion-Konzert auf die Showbühne zurück. Auch wenn dies nur der zweite Teil der neuen Show im Kölner Musical Dome ist. Die Fans waren trotzdem begeistert. Am Ende wurde sogar geschunkelt. Die Beatles verbinden den Musikgeschmack gleich mehrerer Generationen.

Die Beatles sind ein Musikphänomen und bis heute unerreicht. Sie schafften als einzige gleich fünf Top-100-Billboard-Platzierungen in den USA und sie beeinflussten mit ihren musikalischen Kreationen und Melodien Hunderte Bands und Millionen Fans. Grund genug den „Pilzköpfen“ eine Hommage zu widmen. 2012 als En-Suite-Produktion im Londoner Prince of Wales Theatre gestartet, begeisterte die Show mit den Fab Four in den folgenden Jahren nicht nur Beatles-Fans im Königreich, sondern auch im deutschsprachigen Raum. Nun kehrt das Ensemble für eine knappe Woche nach Köln zurück.

36 Lieder intonierten die vier Beatles-Darsteller und ihre Begleitung, bestehend aus drei Cover-Musikern im Hintergrund. Im ersten Teil des zweieinhalbstündigen Beatles-Medleys sind die Fab Four in „The Royal Variety Performance“, danach vor der Kulisse des legendären Konzert im Shea Stadium in New York zu sehen. Schon hier macht sich Begeisterung breit. Da fällt die anfangs etwas holprige Gesangsperformance von John-Lennon-Darsteller (Michael Gagliano) kaum ins Gewicht. Umso überzeugender die Darbietung von Emanuele Angeletti, der als „Paul“ stimmlich seinem Vorbild zumindest ebenbürtig ist.

Auch in den beiden weiteren Auftritten Sgt. Pepper (in den Phantasiekostümen wie auf dem Cover der gleichnamigen LP) und Abbey Road wissen die vier zu überzeugen. Bei „Penny Lane“ sang das Auditorium erstmals und aus Tausend Kehlen mit, bereits zuvor erhoben sich die Premierengäste, um bei „Twist and Shout“ den Hüftschwung zu üben. Und auch das vierte und letzte Konzert des ersten Teils („Abbey Road“) überzeugt, die letzten drei Songs erlebten die Zuschauer wieder im Stehen. Man hatte das Gefühl, die aktive Beatles-Karriere im Zeitraffer mitzuerleben, denn auch die Gesichtshaare der Akteure wuchsen mit. Die Unterbrechungen zwischen den vier Konzerten wurden mit historischen Werbespots unterdrückt. Ob Coca-Cola (in der Familienflasche), Puschkin („für den harten Mann“), Nuts oder das längst verschollene HB-Männchen, jeder Spot wurde mit herzhaften Lachern begleitet, was die gefühlte Länge der Pausen merklich verkürzte.

The Reunion – ein Füllhorn bekannter Melodien

Der zweite Teil dieses Beatles-Festes umfasst das Konzert anlässlich des 40. Geburtstags von John Lennon am 9. Mai 1980 („The Reunion“). Auch wenn dieses Konzert eine Fiktion ist, die Beatlemania ist ungebrochen. Neben Klassikern aus der letzten Schaffensperiode wie „Let It Be“, „Here comes the Sun“ oder „Hey Jude“ werden dann auch die Solo-Werke aller Vier intoniert. Auch wenn beispielsweise „Get my mind set on you“ des 2001 verstorbenen Beatle George Harrison (John Brosnan) erst lange nach 1980 in die Charts kam, es tat der Begeisterung keinen Abbruch.

Gerade der zweite Teil zeigt den enormen Einfluss, den die Beatles auch weit nach ihrer Trennung im Jahr 1970 auf die internationale populäre Musik ausübten. Ob „My Sweet Lord“ von John Harrison, „It don’t come easy“ von Ringo Star, „Just startin over“ von John Lennon oder „Live and Let Die“ von Paul McCartney, die Vier waren auch nach 1970 vor ihrer Zeit und schenkten der Welt unvergessliche Melodien.

Zum Schluss gab es mit „Let It Be“ und „Hey Jude“ noch zwei Zugaben, die wohl platziert noch einmal zu Begeisterungsrufen und Sprechchören animierten und das Publikum am Ende sogar zum Schunkeln einluden. Den Beatles allerdings auch dieser im Rheinland sehr wohl bekannten Begleitbewegung den Ursprung zuzusprechen, wäre dann doch etwas vermessen. Egal: Das Publikum, gefühlt von 18 bis 80, hat es genossen und ging mit einem Lächeln im Gesicht an die frische Luft.

Autor: Ralph Kruppa | Foto: Julia Russell
Foto: Die Beatles begeistern auch knapp 50 Jahre nach ihrer Trennung noch viele Fans. Gestern Abend traten die Fab Four zu ihrem Reunion-Konzert im Kölner Musical Dome an und das Auditorium sang und tanzte mit. Foto: Julia Russell