Köln | Das Museum für Ostasiatische Kunst zeigt mit der Ausstellung „Boro“ rund 50 seltene Kleidungsstücke und Gebrauchstextilien, die zwischen 1850 und 1950 in Japan entstanden.  Diese ursprünglich aus der Not geborenen Kleidungsstücke entfalten eine ganz eigene Ästhetik des Unvollkommenen.

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Das japanische Wort „boro“ bedeutet grob übersetzt „zerfetzt“ oder „zerstückelt“ und bezeichnet hier die Indigoblau gefärbten Flickengewänder der japanischen Landbevölkerung.

Begehrte Baumwollstoffe

Bis in das 20. Jahrhundert waren die zunächst importierten Baumwollstoffe der feudalen Oberschicht vorbehalten. Abgetragen gelangten die begehrten Stoffe über Lumpenhändler preisgünstig in die Hände der unteren Schichten auf dem Land, die daraus eindrucksvolle Flickenkleidung von hohem ästhetischen Reiz schufen. So wurden die Stoffe auch teilweise aufgetrennt und am Webstuhl neu verwebt. Baumwollstoffe waren bei der japanischen Landbevölkerung des 19. Jahrhunderts vor allem deshalb so begehrt, weil sie im Gegensatz zu den traditionell einheimischen Materialen wesentlich besser wärmten. Traditionell wurde in Japan Kleidung aus Pflanzenfasern wie Leinen, Ramie, Maulbeerrinde, Glyzine oder auch Nessel gewebt.

Wertschätzung des Unvollkommenen

In ihrer minimalistischen Schönheit stehen diese Recycling-Textilien für künstlerische Kreativität und bei gleichzeitiger Wertschätzung des Unvollkommenen, aber auch für den Respekt vor dem natürlichen Material und der darin steckenden Arbeit. Bei dem Gezeigten handelt es sich um eine Ausstellung der Domaine de Boisbuchet / C.I.R.E.C.A., Frankreich, ergänzt durch Exponate des Museums für Ostasiatische Kunst, wie etwa die „Kesa“ genannten Mönchsumhänge. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass kostbare Stoffe zu Flicken zerschnitten wurden, um dann die Umhänge für die Geistlichen daraus zu schneidern. Der Flickenumhang war Ausdruck der Armut und Mittellosigkeit, der sich die Mönche verschrieben hatten. Diese „Kesa“ gelten als die Vorläufer der „Boro“-Kleidung.

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Ausstellung
„Boro – Stoffe des Lebens“
28. März bis 2. August 2015
Museum für Ostasiatische Kunst

Termine für Führungen:

So, 29.03.2015, 12:00 Uhr
So, 12.04.2015, 12:00 Uhr
So, 19.04.2015, 12:00 Uhr
Do, 23.04.2015, 15:00 Uhr
So, 26.04.2015, 12:00 Uhr

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Autor: Daniel Deininger
Foto: Vom 28. März bis 2. August 2015: „Boro – Stoffe des Lebens“ im Museum für Ostasiatische Kunst.