Das Bild zeigt die Installation "The Documentary: Geocentric Puncture" von Guan Xiao in der Präsentation "Über den Wert der Zeit" im Museum Ludwig in Köln am 9. August 2023. | Foto: Grümer

Köln | Das Museum Ludwig zeigt alle 2 Jahre Gegenwartskunst aus der eigenen Sammlung in einer neu gestalteten Präsentation. In diesem Jahr lenkt das Museum den Blick auf unterschiedliche Verständnisse von Zeit. Es werden Werke von Künstler:innen gezeigt, die das Thema Zeit in ihren Arbeiten auf unterschiedlichste Art aufgreifen.

Der Ausgangspunkt der Ausstellung ist Walter Benjamins Bild des „Engels der Geschichte“. Mit diesem Bild stellte er 1940 das Verhältnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Dieses Denkbild findet sich in verschiedenen Facetten in den ausgestellten Werken wieder.

Besucher:innen können die Präsentation ab dem 10. August bis zum 31. August 2025 besuchen.

Werke, die den Blick auf Zeit hinterfragen

The Documentary: Geozentric Puncture von Guan Xiao, 2014

Die Künstlerin bedruckte große Vinylbögen mit Schlangenmuster. Diese hängen von metallenen Halterungen herunter und dienen zugleich als Unterlage für ausgewählte Gegenstände. Die Gegenstände sind neuste optische Geräte, Alltagsgegenstände und Plastiken, die das antike Symbol der sich selbst verzehrenden Schlage und die steinernen Köpfe von den Osterinseln zitieren. So bilden 2 sich gegenseitig filmende Überwachungskameras das zeitgenössische Gegenstück zur Schlange, in der Zukünftiges und Vergangenes in der Jetzt-Zeit zusammenfallen.

Das Bild zeigt einen Teil der Installation „The Documentary: Geocentric Puncture“ von Guan Xiao in der Präsentation „Über den Wert der Zeit“ im Museum Ludwig in Köln am 9. August 2023. | Foto: Grümer

Soundings von Robert Rauschenberg, 1968

Die Installation von Robert Rauschenberg besteht aus 3 Plexiglasschichten. Die erste ist verspiegelt. Auf der zweiten und dritten wurden Fotografien eines Stuhls aus verschiedenen Perspektiven mit Siebdruck aufgebracht. Zwischen den Plexiglasschichten hängen zusätzlich Glühbirnen. Auf Geräusche hin leuchten diese je nach Lautstärke des Geräusches auf. Die Besucher:innen werden somit zweifach einbezogen: Einerseits sehen sie sich in ihrem eigenen Spiegelbild. Zusätzlich können sie mit ihren Geräuschen steuern, wie die Ansichten der Stühle sichtbar werden. Die Installation macht die Besucher:innen zu aktiven Teilnehmer:innen. Dadurch gewinnt die Installation ihr wechselhaftes Erscheinungsbild im Hier und Jetzt.

Le Rodeur: The Cabin von Lubaina Himid, 2017

„The Cabin“ ist von Ornamentstreifen eingefasst. Der Bildtitel erinnert an die Ereignisse, die sich 1819 auf dem französischen Sklavenschiff „Le Rodeur“ zugetragen hat. Auf dem Schiff mit 160 Versklavten und einer 22-köpfigen Mannschaft brach eine Augenkrankheit aus, die auch mangelnde Unterbringungsbedingungen zurückzuführen war. Die Besatzung warf viele der zu Ware herabgewürdigten Menschen über Bord. Anstatt diese Gewalt darzustellen, entwirft die Künstlerin ein Bild solidarischer Zuwendung. Dies ist als Aufruf gemeint. Denn jedes Historiengemälde handele nach Himid von denen, die es betrachten.

Das Bild zeigt das Bild „Le Rodeur: The Cabin“ von Lubaina Himid in der Präsentation „Über den Wert der Zeit“ im Museum Ludwig in Köln am 9. August 2023. | Foto: Grümer

Extended Stay von Carolyn Lazard, 2019

Die Installationsansicht zeigt eine Gelenkarmbefestigung, wie sie in medizinischen Einrichtungen genutzt wird. Diese ragt von der Wand in den Raum hinein. An ihrem Ende ist ein Monitor angebracht. Dieser zeigt in einer Dauerschleife live Fernsehprogramme in schnellem Wechsel. Die Besucher:innen können sich dort setzen. Was in diesem Moment über die Arbeit „Extended Stay“ ausgestrahlt wird, könnte zeitgleich in einer Klinik von einer Person gesehen werden, deren Erkrankung einen längeren Aufenthalt erfordert. Dabei ist die Erfahrung jedoch verschieden. Die Künstlerin thematisiert in ihren Arbeiten den Ausschluss befördernden Abieismus, die Bewertung von Menschen anhand ihrer körperlichen und psychischen Fähigkeiten.

Das Bild zeigt die Installation „Extended Stay“ von Carolyn Lazard in der Präsentation „Über den Wert der Zeit“ im Museum Ludwig in Köln am 9. August 2023. | Foto: Grümer

Insgesamt besteht die Präsentation aus 24 Installationen, Werken, Drucken und Bildern. Report-K hat sich einige dieser Werke genauer angesehen.

agr