Die Mitbegründerin des Kölner Frauengeschichtsvereins organisiert auch Stadtführungen zu frauenspezifischen Themen. „Im Laufe der letzten Jahre habe ich immer wieder interessante Geschichten gefunden und abgeheftet. Bei meinen Recherchen konnte ich darauf zurückgreifen“, berichtet Franken. So stieß sie etwa auf einem Plan des Kölner Hauptbahnhofs auf einen so genannten Mädchenschutzraum“. „Um die Jahrhundertwende pflegte man alleinreisende Frauen in Empfang zu nehmen und etwa zur Arbeitsstelle zu begleiten, weil man befürchtete, sie könnten Zuhältern in die Hände fallen. Daraus hat sich später die Bahnhofsmission entwickelt“, fand Franken heraus. In der Straße Am Hof gab es ab 1910 einen Frauenclub, in denen sich höher gestellte Frauen trafen und etwa politische Vorträge anhörten oder die clubeigene Bibliothek nutzen konnten. Zudem bot der Club auch Übernachtungsmöglichkeiten für alleinreisende Frauen.

Viele der Bilder im Führer fand Franken übrigens nicht in öffentlichen Archiven, sondern in privaten Fotoalben. So ist etwa im Buch ein Foto von feiernden Frauen zu Weiberfastnacht auf dem Alter Markt in den 30er Jahren zu sehen.

Autorin sorgte für Änderung eines Straßennamens
Franken setzte sich in ihrer Eigenschaft als Mitglied des Frauengeschichtsvereins auch dafür ein, dass die weiblichen Figuren auf dem Kölner Rathaus von fünf auf 18 erweitert wurden. Diese sind ebenfalls im historischen Stadtführer abgebildet und beschrieben. Ebenso geht Franken auf die Geschichte der Seidenmacherinnengasse ein, die zuvor Seidenmachergasse hieß. „Europaweit war es eine wirtschaftliche Besonderheit, dass es Frauenzünfte in diesem Beruf gab“, so Franken. Geändert wurde der Straßenname auf Betreiben des Frauengeschichtsvereins in den 80er Jahren.

Rolle der Frauen in Geschichtswissenschaft kaum erforscht
„Auf diesen Reiseführer haben wir lange gewartet“, meint Christine Kronenberg, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köln. „Frauen sind in der Geschichte nicht so prägnant, weil sie in der männlichen Sprachform geschrieben wird. Ihre Errungenschaften sind vielfach unerwähnt und unsichtbar.“ Und Sozialdezernentin Marlis Bredehorstr ergänzt:
“Es ist unheimlich wichtig, dass die Geschichte der Frauen überhaupt erforscht wird. Das ist ein großes Manko in der Geschichtswissenschaft“. Gerade deshalb sei es wichtig, auch positive Vorbilder wie Hertha Kraus, frühere Leiterin der Riehler Heimstätten, aufmerksam zu machen. Das Stadtführer ist im Buchhandel erhältlich.

Infobox:
Frauen in Köln. Der historische Stadtführer
Irene Franken
J.P. Bachem Verlag
304 Seiten, mit 322 Abbildungen und zwei Karten
kartoniert
16,95 Euro

Nadin Hüdaverdi für report-k.de/ Kölns Internetzeitung