Wartende Frauen an der Haltestelle auf dem Neumarkt, zwei junge Männer an einem Spielautomaten, zwei Kölner auf einer Parkbank, am Rhein oder am Flughafen. Auf den ersten Blick zeigen die Fotos von Heinz Held alltägliche Szenen aus dem Leben in Köln. "Das Besondere merkt man nur, wenn man länger hinschaut", erklärte heute Werner Schäfke, ehemaliger Direktor des Kölner Stadtmuseums und Herausgeber des Fotobands. Und tatsächlich gelang es Held in seinen Fotos ganz besondere Momente des Alltags festzuhalten. In den Blicken, Gesten, Haltungen der Kölner spiegelt sich die Freude, Neugier, Müdigkeit und Spannung der Wirtschaftswunderzeit. Auch Schäfke selbst stellte im Laufe seiner Recherchen fest: "In den Ausdrücken der Menschen erkennt man die Tiefe des Lebens."

"Unglaubliche Treffsicherheit" für spezielle Momente
Dabei war Heinz Held ein unaufgeregter Fotograf. "Er war in erster Linie ein Mann des Wortes", erinnerte sich heute Renate Gruber, die an der Seite ihres Mannes Held immer wieder begegnete. Erst später entdeckte er die Fotografie für sich. Dabei war er vor allem von der schnellen Kleinbildkamera begeistert. Denn die ermöglichte es ihm, den "richtigen" Moment festzuhalten. Held hatte eine "unglaubliche Treffsicherheit", so der ehemalige Held-Mitarbeiter Joachim Born, für spezielle Momente. Dank der schnellen, kleinformatigen Leicra bemerkten die Kölner den Fotografen meist gar nicht oder erst nach dem Auslösen. So gelangen Held gewissermaßen Fotos aus dem Hinterhalt. Gerade dadurch vermitteln sie jedoch ein authentisches Bild der Stadt. "Inszenierte Aufnahmen war ihm ein Greuel", so Born.

"Die Magie des Banalen"
Heinz Held wurde 1918 in Zeitz im heutigen Sachsen-Anhalt geboren und verstarb am 12. November 1990 in Köln. Seit 1947 hatte er in der Donstadt als Schriftsteller und Fotograf gearbeitet und gelebt. Von den Trümmerzeiten bis in die 1970er Jahre porträtierte er Köln und seine Bewohner. In einer Notiz zu seinen Kinderfotos aus dem Jahr 1962 erklärt Held sein Motiv selbst so: "Ich bin ‚Imi‘. Ich wohne seit fünfzehnt Jahren in dieser Stadt. Ebenso lange umwerbe ich sie. Ich suche ihren geheimen Wissengründen nach. Ich lasse mich von ihrer Lebensluft tragen." Diese liebenswürdige, stille Art spiegelt sich auch in seinen Bilder wieder, die die "Magie des Banalen", so Held selbst, festzuhalten suchen. "Er war ein Weintrinker, ein Genießer", so Grube, und als solcher streifte er auch durch "sein" Köln.

Auf den Spuren der Zeit
Das Fotobuch präsentiert nun erstmals eine große Auswahl von Heinz Held. Sie stammen aus dem Nachlass, die Held 1990 dem Museum Ludwig übergab. Das fotografische Werk umfasst rund 30.000 Aufnahmen. Sein Wunsch daraus einen Fotoband nach eigenen Vorstellungen zu komponieren, erfüllte sich zu seinen Lebenszeit allerdings nicht mehr. Mit dem neuen Fotoband wird er ihm nun nachträglich ermöglicht. Sortiert sind die Fotos dabei wie in Helds Archiv selbst nicht chronologisch, sondern nach thematischen Bezügen – etwa zum Verkehr, dem Stadtbild, den Ringen, den Kölner Kindern, dem Rhein und natürlich dem Dom.

Ergänzt werden die Schwarz-weiß-Aufnahmen durch Helds eigene Anmerkungen sowie durch Renate Grubers Erzählung eines Besuches bei der Familie Held. In den letzten Kapiteln des Buches berichtet Joachim Born zudem von dem Studio Helds, das inzwischen als erste Fotogalerie Kölns in die Stadtgeschichte eingegangen ist, obwohl Held anfangs Ausstellungen mit Illustratoren zeigte. Den Abschluss bildet eine erste Annäherung von Werner Schäfke an Held und seinen Weg auf den Spuren des Fotografen.



Heinz Held. Köln in Wirtschaftswunderzeiten
Mit Texten von Heinz Held und Beiträgen von Joachim Born und Renate Gruber
Hrsg. Von Werner Schäfke
312 Seiten, gebunden
Köln: Emons Verlag 2011
ISBN: 978-3-89705-874-3
Preis: 49 Euro (D), 50,50 Euro (AT)

Cornelia Schlößer für report-k.de | Kölns Internetzeitung