Köln | Das Ziel der Stadt Köln und der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) ist es, die dritte Baustufe der Nord-Süd Stadtbahn von der Haltestelle Marktstraße über die Bonner Straße bis zum Verteilerkreis so zu realisieren, wie es der Stadtrat im Dezember 2013 beschlossen hat. Sie ist unter verkehrlichen, stadtgestalterischen und finanziellen Gesichtspunkten die sinnvollste Lösung, um mehrere tausend Menschen aus dem Kölner Süden ans Stadtbahnnetz anzuschließen. Durch die Fahrzeitverkürzung vom Verteilerkreis Köln zum Hauptbahnhof von derzeit 30 Minuten auf 13 Minuten erwarten Stadt und KVB eine deutliche Verlagerung vom Auto zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Die dritte Baustufe ist damit ein weiterer wichtiger Schritt, um den Anteil des ÖPNV am gesamten Verkehrsaufkommen in der Stadt zu erhöhen und damit den im Strategiepapier „Köln mobil 2025“ formulierten Leitzielen mit einer Stärkung des Umweltverbundes näher zu kommen.

Planung von der Bezirksregierung genehmigt

Das von der Stadt beantragte Planfeststellungsverfahren, welches von einer umfangreichen Bürgerbeteiligung begleitet wurde, ist abgeschlossen. Seit April liegt der Planfeststellungsbeschluss der Bezirksregierung Köln vor.

Zügig und pünktlich auf eigener Trasse

Zwischen Marktstraße und Arnoldshöhe, Verteilerkreis, soll die Stadtbahn in der Mitte der Bonner Straße auf einem eigenen Bahnkörper mit Rasengleis und mit vier neuen Haltestellen fahren. Zur Gewährleistung der Barrierefreiheit werden die Bahnsteige mit einer Höhe von 90 Zentimetern realisiert. Die Stadtbahn der Linie 5 wird mit Vorrangschaltung unterwegs sein, wodurch ein zügiger und pünktlicher Verkehr sichergestellt ist.

Zwischenzeitlich in die öffentliche Diskussion eingebrachte Alternativvorschläge, wie beispielsweise bis zur Haltestelle Marktstraße Hochflur- und von dort Niederflurfahrzeuge über die Bonner Straße fahren zu lassen, widersprechen den Anforderungen an einen attraktiven ÖPNV. Ein damit verbundener Zwang zum Umsteigen würde die Qualität der neuen Verbindung deutlich verringern, die Störanfälligkeit des Bahnbetriebs erhöhen und somit den Fahrtzeitvorteil deutlich reduzieren. Es ist davon auszugehen, dass viele Fahrgäste diese gravierenden Nachteile nicht akzeptieren. Eine Um- oder komplette Neuplanung würde darüber hinaus ein neues europaweites Ausschreibungsverfahren notwendig machen und den Baubeginn für den dritten Abschnitt um mindestens fünf Jahre verzögern. Auch die in die Diskussion eingebrachte Idee, die geplante Gleistrasse aus der Mittellage zu verschieben, führt zu erheblichen Nachteilen. Neben Problemen für die Erschließung der privaten Grundstücke ist hier auch die zusätzlich erforderliche Führung der Stadtbahn aus der Mittel-in die Seitenlage und die damit verbundene Querung der Fahrbahn zu nennen. Das wäre mit Einbußen der Verkehrsqualität insgesamt verbunden.

Bonner Straße wird zur „Allee“

Für die dritte Baustufe wird der gesamte Straßenraum der Bonner Straße inklusive der Fahrspuren sowie der Geh- und Radwege umgestaltet. Ziel ist dabei die Aufwertung der Straße mit der Schaffung einer „Bonner Allee“ sowie die städtebauliche Integration der Stadtbahnanlagen und eine qualitätsvolle Gestaltung des Straßenraumes. Entgegen der ursprünglichen Planungen kann dieses Konzept als Ergebnis der Bürgerbeteiligung mit wesentlich weniger Eingriffen in die Bebauung realisiert werden. Für die Autofahrer stehen dann südlich des Gürtels zwei Fahrstreifen in jeder Richtung zur Verfügung, nördlich des Gürtels jeweils eine. Umfangreiche Verkehrsuntersuchungen, bei denen auch die künftigen Siedlungsentwicklungen berücksichtigt wurden, haben gezeigt, dass dadurch die Leistungsfähigkeit der Straße weiterhin gegeben ist.

Rasengleis und rund 400 neue Bäume

Die Bahntrasse erhält ein Rasengleis. Hierdurch entsteht eine fast 12.000 Quadratmeter große neue Grünfläche. Für die Umgestaltung des Straßenraumes müssen rund 230 Straßenbäume entlang der Bonner Straße gefällt werden. Hinzu kommen 70 Bäume, so genannte Gehölzfläche, im Bereich südlich der Straße Heidekaul. Als Ausgleich werden nach dem Bundesnaturschutzgesetz und dem nordrhein-westfälischen Landschaftsgesetz insgesamt 384 neue Bäume gepflanzt, davon mehr als 200 entlang der Bonner Straße. Außerdem wurde die Fläche der ehemaligen Tankanlage Ost am Verteilerkreis bereits zurückgebaut und entsiegelt. Durch die zusätzliche Neuanlage einer Gehölzfläche werden die Grünflächen des Grüngürtels erweitert.

P&R-Palette mit 600 Plätzen

Der Bedarf von rund 600 Parkplätzen an der Endhaltestelle Arnoldshöhe wurde durch eine Potenzialuntersuchung ermittelt. Nach einer eingehenden Prüfung von fünf Standorten entschied sich der Verkehrsausschuss des Rates für das Areal der heutigen Tennisanlage.

Finanzierung wäre durch Umplanung gefährdet

Die Kosten für die 3. Baustufe sind mit 84 Millionen Euro veranschlagt. Diese werden zu 90 Prozent von Bund und Land bezuschusst. Die Finanzierung ist allerdings nur bis Ende 2019 gesichert. Dauern die Arbeiten länger, droht die Gefahr, dass die Kosten in voller Höhe von der Stadt getragen werden müssen. Die Nord-Süd Stadtbahn wird als Gesamtprojekt durch Bund und Land mit insgesamt rund 740 Millionen Eurogefördert. Da alle drei Baustufen zusammen auf ihre Kosten-Nutzen-Relation hin bewertet wurden – diese ist entscheidend für die Bezuschussung – , müssen auch alle drei Abschnitte realisiert werden, um die Förderung sicherzustellen. Eine Umplanung der dritten Baustufe würde sich unmittelbar auf den Verkehrswert und damit auch auf die Förderfähigkeit der 1. und 2. Baustufe auswirken.

Der weitere Zeitplan

Nach Abschluss der Bestandsaufnahme der anliegenden Gebäude wird die Rheinenergie voraussichtlich im September erste Arbeiten auf der Bonner Straße erledigen. Zu Beginn soll ein archäologischer Erkundungsgraben auf der Westseite der Bonner Straße vom Verteilerkreis Richtung Norden ausgehoben werden. Mit Beginn der vegetationsarmen Zeit sollen die ersten Bäume gefällt werden. Die eigentlichen Straßenbauarbeiten sollen Mitte 2017 starten. Die Fertigstellung der gesamten Baumaßnahme ist für Ende 2019 geplant. Rechtzeitig vor Baubeginn wird über den genauen Ablauf der Arbeiten gesondert informiert.

Ausblickauf ÖPNV-Projekte

Stadt und KVB wollen den Ausbau der Schienen-Infrastruktur weiter vorantreiben. Sie haben dazu mehrere große Stadtbahn-Ausbauprojekte für den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes NRW angemeldet, unter anderem die Anbindung von Rondorf und Meschenich sowie die Verlängerung der Gürtelstrecke in Richtung Süden.

Zum Bau

Der Bau der Nord-Süd Stadtbahn Köln ist in drei Baustufen unterteilt. Die erste und zweite Baustufe sind bereits fertiggestellt. Der Bau der dritten Baustufe ist planfestgestellt und von der Bezirksregierung genehmigt. Die erste Baustufe erstreckt sich vom Breslauer Platz am Hauptbahnhof quer durch die Alt- und Innenstadt bis zur Haltestelle Marktstraße im Kölner Süden. Der größte Teil dieser rund vier Kilometer langen Trasse verläuft unterirdisch in zwei eingleisigen, parallel zueinander liegenden Tunnelröhren. Von insgesamt acht Haltestellen sind sieben unterirdisch, nur die Haltestelle Marktstraße wurde oberirdisch errichtet.

Die zweite Baustufe ist ein östlicher Abzweig, der von der Haltestelle Bonner Wall zum Teil über die Trasse eines stillgelegten Hafengleises bis zur Haltestelle Schönhauser Straße am Rheinufer führt. Dort wurde die Nord-Süd Stadtbahn Köln mit der bereits bestehenden Strecke der Linie 16 verbunden.

Die dritte Baustufe schließt oberirdisch an die Haltestelle Marktstraße an und verläuft in der Mitte der Bonner Straße auf zwei Kilometern Länge bis zum Verteilerkreis Köln/ Arnoldshöhe. Es werden vier Haltestellen mit Mittelbahnsteigen realisiert.

Autor: ib