Köln | aktualisiert 15:25 Uhr | Gibt es eine Rettung für das Kulturzentrum Odonien an der Hornstraße? Das Bauaufsichtsamt der Stadt hat, weil ein zweiter Rettungsweg auf dem Gelände fehlt, eine Ordnungsverfügung erlassen, die Veranstaltungen auf dem Gelände untersagt. Am vergangenen Wochenende haben mehr als 1.000 Menschen auf dem Rudolfplatz für den Erhalt Odoniens demonstriert. Report-k.de sprach mit Betreiber Odo Rumpf über die Zukunft seines Freistaats.

Herr, Rumpf, heute hat es ein Gespräch mit der Bauaufsicht, der Feuerwehr, Bezirksbürgermeister Josef Wirges in Ihnen zur Rettung von Odonien gegeben. Was hat das Gespräch ergeben?
Odo Rumpf: Wir werden einen Bauantrag stellen, der es uns möglich macht, Veranstaltungen mit bis zu 500 Personen durchzuführen. Aktuell brauchen wir für alle Veranstaltungen Sondergenehmigungen. Da hat sich die Stadt aber gesprächsbereit gezeigt. Das heißt, kleinere Sachen wie der Biergarten und die Veranstaltungshalle können wieder anlaufen. Für größere Events wie das Roboter-Festival Robodonien brauchen wir aber den zweiten Rettungsweg. Hier liegt die einzige Lösung darin, dass wir uns mit dem Eros-Center als Nachbarn einigen und der Rettungsweg über dessen Gelände laufen kann. Hier hat der Bezirksbürgermeister schon Gespräche geführt. Die Stadt könnte unserem Nachbarn entgegenkommen und darauf verzichten, den Rettungsweg als Baulast ins Grundbuch eintragen zu lassen. Der Vorschlag liegt nun beim Betreiber des Eros-Center auf dem Tisch ein Feedback gab es bislang nicht.

Was passiert, wenn Ihr Nachbar ablehnt?
Dann muss alles neu durchgerechnet werden, weil sich die Frage stellt, ob unter diesen Bedingungen Odonien noch finanzierbar ist. Eventuell müssen wir uns für das Gelände dann auch ein neues Konzept überlegen.

Wie kommt es, dass man Ihnen jetzt mit der Forderung nach dem zweiten Rettungsweg solche Probleme bereitet?
Ich habe das Gefühl, dass da die Schlagzeilen der Medien das Denken beeinflussen. Da vergleicht man Großveranstaltungen wie die Loveparade in Duisburg oder die Vorfälle in den Fußballstadien mit uns als kleinem Kulturzentrum. Dabei sind solchen Größenordnungen kein Thema für uns. Ich habe ja nicht vor, Madonna in Odonien auftreten zu lassen.

Wie kommt es zu solchen Kommunikationsschwierigkeiten?
Das ist nicht einfach nachzuvollziehen. Es gibt ja bei unseren Veranstaltungen regelmäßig Kontrollen des Ordnungsamtes. Daher sollte die Stadt eigentlich wissen, was in Odonien passiert. Wir haben hier konsequent ein tragfähiges Sicherheitskonzept entwickelt und sind in diesem Bereich immer allen Forderungen nachgekommen. Das gilt für die Sicherheitskontrollen am Eingang genauso wie für die Abzäunung und die Beleuchtung des Geländes. Wir haben in Sachen Sicherheit immer auf hohe Standards geachtet. Leider nimmt man beim Amt immer das größtmögliche Risiko an und erkennt nicht, dass das bei uns überhaupt nicht zutrifft. Aber ich mache der Stadt da keinen Vorwurf und versuche nun durch Kommunikation diese Probleme zu lösen und Fragen zu beantworten.

Welche Bedeutung hat Odonien für eine Stadt wie Köln?
So eine Oase ist überlebenswichtig für eine Stadt. Manche brauchen die Oper oder das Stadion, andere brauchen kreative Kulturoasen wie Odonien, um einen Ausgleich zum stressigen Alltag zu finden. Das gilt insbesondere für junge Leute, wie wir jetzt gerade beim riesigen Feedback auf Facebook bemerken. Da darf der Platz für Subkultur nicht wie momentan der Fall eingeschränkt werden. Ansonsten bringt das Bedürfnis nach Freiraum wilde Party auf der Herkulesberg oder anderen Plätzen im öffentlichen Raum mit sich, die anders als unsere Veranstaltungen kaum kontrollierbar sind.

Was bedeutet das große Feedback für den Erhalt Odoniens für Sie persönlich?
RDiese Reaktionen zeigen mir, dass die Bevölkerung in Köln einen Raum wie Odonien braucht. Dabei geht es nicht ums Geld, es geht ums Wohlbefinden. Man braucht diese Art der Kultur. Für mich ist das Feedback sensationell und bestärkt mich, weiter zu machen, um Odonien zu retten.

15:25 Uhr > Interimslösung für Odonien gefunden
Die Kölner Bauaufsicht will einige Veranstaltungen mit bis zu 300 Personen in „Odonien“ erlauben. Dazu hat das Amt Einzelfall-Genehmigungen in Aussicht gestellt, gab die Stadt heute bekannt. Dies habe man in einem längeren round-table-Gespräch mit allen Beteiligten beschlossen. Verschiedene Sicherheitsmaßnahmen, wie Zugangskontrollen sowie eine Sicherung der Metallskulpturen auf dem Gelände und Lärmschutzmaßnahmen müssen allerdings auch für diesen Veranstaltungstyp eingehalten werden. Um größere Veranstaltungen durchführen zu können, sollen kurzfristig Baugenehmigungsanträge vom Betreiber eingereicht werden. Unter anderem sind bereits für dieses Wochenende kleinere Veranstaltungen geplant und am 9. Juni das „Afrika-Festival“.
Die Bauaufsicht erklärte heute zudem, dass nach Rücksprache mit der Berufsfeuerwehr ein zweistufiges Baugenehmigungsverfahren für größere Veranstaltungen aufgenommen werden könne. Bei Partyveranstaltungen mit bis zu 500 Personen könnte danach auf den zweiten Rettungsweg verzichtet werden, wenn der Zugang auf die mögliche volle Breite von etwa zehn Metern verbreitert wird. Davon sollen mindestens zwei Meter als gesicherter Zugang in das Gelände für die Feuerwehr und Rettungskräfte für den Notfalleinsatz reserviert werden. Ferner müssen beleuchtete Sicherheitsflächen bzw. Rückzugsflächen für das Publikum und weitere Sicherheitsmaßnahmen sowie der Lärmschutz garantiert werden. Um Veranstaltungen mit bis zu 1.000 Besucher durchführen zu können, fordert die Stadt jedoch weiterhin einen zweiten Rettungsweg. Ehrenfelds Bezirksbürgermeister Josef Wirges hat sich als Vermittler in Gespräche zwischen dem Odonien-Betreiber und den privaten Eigentümern des benachbarten Grundstücks eingeschaltet, über den möglicherweise ein zweiter Rettungsweg realisiert werden könnte.

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Autor: Stephan Eppinger
Foto: Odonien-Betreiber Odo Rumpf