Köln | Die „Kölnische Rundschau“ hat nach einem Interview der „Stadtrevue“ mit den beiden Autoren des Buches „Henriette Reker. Mein Beruf ist Köln“ Jonathan Brief und Pascal Siemens, der heute Referent der Oberbürgermeisterin ist, Siemens mit den Worten „Ott ist mitverantwortlich gewesen für die aufgeheizte Stimmung.“ und weiter „Diese aufgeheizte Stimmung hat das Attentat befördert.“ zitiert. Jochen Ott war der SPD-Gegenkandidat von Henriette Reker. Siemens hat mittlerweile eine persönliche Erklärung abgegeben, die Kölner SPD ein Statement von Rolf Mützenich veröffentlicht.

Siemens spricht von unrichtiger Wiedergabe

Siemens schreibt: „Zur unrichtigen Wiedergabe und fehlerhaften Interpretation meiner Aussagen gegenüber der „Kölnischen Rundschau“ in der Wochenendausgabe 01./02.10. erkläre ich: Weder Jochen Ott, noch die KölnSPD tragen Verantwortung für das Attentat auf Oberbürgermeisterin Henriette Reker, bei welchem auch ich schwer verletzt wurde. Dies entspricht nicht meiner Meinung und ich habe dies auch zu keinem Zeitpunkt behauptet.“

Allerdings stellt Siemens weiter fest: „Niemand wird bestreiten können, dass der Oberbürgermeister-Wahlkampf 2015 in seiner Schlussphase von SPD-Kandidat Jochen Ott sehr polarisierend geführt wurde. Wenn wiederholt und zugespitzt die Unterbringung von Geflüchteten in Turnhallen kritisiert und dafür die damalige Sozialdezernentin Reker persönlich verantwortlich gemacht wird, ohne auf die Hintergründe dieser Notlage einzugehen, wird in Kauf genommen, dass Rechtspopulismus und Rechtsextremismus davon profitieren.“ Siemens erklärt zudem, dass dieser Vorwurf gegen Ott nicht neu sei, sondern von der CDU und den Grünen bereits in Wahlkampfzeiten öffentlich geäußert wurde.

Siemens nimmt auch Stellung zu dem Buch, dass in zwei Wochen veröffentlicht werden soll. Das Buch sei nicht von Henriette Reker autorisiert und es sei keine Autobiografie Rekers. Das Buch spiegele lediglich die persönliche Meinung der Autoren wieder und sei eine Rückbetrachtung des Wahlkampfes. Siemens war Wahlkampfmanager von Henriette Reker.

SPD protestiert gegen die Darstellung und fordert Distanzierung Rekers

Der stellvertretende Vorsitzende der KölnSPD, Dr. Rolf Mützenich, übte scharfe Kritik an den Äußerungen von Pascal Siemens: „Die Behauptung von Pascal Siemens, Referent im Stab der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, der Kölner SPD-Parteivorsitzende Jochen Ott habe während des Oberbürgermeisterwahlkampfs wissentlich durch Äußerungen das Klima befördert, das das Attentat gegen Frau Reker möglich machte, ist gleichzeitig verleumderisch, bösartig und anmaßend. Weder spielten derlei absurde Feststellungen im Prozesses gegen Frank S. eine Rolle, noch hat der Verurteilte in irgendeiner Form dies jemals erwähnt. Vielmehr haben sich Jochen Ott und die Kölner SPD zu jeder Zeit eindeutig fremdenfeindlichen Äußerungen und Taten entgegengestellt und Fairness und Sachlichkeit im Wahlkampf beachtet. Dass die Unterbringung von Flüchtlingen in Turnhallen (im Übrigen bis heute) die Kölner Öffentlichkeit beschäftigen und politisch Verantwortliche dazu Stellung nehmen müssen, ist eine Selbstverständlichkeit. Herr Siemens hat seine Rolle als Mitarbeiter der Stadtverwaltung
und enger Mitarbeiter der Oberbürgermeisterin offensichtlich noch nicht gefunden. Er ist kein politischer Amts- oder Mandatsträger. Die enge Verbindung zwischen Herrn Siemens und Frau Oberbürgermeisterin Reker wirft die Frage auf, ob diese bereits während der Entstehung des Portraits über ihr Leben von den Unterstellungen gegen Jochen Ott Kenntnis
erlangte. Dass sie sich jetzt unzweideutig davon distanzieren muss, bleibt ein Gebot der Redlichkeit und des demokratischen Gemeinsinns.“
Der Attentäter von Henriette Reker in Braunsfeld Frank S. wurde vom Oberlandesgericht in Düsseldorf zu 14 Jahren Haft wegen versuchten Mordes verurteilt.
 

Autor: Andi Goral
Foto: Der Ort in Braunsfeld an dem das Attentat auf Henriette Reker stattfand.