Köln | In den Kölner Messehallen fährt die Mainstream-Spieleindustrie Panzer auf, in Ehrenfeld sprüht dagegen Gamesintelligenz und Innovation. Da reagiert eine quadratisch gespannte Goldfolie auf menschliche Annäherung emotional oder man kann auf einem auf dem Boden liegenden Seil den Drahtseilakt zwischen zwei Hochhäusern erleben, ohne jemals in Gefahr zu geraten, abzustürzen. Vom 19.-22.2013 ist Platine-Festival an mehreren Orten in Ehrenfeld. Report-k.de besuchte das Festival.

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Hochseilakt im Club für Jederfrau und -mann

„Walk the line – Gleichgewichtstest“ heißt die Installation von Marco Jan Büttner, Manuel Conzelmann und Dr. Matthias Wölfel, die direkt vor der Bar im Ehrenfelder Art Theater aufgebaut ist. Auf dem Boden liegt ein Seil, der geneigte Clubianer kann es wagen und auf dem Seil tanzen. Ein Kreis mit grünem, bei Absturz mit rotem Licht signalisiert dem Tester, ob alles gut geht. Unter ihm projeziert eine Straße, Autos. Die Höhe auf Hochhausniveau. Nur der Absturz auf dem virtuellen Walk Act ist ungefährlich. Da geht mehr Gefahr für einen realen Absturz von der nahen Bar und die dahinter auf den Gast wartenden inspirierenden Spirituosen aus.

Reagierende Goldfolie

Die Arbeit „@><'!!!“ von Till Maria Jürgens und Vitus Schuhwerk hat den begleitenden Titel „Emotionale Kommunikation“ und hat bei Ehrenfelds Bezirksbürgermeister Josef Wirges, der sichtlich begeistert war, was in seinem alten Arbeiterveedel zum vierten Mal an Innovtionen präsentiert wurde, besonderen Eindruck hinterlassen. Wer sich mit seinen Händen einer Goldfolie nähert, die quadratisch auf eine Quader gespannt ist, wird erst einmal überrascht. Denn plötzlich und schlagartig und geräuschvoll ändert diese ihre Form, um – geht die Hand zurück – wieder in ihre Ausgangspostion zurückzuwandern. Wirges verglich dies mit der Reaktion eines Igels, der sich ja in Gefahrensituation auch blitzschnell zusammenrolle und die Stacheln ausfahre.

Kickern mit audiovisuellen Effekten

„Cage was a Noob 3.0“ ist Kickern bei Schwarzlicht und Audiovisuellen Effekten, etwa wenn ein Tor fällt, knarzt eine Tür. Aber das ist noch lange nicht alles. Statt eines Spielfeldes gibt es Projekten von Lichteffekten, einen neonorangen Kickerball und harmonische und verstörende Geräusche sowie Tonfolgen, die die Spieler erzeugen. „Pyramid Cascades“ ist ein Projekt von Matthias Lohscheidt, der phyische 3 D-Objekte aus Styropor oder Papier, bewegt durch kleine Motoren, auf virtuelle Objekte auf realen Projektionsflächen treffen und durch 2 Takt-Wiederholungen so Melodien erzeugen lässt. Der Betrachter und Zuhörer kann über ein Trackpad die 3-D Objekte bewegen und damit auch die virtuelle Projektionssteuerung verändern, die dann wieder andere Töne und Melodien erzeugt.

Veranstalter des Festivals ist 37 Grad – das Büro für Live Kommunikation. Josef Wirges, Bezirksbürgermeister betonte, das die „Platine“ den Standort Ehrenfeld stärke und dass sich der Bezirk hier bewusst engagiere, damit Ehrenfeld weiter seinem Ruf als Standort für Kreativschaffende gerecht werde. Das ArtTheater am Ehrenfeldgürtel 127 ist die Festivalzentrale. Die Locations sind Buchal & Krings, Club Bahnhof Ehrenfeld, Concerto Köln, Design Quartier Ehrenfeld und die Zoo – Schänke. Viele der Apparaturen und Kunstgames können ausprobiert werden, ein Rundgang ist empfehlenswert.

Autor: Andi Goral
Foto: „Walk the Line“-Projektion im Art Theater beim Platine Festival 2013 in Köln Ehrenfeld