Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Tausenden Demonstranten und der Polizei. Nach einer Demo gegen den Abriss des Dorfs Lützerath, versuchen die Demoteilnehmer zum Weiler Lützerath zu gelangen und es zu stürmen. Die Polizei verhindert dies durch ein Großaufgebot an Kräften. | Foto: IMAGO/Jochen Tack

Lützerath | dts | aktualisiert | Im Zusammenhang mit dem Einsatz zur Räumung der Ortschaft Lützerath sind nach Polizeiangaben seit Mittwoch mehr als 70 Beamte verletzt worden. Die meisten seien aber weiterhin dienstfähig, teilte die Polizei am Sonntag mit. Vor allem bei Protestaktionen der Kohle-Gegner am Samstag war es zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen.

Die Behörden räumten aber ein, dass nicht alle Verletzungen von Polizisten auf Angriffe durch Demonstranten zurückzuführen seien. Einige seien zum Beispiel auch bei widrigen Witterungsverhältnissen umgeknickt. Die Protestler machten der Polizei unterdessen schwere Vorwürfe.

Das Aktionsbündnis „Lützerath bleibt“ sprach von mehreren schwerverletzten Demonstranten. Den Behörden warfen die Aktivisten massive „Polizeigewalt“ vor. Es gebe unter den Verletzten zahlreiche Knochenbrüche verschiedenster Körperteile sowie mehrere Verletzungen durch Pfefferspray.

Die Polizei selbst machte zur Zahl der verletzten Protestler keine Angaben. Am Samstag hatten nach unterschiedlichen Angaben zwischen 15.000 und 35.000 Menschen zunächst friedlich gegen die Räumung protestiert. Ein Großteil der Demonstranten war aber später von der offiziellen Route abgewichen und hatte sich in der Nähe der abgesperrten Ortschaft Lützerath Scharmützel mit der Polizei geliefert.

Erst am Abend beruhigte sich die Lage. Die Räumung selbst hatte bereits am Mittwoch begonnen. Mittlerweile sollen sich nur noch wenige Aktivisten in Lützerath aufhalten.

Polizei meldet Abschluss der Räumung von Lützerath   

Die umstrittene Räumung des Dorfes Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier ist Polizeiangaben zufolge abgeschlossen worden. Bis auf zwei Personen in einem Tunnelsystem seien keine weiteren Aktivisten mehr in der Ortslage, teilten die Behörden am Sonntag mit. Für die verbliebenen Protestler sieht sich die Polizei nicht mehr zuständig – die „Rettung“ durch RWE dauere an.

Insgesamt seien seit Mittwoch 35 Baumstrukturen sowie knapp 30 durch die Aktivisten errichtete Holzkonstruktionen geräumt worden, heißt es in der vorläufigen Einsatzbilanz. Knapp 300 Personen seien aus der Ortslage geräumt worden, hierbei sei es zu vier „Widerstandshandlungen“ gekommen. Die Polizei veröffentlichte auch genauere Angaben zu den Ausschreitungen am Samstag: Demnach wurden insgesamt zwölf Personen fest- bzw. in Gewahrsam genommen.

Seit Beginn der Räumung am Mittwoch wurden 154 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Zahl der insgesamt verletzten Beamten beziffert die Polizei mit „mehr als 70“, wobei aber unklar ist, wie viele Verletzungen tatsächlich auf Angriffe durch Demonstranten zurückzuführen sind. Von den Protestlern wurden den Behörden zufolge neun ins Krankenhaus gebracht.

Im Gegensatz zu den Aktivisten sprach die Polizei davon, dass niemand „lebensgefährlich“ verletzt worden sei. Das Aktionsbündnis „Lützerath bleibt“ hatte am Vortag von mehreren schwerverletzten Demonstranten gesprochen, darunter auch in einem Fall „lebensgefährlich“.

ag