Köln | Die Kölner Polizei ist wegen ihrer Pressemitteilungen berühmt. Entweder sie spiegeln – wie zu Silvester – eine ganz eigene Perspektive, oder sie sind kunstfertig formuliert. Hierfür bekannt ist Pressesprecher Christoph Gilles und der hat sich zu einem Vorfall in der vergangenen Nacht geäußert und als wahrer Poet erwiesen. Der Fall ist einfach: ein Huftier tauchte vor dem Polizeipräsidium auf und wird von den Beamten nach aufwändiger Suche seinem Besitzer übergeben. Aber lesen Sie selbst über apokalyptische Reiter und wortkarge Vierbeiner…

Die Pressemitteilung des Pressesprechers der Polizei Gilles [kursiv gesetzt]:

„Hottehü“ auf Abwegen – Polizei Köln leidenschaftlich im Einsatz

Oder: Keine apokalyptischen Reiter in Kalk…

Nein, bei der aktuell gegenüber dem Polizeipräsidium in Köln – Kalk in einem Zirkuszelt veranstalteten Tiershow werden keine Pferde beschäftigt. Nur Hunde. Ausschließlich. Und nein, die Beamten der Nachtschicht auf Freitag (15. April), ihrerseits in der Wache am Walter-Pauli-Ring hochkonzentriert vertieft in schriftliche Arbeiten, litten zu keinem Zeitpunkt unter Halluzinationen. Folgerichtig drängte sich ihnen in der Nacht gegen 1.30 Uhr zwingend die Frage nach der Ursächlichkeit des Hufgeklappers vor dem Präsidium auf.

Der augenscheinlich räumlich und zeitlich desorientierte Verursacher war schnell gefunden. In pathetischer Anlehnung zur biblischen Offenbarung des Johannes könnte man nun formulieren: „Sie verließen die Wache – und da sahen sie ein fahles Pferd“. Doch wiederum nein: Darauf saß mitnichten der Tod, und die Hölle folgte ihm auch nicht nach.

Ganz im Gegenteil. Leicht verstört, jedoch zutraulich, ließ sich der eine Stalldecke tragende Falbe von den Polizisten an- und festhalten. Für die Dauer der Ermittlungen zu seinem Eigentümer wurde das zu diesem Zeitpunkt herrenlose Pferd im Gatter der oben genannten „Dog-Show“ fixiert. Doch zur Frage der Herkunft des naturgemäß wortkargen und ganz augenscheinlich irgendwo abgängigen Vierbeiners ergab sich für die Polizisten nun zeitweise doch ein „Buch mit sieben Siegeln“. Denn hierzu liefen alsbald umfängliche polizeiliche Ermittlungen – wie üblich in alle Richtungen – an. Ein Streifenwagen wurde entsandt zum Höhenberger Lagerplatz eines in Köln derzeit gastierenden Zirkus-Veranstalters. Wie sich bald herausstellte, lag dort jedoch kein Vermisstenfall vor.

Ein weiteres Dienstfahrzeug suchte einen großen Pferdestall am Buchheimer Ring auf. Auch hier allerdings: Fehlanzeige. Und die geografisch naheliegendste Variante, eine Familienunterhaltungsshow in der Deutzer Lanxess-Arena, wurde durch einen von dort hinzugezogenen Betreuer (60) auf Nachfrage zunächst ausgeschlossen: Alle in Frage stehenden Pferdeboxen seien geschlossen. Das Mysterium entschlüsselte sich jedoch kurze Zeit später: Aufgeregt erschien der letztgenannte Verantwortliche wieder auf dem Plan und gab nun zu Protokoll, das Pferd habe sich wohl durch eine rückwärtige Trennwand dünne gemacht. Geschlagene 600 Meter war es daraufhin auf der Gummersbacher Straße geradewegs zum Polizeipräsidium getrabt.

Gegen drei Uhr konnte somit der glückliche Betreuer den bei seiner kurzen Nachtwanderung unverletzt gebliebenen Falben der weiteren Nachtruhe bei seiner tierischen Großfamilie zuführen. Mit „wunderschönen Pferden, magischen Begegnungen und zauberhaften Szenerien“ bewirbt der in dieser Nacht zeitweise dezimierte Show-Veranstalter seine Protagonisten. Und der überwiegend negativen Assoziation von Pferden im biblischen Kontext schließt sich die Polizei Köln per se nicht an. Denn immer wieder zeigen sich auch diese Vierbeiner in den Reihen der Ordnungshüter als treue und arbeitsame Kollegen. Doch wohlgemerkt: Der erfahrene Betreuer führte das scheue Tier sanft am Zaumzeug zurück, ohne aufzusitzen. Denn er weiß: Das Glück mancher Pferde – ist der Reiter auf der Erde.

Autor: ag
Foto: Das Tier und zwei Beamte. Das Foto hat die Polizei Köln zur Verfügung gestellt.