Köln | Durch die Annahme von Schenkungen im Gesamtwert von 830.000 Euro in der Ratssitzung am Donnerstag, 22. September, ist der Bestand der städtischen Museen erneut reicher geworden. Ohne Schenkungen und Dauerleihgaben wären viele Wände in den Kölner Museen leer oder weitaus weniger bestückt, informiert die Stadt. Beispielsweise bestehe die Sammlung des Museum Ludwig zu rund 60 Prozent aus Schenkungen, zu 15 Prozent aus Dauerleihgaben und nur zu 25 Prozent aus Ankäufen.

Museum für Angewandte Kunst

Das Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) erhalte eine Sammlung von 518 meisterhaft gearbeiteten Miniaturbehältnissen vom 17. bis 19. Jahrhundert mit europäischer, amerikanischer und asiatischer Provenienz. Hergestellt wurden die Behältnisse aus Edelmetallen, Edelsteinen, kostbaren organischen Substanzen, Holz, Papiermaché und Stroh, aber auch aus exotischen Materialien wie der Weberkegelschnecke und dem Coeur de la Mer genannten Samen einer Lianenpflanze. In Bezug auf die Herstellungstechniken erzählen die Objekte eine aufregende Geschichte vom weltumspannenden Wissenstransfer.

Erweitert werde die Sammlung des MAKK zudem durch eine Schenkung, die eine Bodenstanduhr, 18./19. Jahrhundert, einen Silberkelch mit Patene der Goldschmiedin Käthe Rückenbrod aus den 1960er Jahren sowie ein Möbelensemble von Fritz August Breuhaus de Groot von etwa 1924 umfasst. Wegen seiner kunsthistorischen Bedeutung als frühes Beispiel des deutschen Art Déco und der nachgewiesenen Kölner Provenienz stelle insbesondere das Esszimmer-Ensemble eine ganz besondere Bedeutung für die Sammlung des MAKK dar.

Museum Ludwig

Das Museum Ludwig bekomme 416 Werke für seine Fotosammlung. Die Aufnahmen verschiedener Fotografen sollen einen lebhaften Einblick in das Leben des Ehepaars L. Fritz und Renate Gruber geben, das mit seiner Sammlung den Grundstein für die Fotosammlung des Museum Ludwig legte. Die Fotografien zeigen L. Fritz und Renate Gruber von den 1940er Jahren bis heute – aufgenommen von zahlreichen befreundeten Fotografen und Fotografinnen. Darunter seien auch sechs Arbeiten der international beachteten Kölner Fotografin Candida Höfer, von deren Serie „Sammlerräume im Rheinland“ bereits einige Abzüge im Museum Ludwig verwahrt werden.

In den Bestand des Museum Ludwig gehen des Weiteren zwei Werke von Endre Tót und ein Werk von Jeff Wall über. Der gebürtige Ungar Tót, der seit 1980 in Köln lebt, hatte in den 1960er und 70er Jahren geprägt durch die künstlerische Isolation im Ostblockstaat eine eigenständige konzeptionelle Kunst entwickelt, die zunächst die Leere, das Nichts, umgesetzt in weiße Gemälde und symbolisiert durch die Zahl 0 zum Ausgangspunkt nimmt.

Jeff Walls Fotografien sind keine Abbilder der Wirklichkeit. Vielmehr rekonstruiert der Künstler Situationen, auf die er in seinem Alltag stößt, und fotografiert sie später als komponiertes Tableau Vivant. Die Fotografie lasse jedoch nicht erkennen, dass es sich um ein durchgestaltetes Set handle. Die Alltäglichkeit des Motivs wirke so authentisch, dass man einen Schnappschuss vermuten würde. Gleichwohl erhält die aus der Erinnerung rekonstruierte Situation in der Fotografie Momente der Verdichtung und Verschiebung, die sie mit neuer Bedeutung auflädt. Gemeinsam mit dem geplanten Ankauf zweier weiterer Werke erhält das Museum Ludwig ein wichtiges Ensemble, welches das Werk von Jeff Wall nunmehr repräsentativ abbilden kann.

Kölnische Stadtmuseum

Auch die Sammlung des Kölnischen Stadtmuseums werde nachhaltig aufgewertet. Bei der Schenkung handelt es sich um 247 Fotografien von anschaulicher kulturhistorischer Aussagekraft rund um L. Fritz Gruber und dessen Engagement, etwa für die photokina, die Messe und innerhalb des gesellschaftlichen Lebens Kölns. Unter den Fotografien befinden sich Porträts von Kölner und internationalen Künstlern. Neben der kulturhistorischen Aussagekraft haben die Aufnahmen auch künstlerischen Wert und stammen teils von international bekannten Fotografen, die alle in persönlicher Verbindung zu L. Fritz Gruber, dessen Familie und dessen Umkreis standen – darunter Arthur Böhm, Chargesheimer, Gerd Sander und Ara Güler. Neben den Fotografien soll das Museum 70 Orden, Ehrenzeichen, Auszeichnungen und Preise erhalten, die L. Fritz Gruber im Laufe seines Lebens in Köln, Deutschland und aller Welt erhalten hat. Sie illustrieren Grubers Engagement, aber auch die Bedeutung Kölns für die Kunst- und Kulturszene der Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre.

Autor: ib