Centurio, Soldaten, Schilde, Pilum und Getreide mahlen
Das Römerlager war natürlich der Publikumsmagnet, der Jung und Alt gleichermaßen anzog. Vor allem als die Legionäre und ein Centurio vorführten wie, die Römer exerzierten und wie sie ihre Schlachtordnung aufbauten. Die Bewaffnung, der Schutz vor Verletzungen, Auszeichnungen, all das waren Themen, die ausführlich und beharrlich erläutert wurden. Daneben konnte man aber auch sehen wie mühsam es war, selbst Getreide zu mahlen und wie die Römer campierten. Aufgebaut hatte man das große Römerzeltlager auf der großen Wiese vor dem Landeshaus des LVR, das man 1959 erstmals bezogen hatte. Ein Einzug der nicht unumstritten war, denn der Rheinische Kommunalverband, der aus der Preußischen Provinzialverwaltung hervorgegangen war, residierte zuvor in Düsseldorf. Immerhin mussten 800 Beamte und Angestellte umziehen, von denen 600 auch ihren Wohnsitz nach Köln verlegten und 200 pendelten. Der Kreis zu dem Römerlager schließt sich, da das Landeshaus an dem Platz steht, wo im frühen vierten Jahrhundert das römische Kastell „Castrum Divitensium“ stand.

Sozialer und kultureller Keyplayer in der Region
Der LVR ist Träger von 41 Förderschulen, zehn Krankenhäusern, sechs Museen, einem Heilpädagogischen Netzwerk und einer der größten Leistungsträger für Menschen mit Behinderungen in Deutschland. Und man ist in vielen Themen Vorreiter in Deutschland, etwa bei der Integrationsarbeit von Menschen mit Migrationshintergrund. Die LVR-Klinik Köln, die auch akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln ist, übernimmt die psychatrische Versorgung von über 600.000 Kölnerinnen. 429 stationäre Betten und 72 Tagesklinikplätze stehen zur Verfügung und im Durschnitt werden etwa 6.000 Patienten im Jahr versorgt. Und das mit modernsten Heilmethoden. So wird etwa bei Menschen mit Suchtproblemen, die sich einer Entziehungskur unterziehen, Akkupunktur zur Entspannung und Entschlackung eingesetzt. Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma, der sich bei einem kleinen Rundgang über die Angebote informierte testete das Angebot gleich persönlich aus und ließ sich fünf Nadeln setzen. Das Setzen der Nadeln habe nicht wehgetan, so Schramma und er könne sich schon vorstellen, wie entspannend die Prozedur wirken könne, wenn man etwas mehr Zeit habe. Bei Patienten, die gerade eine Entziehungskur machen, helfe die Methode etwa Medikamente einzusparen. Durch das Setzen der fünf Nadeln werde der Stoffwechsel angeregt, der durch die jahrelange Vergiftung mit Drogen häufig bei diesen Patienten nicht mehr richtig funktioniere.

Daneben unterhält der LVR aber auch eine Ambulanz für Menschen mit Traumafolgestörungen oder für erwachsene Patienten mit ADHS. So behandelt die Traumaambulanz rund 70-100 Fälle im Quartal. So bemühe man sich stärker präventiv zu arbeiten, da man durch schnelles Handeln oftmals nur zwei bis drei Gesprächstermine benötige um Traumafolgen deutlich zu verringern und bei Menschen die unter Traumatas leiden die Ohnmacht zu lösen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Gerontopsychatrie, wo man auch sehr stark auf Früherkennung und auch die Hilfe für Angehörige setzt. Wie erkenne ich Demenz, bei einem Patienten? Wie kann ich mich selbst fit halten? Wo bekomme ich eine zweite Meinung zur Diagnose des Hausarztes oder Facharztes sind Fragen die Patienten, aber auch deren Angehörige beschäftigen und wo man beim LVR kompetente Antworten erhält.

Vorbild ist der LVR aber auch in der Integrationsarbeit von MigrantInnen. Beim LVR hat man erkannt, wie wichtig Interkulturalität auch in der Pflege und Behandlung von Menschen ist und dies zur Querschnittsaufgabe gemacht. Wie gehe ich mit einem chinesischen Patienten um, den die Rettungskräfte etwa in der Nacht aus dem Rhein gerettet haben? Wie soll der Arzt Entscheidungen treffen, ohne den kulturellen Hintergrund zu kennen, wenn kein Dolmetscher zur Verfügung steht? Wie deutet der Arzt eine Aussage „Mit ist die Gallenblase geplatzt“, die in einigen Kulturen bedeutet „Ich habe mich vor Angst erschrocken“? So hat man einen Leitfaden entwickelt der bei der Versorgung von Patienten mit Migrationshintergrund Problemlagen aufzeigt und Hilfe für die behandelnden Ärzte anbietet. Seit drei Jahren hat der LVR einen Integrationsbeauftragten und das ist bundesweit einmalig. Man hat einen interkulturellen Konsildienst eingerichtet und Teams auf allen Ebenen zusammengestellt. Wie wichtig es ist das Thema aufzugreifen und dafür zu sensibilisieren, zeigt sich alleine schon daran, dass ein Drittel der Kölner Bevölkerung über einen Migrationshintergrund verfügen. Und das entspricht auch dem Anteil der Menschen die die LVR Kliniken aufsuchen, in einer Stichtagserhebung stellte man fest, dass etwa 29-33 Prozent der Patienten einen Migrationshintergrund haben.

"Die Jugend muss oberste Priorität haben"
Jürgen Rolle, SPD, Vorsitzender des Landesjugendhilfeausschusses sprach für den Bereich der Jugendhilfe deutliche Worte in Richtung Politik und Gesellschaft und forderte eine Neuordnung der Prioritäten. So müsse man nicht nur politisch reden, sondern die Mittel für die Kinder und Jugend bereitstellen, die die Zukunft der Gesellschaft und des Landes darstellen. Bei den Menschen, die sich in der Jugendarbeit engagieren führe das sonst zu Unverständnis und Resignation. Fast jedes sechste Kind in der Bundesrepublik leide unter Armut, so eine Studie zur Kinderarmut in Deutschland. Der LVR ist mit 41 Förderschulen im Rheinland größter Förderschulträger für Kinder und Jugendliche mit Körper- oder Sinnesbehinderung. Dort werden rund 8.100 Schüler unterrichtet.

Sich für Menschen mit Behinderung, nicht nur in der Jugendarbeit einzusetzen ist der große Schwerpunkt des LVR. Rund 55.000 Menschen mit Behinderung leben im Rheinland. Der LVR setzt sich für Selbstbestimmung und Teilhabe ein und unterstützt bei der Berufswahl. Eine weitere wichtige Säule ist es Menschen mit Behinderung ein Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. So stieg etwa die Zahl der Plätze für ambulant betreutes Wohnen von 5.500 im Jahr 2003 auf fast 19.000 im Jahr 2008. Hier pflegt der LVR auch einen intensiven Austausch mit der Stadt Köln.

Kaiser Wilhelm Apfel und Lehmbau
Neben den vielfältigen sozialen Angeboten engagiert man sich auch kulturell in fünf Museen. Im Freilichtmuseum Kommern und Lindlar etwa kultiviert man alte Apfelsorten, darunter eine Kaiser Wilhelm Apfel, der zur Zeit als Kaiser Wilhelm I an der Macht war gekreuzt wurde. Aber auch traditionelles Handwerk, wie etwa das Bauen mit Lehm wird bewahrt und auf Anwendungen in der Jetztzeit hin überprüft. So hat man etwa im Archäologiepark Xanten mit einem Forschungsprojekt die römische Lehmbaukunst untersucht.

Beim LVR Tag in Köln gab es aber nicht nur Informationen, auch die Kölner Bands Klee und die Höhner spielten auf der Bühne vor dem Landeshaus und rundeten den Jubeltag ab.

[ag]