Köln, 31.1.2006, 11:00 Uhr > Einem großen Thema widmete sich die diesjährige Matinee des Rosenmontagszugsleiters am vergangenen Sonntag. Peter Schnitzler, der Kölner Tanz und Choreographenmaestro wurde geehrt. Geehrt für viele, viele Jahre kreativen Input in den Kölner Karneval. Ein Leben für den Tanz und den Karneval beleuchtete die diesjährige Matinee und präsentierte noch dazu eine Revue durch das Nachkriegs-Köln bis in die Jetztzeit. Aktuell hat Schnitzler den Vorstandstanz der Ehrengarde der Stadt Köln choreografiert und dafür wieder einmal viel Lob eingeheimst.
Um die Dimension die Schnitzler dem Kölner Karnevalstanz gegeben hat, mag ein Beispiel Pate stehen: Der Willi Ostermann Tanz der Hellijen Knäächte und Mägde, der heute noch in der Originalchoreografie der 1960er Jahre getanzt wird, ist mehr als 2000 mal getanzt worden. Schnitzler war es auch, der die Hebefiguren in den Tanz der Tanzpaare einführte. Das erzählte Gerdemie Basseng, die 1957 Marie der Treuen Husaren war und berichtete das die Marie früher nur auf den Knien des Tanzpartners sass beim Abschlussbild. Auch das "Hereintragen der Marie" in den Saal stammt aus der kreativen Inspiration Schnitzlers.

Foto oben: Tanzgenie und Choreogafie Maestro Peter Schnitzler

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Aber zurück zum Anfang, fast schon in die Wiege gelegt wurde Schnitzler der Karneval. An einem Rosenmontag wurde er geboren. Sein Vater leitete gerade eine Sitzung am Karnevalssonntag in Erp, der Närrischen Genossenschaft 111. Als der Vater auf der Sitzung von der Geburt seines Sohnes erfährt, ist die Freude riesengroß und noch in der Nacht zieht man in einem spontanen Zug durch Erp vor das Haus der Familie und spielt "freut sich die Mam" – ein karnevalistischer Schlager im Jahre 1927. Als am nächsten Tag der Rosenmontagszug durch Erp am elterlichen Haus vorbeizieht, hält Mutter Schnitzler den Schützling am Fenster nach oben. Seine erste tänzerischen Erfahrungen und Erfolge verzeichnet Schnitzler in der Kriegsgefangenschaft als Stepptänzer. 1945 zurück in Erp und Köln, will Schnitzler Stepptänzer werden, dass ist dem Vater nicht geheuer und er finanziert mit Naturalien eine Tanzlehrer-Ausbildung in Köln.

Die Choreografie der Matinee ist perfekt: Die Abwechslung aus Musik, Tanz und Erzählung wirken nie langweilig, ganz im Gegenteil sie fesseln die Besucher. Cassia Kuckelkorn versetzt das Publikum mit Meilensteinen der Weltgeschichte in die Zeit und erzählt dann die persönliche Geschichte Schnitzlers. King Size Dick intoniert passend zu den 1940er Jahren "Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien" die musikalische Stimmung der Nachkriegszeit. Das King Size Dick dieses Lied nicht alleine gesungen hat, kann man sich vorstellen, die gesamte Philharmonie sang mit…

Peter Schnitzler durchlebte eine unvergleichliche Karriere, Biggi Fahnenschreiber mit der er viel tanzte gerade als er Solist an der Kölner Oper war, erzählte von seiner Power, seinem Genie und seinem unbändigen Willen. Peter Schnitzler war einer der wenigen Solisten, die aus dem Stand einen Salto rückwärts vollführen konnten. Alle Traditionskorps trainierte Schnitzler, das Dellbröcker Boore Schnäuzer Ballett führte herrlich ironisch seine Trainingsmethoden vor, das Männerballett des Männeergesangsvereins Cäcilia Wolkenburg trainiert Schnitzler. Auch die waren im zu Ehren gekommen und das obwohl die Männer noch zwei Auftritte in der Kölner Oper hatten. Otto Scheibenreiter der Pianist, der jahrelang die Trainingsstunden am Klavier begleitet hat war gekommen und auch die Bläck Fööss mit denen sich Schnitzler regelmäßig in Müngersdorf in einer Kneipe traf.

Peter Schnitzler bedankte sich, tief gerührt und zitierte "Hans Sachs" aus den "Meistersingern": "Euch macht ihr´s leicht, gebt mir Armen zu viel Ehr". Ein tolle, impressionenreiche Aufführung mit dem Hi-light des 9er Tanzes und dem Einzug aller Tradtitionskorps in den Kölner Gürzenich gelang Cassia Kuckelkorn. Und auch der eigentliche Zweck, Spenden für den Rosenmontagszug zu sammeln, kam nicht zu kurz. Allein der Intendant der Kölner Philharmonie spendete 25.000 Euro. Kuckelkorn versprach dieses Geld für die Kinder und Nachwuchsarbeit einzusetzen.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung