Das Symbolbild zeigt eine Regionalbahn der Deutschen Bahn.

Köln | Genervte Gesichter am Kölner Hauptbahnhof: Die Bahn kommt mal wieder zu spät. Seit 2021 stellte go.Rheinland mehr Zugverspätungen im Rheinland fest als die Jahre zuvor. Insgesamt gebe es eine Verschlechterung der Pünktlichkeit von etwa 48 Prozent. Grund für diese Qualitätsverschlechterung seien laut go.Rheinland insbesondere das 9-Euro-Ticket und viele Baustellen.

Für Norbert Reinkober, Geschäftsführer von go.Rheinland ist klar, warum es immer mehr Zugverspätungen und fehlende Kapazitäten gibt: Neben der Corona-Pandemie und dem Unwetter „Bernd“ seien insbesondere das 9-Euro-Ticket und unzählige Baustellen der Grund für den Nachlass der Qualität im Schienenpersonennahverkehr (SPNV). „Von daher können die Ergebnisse nicht mit denen der Jahre zuvor in einen direkten Bezug gesetzt werden,“ so Reinkober in einem schriftlichen Statement.

Züge verspäten sich häufiger

Die durchschnittliche Verspätung im Jahr 2022 lag laut go.Rheinland über die drei Produktgruppen Regionalexpress (RE), Regionalbahn (RB) und S-Bahn hinweg bei 3:05 Minuten. Im Jahr 2021 lag die durchschnittliche Verspätung noch bei 2:05 Minuten. Dies entspricht einer Verschlechterung um eine ganze Minute. Die höchsten Verspätungswerte wurden in den Monaten des 9-Euro-Tickets im Juni, Juli und August 2022 eingefahren.

go.Rheinland erklärt dies durch das hohe Fahrgastaufkommen, insbesondere an den Wochenenden. Die langen Fahrgastwechselzeiten seien der Auslöser für die Verspätungen gewesen. Weitere Gründe für die verschärfte Situation seien die Zunahme von Netzüberlastungen, Trassenkonflikten und Verspätungsübertragungen an den zentralen Bahnknoten in Aachen, Bonn und Köln.

Alle Züge – ob Regionalexpress, Regionalbahn oder S-Bahnen- wiesen 2022 deutliche höhere Verspätungswerte auf als in den vorherigen Jahren. Am pünktlichsten seien immer noch die S-Bahnen mit einer durchschnittlichen Verspätung von etwa 2:14 Minuten.

Zu wenig Kapazitäten

Die durchschnittliche Quote der Sitzplatzausfälle sei laut go.Rheinland im Vergleich zu 2022 um 13 Prozent gestiegen. Doch nicht nur bei den Sitzplätzen gebe es Kapazitäten-Probleme. Auch verschärfe sich die Personal-Situation. Aufgrund fehlenden Personals müssen immer wieder Zugleistungen entfallen. Etwa 18 Prozent der Zugausfälle lassen sich laut go.Rheinland dieser Ursache zuordnen.

„Wir gehen davon aus, dass es in den kommenden Monaten – trotz intensiver Personalgewinnungs- und Ausbildungsaktivitäten der Bahnunternehmen – zu weiteren Zugausfällen kommen wird“, so Reinkober in einem schriftlichen Statement.

Mehr Verspätungen, weniger Zugausfälle

Nach der Flutkatastrophe im Juli 2021, die für Höchstwerte bei den Zugausfällen führte, lasse sich 2022 eine Verbesserung feststellen. Die durchschnittlichen Zugausfälle sanken von 13,35 Prozent im Jahr 2021 auf 9,48 Prozent in 2022. Dies entspreche einem Rückgang von 28,98 Prozent. Hauptgrund für die trotz des Rückgangs auf einem insgesamt hohen Niveau liegende Ausfallquote sei die ausgeprägte Bautätigkeit.

Fahrgastbeschwerden steigen

Fahrgäste können durch den go.Rheinland-Kundendialog auf Mängel und Probleme im SPNV aufmerksam machen. Während es im Jahr 2021 insgesamt 1.231 Kundeneingaben gab, waren es im letzten Jahr 1.380 und damit 149 Eingaben mehr. Dies bedeutet ein Plus von 12,1 Prozent. Die beiden häufigsten Gründe für Beschwerden waren Fahrtverspätungen sowie Fahrtausfälle.

agr