Aids – eine "Saubere" Krankheit?

Die 80er und 90er-Jahre, ein Schock ging durch die Welt: Aids war allgegenwärtig, Kondombenutzung keine Sache mehr, über die man nur hinter vorgehaltener Hand sprach. Überall waren Plakate zu sehen – "mach’s mit". Und in den Medien wurde berichtet, welche Erfolge die Medizin in der Aidsbekämpfung feierte. "Manch einer bekam den Eindruck vermittelt, Aids sei eine saubere Krankheit. Darüber schien so mancher vergessen zu haben, dass Aids nach wie vor tödlich endet," so Carlos Stemmerich von der Aids-Hilfe Köln. Und Zahlen des Robert-Koch Institut belegen diese Mutmaßung: Die Zahl der gemeldeten neu diagnostizierten HIV-Infektionen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen (von 1.827 im Jahr 2003 auf 2.058 in 2004) und wird für das Jahr 2005 voraussichtlich deutlich über 2.000 liegen – eine Steigerung von rund 20 Prozent.


Legten die Kampagne auf: (v.l.n.r.) Carlos Stemmerich, Heidi Eichenbrenner, Elfie Scho-Antwerpes, Wiebke Kollenrott und Sascha Herold

Kampagne vor Karneval starten

Das war für die Aids-Hilfe Köln der Anlass, um mit einer Kampagne an die Öffentlichkeit zu gehen. Heidi Eichenbrenner von der Aids-Hilfe Köln: "Man erwartet von uns, dass wir was tun. Wir wollen aufmerksam machen." Kurzfristig hatte sich die Aids-Hilfe dann entschieden, eine Kampagne möglichst vor Karneval zu starten. Zu diesem Zweck nahmen sie Kontakt zu der Agentur fit Gesundheitskommunikation GmbH auf und ließen sich eine Kampagne maßschneidern, die weggehen sollte von den Kondomen.

Kampagne bundesweit auflegen

Sascha Herold und Wiebke Kollenrott, von der Agentur fit verantwortlich für die Kampagne, wollen erreichen, dass die Kölner auch zur Aids-Hilfe kommen und zeigen, dass es auch noch andere Mittel als Kondome gibt. Ihr Ziel: "Wir würden uns wünschen, dass die Kampagne auch bundesweit an den Start geht." Und Elfie Scho-Antwerpes, Kölner Bürgermeisterin und Vorsitzende der Kölner Aids-Hilfe, wünscht sich dieses auch. Aber sie betont: "Nach der Kampagne müssen Taten folgen."

Motiv: Fünf Paare

Zunächst werden im Rahmen der Kampagne ab Freitag (03.02.2006) 10 Tage lang 150 Großplakate an Szeneplätzen geklebt. Am Montag kommen 800 A1 Plakate hinzu. Die Flächen werden von der Firma Stroer umsonst zu Verfügung gestellt. Zusätzlich werden 3.000 Postkarten mit fünf Motiven im Umlauf gebracht. Die Motive zeigen fünf Paare in unterschiedlichen Konstellationen, die darauf verweisen, dass man Aids mit seinen Sinnen nicht erfassen kann – "Also schütz Dich". Scho-Antwerpes: "Mit dieser drastischen Bildersprache wollen wir aufrütteln."

Taten sollen folgen

Und beim kurzfristigen Aufrütteln soll es nicht bleiben. Nachhaltig soll sie sein die Kampagne. Aber das kostet Geld. Zur Zeit verfügt die Aids-Hilfe Köln über einen Etat von 260.000 Euro. Eichenbrenner fordert, dass anlässlich der gestiegenen Zahlen die Mittel um 50.000 Euro aufgestockt werden. "Das Signal ist im Rathaus angekommen," so Scho-Antwerpes. Mit dem zusätzlichen Geld sollen Mitarbeiter bezahlt werden, die an Schulen, Diskotheken, in Brennpunkte und schwule Szene-Kneipen gehen. Nach wie vor sind Männer die am häufigsten betroffene Gruppe. Eichenbrenner: "Wir müssen die Zielgruppen noch stärker persönlich ansprechen." Vielleicht ist dann Köln bald nicht mehr eine der führenden Städte mit den meisten neuen Aidsinfizierten.

Direktlink:http://koeln.aidshilfe.de/

Für Statistiker: Aids-Hilfe Köln, "Mit allen Sinnen gegen Aids", Kampagne, fit Agentur für Gesundheitskommunikation

Björn Troll für report-K.de / Kölns Internetzeitung
Plakatmotive: fit Gesundheitskommunikation GmbH
Foto: Björn Troll