Bei der Besichtigung der Ausstellung bekommt der Betrachter einen umfassenden Einblick in den Wandel der Tänzer und Choreographen in den Jahren 1900 – 1932 und zeigt eine montageartiger Zusammenstellung von Dokumenten und Texten, Film- und Klangbeispielen das innovative Wirken der Tanzkünstler dieser Zeit.

Die Choreographin Mary Wigman schreibt: „Die Form, in der sich der moderne Tanz äußert, ist keine willkürliche, von irgendeinem Menschen einmalig, zu irgendeinem Zweck erfunden, sondern aus der Zeit, in der wir leben, herausgewachsen.“

Neuer Tanz und neue Tänzer
Der moderne Tanz der ersten Jahre des 20. Jahrhunderts war von Choreographen und Tänzern geprägt, die jenseits des klassischen Balletts neue Ausdrucksformen suchten. Sie wussten sich einig mit bildenden Künstlern, Schriftstellern, Regisseuren und Komponisten, die den ästhetischen wie gesellschaftlichen Reglementierungen des Obrigkeitsstaats entkommen wollten. Die neue Kunst suchte sich Refugien, in denen sie sich ungestört entwickeln konnte: Die Gartenstadt Hellerau bei Dresden und die Künstlerkolonie Monte Verità bei Ascona wurden Anziehungspunkte für Lebens-, Welt- und Kunstreformer aus aller Welt. Für sie war der Tanz auch Schlüssel zu einem neuen Menschenbild und damit zu einer neuen Gesellschaft. Und aus den Laboratorien des neuen Tanzes drang die Botschaft „Jeder Mensch ist ein Tänzer!“.

Der entfesselte Blick
Der freie Tanz der 1910er und 1920er Jahre des neuen Jahrhunderts irritierte und faszinierte die Zeitgenossen gleichermaßen. Maler, Bildhauer und Literaten wurden zu seinen leidenschaftlichen Fürsprechern und Propagandisten. Der Bildhauer Auguste Rodin verteidigte den Tänzer Waslaw Nijinsky und eine nie zuvor erlebte männliche Erotik auf der Tanzbühne gegen Anwürfe der Kritik. Maler wie Ernst Ludwig Kirchner und Emil Nolde ließen sich von der Tanzkunst einer Mary Wigman oder Gret Palucca inspirieren. Rainer Maria Rilke und andere Dichter setzten dem neuen Tanz literarische Denkmäler. Der Tanz entfachte einen vielstimmigen Chor der Künste, getragen von dem Gefühl einer Wesensverwandtschaft seiner Protagonisten.

Infobox

Tanzmuseum des Deutsches Tanzarchivs Köln / SK Stiftung Kultur
Im Mediapark 7, 50670 Köln

Öffnungszeiten/Eintritt:
Täglich (außer Mittwoch) von 14.00 -19.00 Uhr
4,50 € (ermäßigt 2,00 €), montags freier Eintritt
Gruppen (ab 10 Personen) 1,50 € pro PersonÖffnungszeiten/Eintritt:
Täglich (außer Mittwoch) von 14.00 -19.00 Uhr
4,50 € (ermäßigt 2,00 €), montags freier Eintritt
Gruppen (ab 10 Personen) 1,50 € pro Person

Programm rund um die Ausstellugng des Tanzarchivs

Oktober
Sonntag, 06.10.
19 Uhr Eröffnung der Ausstellung „Im Angesicht der Moderne“

Sonntag, 23.10.
15 Uhr Führung durch die Ausstellung (Dauer ca. 40 Minuten)
16 Uhr „Der stumme Schrei – Hommage an den Freien Tanz in Deutschland“
Dokumentarfilm von Petra Weisenburger aus dem Jahr 1991
(Dauer ca. 75 Min.)

November
Samstag, 5.11. : Lange Nacht der Kölner Museen
20 Uhr Führung durch die Ausstellung ( Dauer ca. 30 Minuten)
22:30 Uhr Führung durch die Ausstellung (Dauer ca. 30 Minuten)
24 Uhr „Nee. Walzer tanzen wir nicht, wir ha’m bloß uff Dämon’sch gelernt!“ Zeitgenössische Texte zum modernen
Tanz der 1920er Jahre, gelesen von dem Schauspieler Axel Gottschick.
(Dauer ca. 45 Minuten)

Sonntag, 27.11.
15 Uhr Führung durch die Ausstellung (Dauer ca. 40 Minuten)
16 Uhr Verkörperte Tanzgeschichte – am Beispiel Dore Hoyer. Der Tänzer und Choreograph Martin Nachbar berichtet über die 1999 begonnene Rekonstruktion von Dore Hoyers Tanzzyklus „Affectos Humanos“ (1962). Seit 2008 wurde die abgeschlossene Arbeit unter dem Titel „Urheben. Aufheben“ gezeigt. Der Vortrag ist auch eine Hommage an die Tänzerin und Choreographin Dore Hoyer, die vor 100 Jahren geboren wurde.

Dezember
Sonntag, 11.12.
15 Uhr Führung durch die Ausstellung
16 Uhr Der Grüne Tisch – Eine Erfolgsgeschichte. Thomas Thorausch, der das Kurt-Jooss-Archiv im Deutschen
Tanzarchiv Köln betreut, lässt die spannende Entstehungsgeschichte des Anti-Kriegsballetts von Kurt Jooss aus dem Jahr 1932 Revue passieren und erläutert, warum dieses Ballett bis heute auf den Tanzbühnen der Welt erfolgreich ist.

[hh; Foto oben: Susanne Fern/ SKStiftung Kultur]