Düsseldorf | Claus Jacobi ist Sozialdemokrat und Jäger. Er ist beides aus Überzeugung und mit Begeisterung. Nun aber hat er ein Problem mit der Vereinbarkeit von Parteibuch und Jagdwesen: Der 40-Jährige lehnt die im rot-grünen Koalitionsvertrag festgeschriebene Änderung des Landesjagdgesetzes als „überflüssig“ ab. Zusammen mit dem Dortmunder Rechtsanwalt Uwe Lüders hat er deswegen die Waid-Genossen ins Leben gerufen. In diesem „Initiativkreis sozialdemokratischer Jägerinnen und Jäger in Nordrhein-Westfalen“ formiert sich parteiinterner Widerstand gegen die geplante Jagdrechtsnovelle.

Die Waid-Genossen haben den Anspruch, dem Jagdwesen in der SPD wieder eine deutliche Stimme zu geben. „Es soll ein konkretes jagdpolitisches Interesse unserer Partei deutlich werden“, skizziert Jacobi das Ziel. Rund 50 Mitglieder haben sich seit der Gründung im Mai dem Initiativkreis angeschlossen, viele davon sind kommunalpolitische Mandats- und Funktionsträger in Ortsvereinen und Kreisverbänden. Jacobi selbst ist Bürgermeister in Gevelsberg (Ennepe-Ruhr-Kreis).

Für die Landespartei können die Waid-Genossen nicht sprechen. „Aber an der SPD-Basis kann ich derzeit überhaupt kein Bedürfnis nach einer Reform des Landesjagdrechts erkennen“, sagt Jacobi. Im Gegenteil: Die sozialdemokratischen Kommunalpolitiker schätzten Jäger als „verlässliche Partner“, die ihre Aufgaben im Rahmen des bestehenden Jagdrechts gewissenhaft erfüllten.

„Rein grünes Projekt“

Gerne denken die Waid-Genossen an den früheren SPD-Landesumweltminister Klaus Matthiesen zurück. An seine Arbeit solle die Partei anknüpfen und sich bewusst sein, dass das bestehende Jagdgesetz von Sozialdemokraten erarbeitet worden sei, sagt Jacobi. Sein Mitstreiter Lüders drückt es drastischer aus. Die beabsichtigte Novellierung sei ein „rein grünes Projekt“, urteilt der Rechtsanwalt. Dabei gehe es um Fragen wie Hundeausbildung, Liste der jagdbaren Arten oder Jagdzeiten.

Wiederholt hat Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) einen „Paradigmenwechsel“ gefordert. Es bedürfe eines „ökologischen Jagdgesetzes“, das den Tier- und Artenschutz in den Vordergrund rücke, zitiert der stellvertretende Pressesprecher Wilhelm Deitermann die Sicht des Ministers. Geplant sei, dass dem Kabinett Ende des Jahres ein Gesetzentwurf vorliegt.

„Diskussionen sind etwas Natürliches“

Erst dann lasse sich über konkrete Inhalte sprechen, sagt der Vorsitzende des SPD-Arbeitskreises Umwelt und Natur, Norbert Meesters. Und natürlich würden an den Beratungen auch die Jagdverbände und die Waid-Genossen beteiligt. Der Koalitionsvertrag bleibe jedoch „Leitlinie unseres politischen Handelns“. Da sei es „müßig zu diskutieren, wer sich bei welchem Punkt mehr oder weniger durchgesetzt hat“. Von einem grundsätzlichen parteiinternen Konflikt mit dem Initiativkreis will Meesters nichts wissen. „Innerhalb einer Volkspartei gibt es eben verschiedene Interessen. Solche Diskussionen sind deshalb etwas ganz Natürliches.“

Im Ringen um das Jagdrecht eint Umweltminister Remmel und Waid-Genosse Jacobi der Blick über die Landesgrenze. Der grüne Ressortchef schreibt einem entsprechenden Gesetz bundesweiten Vorbildcharakter zu. Der sozialdemokratische Jäger schließt im Gegenzug eine Ausdehnung der Waid-Genossen nicht aus: „Wenn sich in anderen Landesverbänden unserer Partei vergleichbare Initiativen gründen, werden wir mit Rat und Tat helfen. Möglicherweise kommt dann automatisch das Interesse an einem länderübergreifenden Zusammenschluss.“

Autor: Christoph Boll/ dapd | Foto: Otto Durst/ fotolia
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