Die Kölner Genossen singen gemeinsam Arbeiterlieder

"Wir sind das Original"
Beginnen wir mit dem Ende der Veranstaltung, als in einer Art „Loss mer Singe“ für Genossen Liedtexte verteilt wurden und alle alte Arbeiterlieder zur Wandergitarre sangen. Da man ja nicht sicher sein konnte wie textfest die einzelnen Genossen noch sind. Mögen die Texte auch vergessen sein, dennoch war in diesem Moment Kraft spürbar, mehr als bei der Rede des Parteivorsitzenden Franz Müntefering, wenn dieser auch an die großen ruhmreichen Taten der Sozialdemokratie aber auch an deren Diskurs und Scheitern erinnerte. Sich zusammentun, von einer Idee überzeugt sein, auch wenn der Mercedes vor der Tür steht, schmiedet zusammen: „Wir werden gebraucht – Die Aufgabe der SPD ist nicht zu Ende“. Fest macht Müntefering dieses „gebraucht“ werden daran, dass die Alternative der „Marktradikalismus“ der CDU und der FDP wäre. Das etwa und am Beispiel der Altersvorsorge wird es am Konkretesten, jetzt alle Rentner durch die Finanzkrise, gäbe es nicht das deutsche Solidarmodell, mitgerissen würden und pleite wären. Müntefering fordert angesichts der Krise den Primat der Politik, die Regeln aufstellen muss für die Finanzsysteme und die Wirtschaft. Müntefering erinnerte aber auch an die Zeit von Willy Brandt und sein Programm „Mehr Demokratie“ wagen und sagte ohne den Namen in den Mund zu nehmen in Richtung „Die Linke“: „Wir sind das Original“.


Die Jubilare: Jochen Ott, Kölns SPD Chef, Jürgen Roters, Oberbürgermeisterkandidat, Udo Pfleghar, Arno Werner, Dieter Mannhardt, Ingrid Deuster, Karl-Heinz Kischio, Werner Stolz und der SPD Parteivorsitzende Franz Müntefering.

Die Jubilare
Sieben Jubilare ehrten die Sozialdemokraten für 50, bzw.60 jährige Mitgliedschaft. Die 50er: Da ist Ingrid Deuster, ihr Vater, ein Goldschmiedemeister war schon Genosse, die 1958 in die SPD eintrat. Eine wundervolle Geschichte kann Ingrid Deuster erzählen: Noch in den 60er Jahren durften auch innerhalb der SPD nicht alle Frauen das Gleiche. In Bonn war man emanzipierter, dort durften die Frauen auch Plakate kleben, in Bonn dagegen nur Briefe in den Wahlkämpfen einkuvertieren. Und sogar ihren späteren Ehemann hat sie bei den Jusos kennen gelernt.

Dieter Mannhardt, war vor allem bei der „Willy-Wählen-Kampagne“ aktiv. Arno Werner kam nach dem II. Weltkrieg als „Pimmok“ (Immi) nach Köln. Werner arbeitete in der Chemischen Fabrik Kalk und wurde dort nach langen Jahren als Stellvertreter Betriebsratsvorsitzender. Auch im Aufsichtsrat war Arno Werner. In den 70er Jahren war Arno Werner in der ersten Bezirksvertretung Kalk Mitglied. Auch nach dem aktiven Berufsleben engagierte sich Werner in der Geschichtswerkstatt Kalk, die sich mit dem industriellen Erbe des Stadtteils auseinandersetzt. Udo Pfleghar verließ 1949 die DDR, auch weil er nicht mit der Zusammenlegung von KPD und SPD zur SED einverstanden war. 1958 trat er in die SPD ein.

Karl-Heinz Kischio ist seit 60 Jahren Mitglied in der SPD und hauptamtlich bei der SPD Rheinland beschäftigt. Er hat für die SPD ein großes Fußballturnier auf den Jahnwiesen organisiert. Herbert Stolz wurde 1930 in Meschenich geboren. 1948 trat er mit 18 Jahren in die SPD ein. Herbert Stolz entstammt einer SPD-Familie und auch seine Enkelin ist Mitglied. Sein Vater Everhard Stolz hat im Jahr 1914 den Ortsverein Meschenich gegründet und dort mehr als 50 Jahre Ortsvorsteher. In der Zeit der Nazidiktatur wurde der Vater verhaftet und wegen seiner politischen Überzeugung inhaftiert. Als man ihn freiließ musste er sich jeden Tag bei der Polizei melden. Er konnte nicht arbeiten und die Familie erlebte eine schwere Zeit.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung