Report-k.de: Am 10. Juli findet die Bürgerbefragung zum Godorfer Hafen statt. Befürworten Sie das Projekt oder sind Sie dagegen?
SPD-Ratsfraktion: Die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Köln ist bereits seit vielen Jahren für den Ausbau des Godorfer Hafens. Köln hat sich auch wegen seiner Lage am Rhein zu einem der bedeutendsten deutschen Industriestandorte entwickelt. Industrie braucht Logistik. Schon heute sind der Kölner Autobahnring, aber auch die Schienenstrecken des Bahnknotens Köln überlastet. Der Verkehrsinfarkt kann verhindert werden, wenn es gelingt, einen möglichst großen Teil des Güterverkehrs auf das Wasser zu verlagern. Schon jetzt kommt dabei den Containern eine große Bedeutung zu, die in den nächsten Jahren noch wachsen wird. Die großen Seehäfen Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen bauen ihre Kapazitäten aus. Köln braucht ausreichende Hafenkapazitäten, um auf diese Entwicklung reagieren zu können. Dabei ist sicherzustellen, dass die Güter so nah wie möglich per Schiff zu ihren Abnehmern gebracht werden können. Nur mit dem Ausbau des Godorfer Hafens kann verhindert werden, dass auch weiterhin Güter, die in Niehl angelandet werden, per LKW quer durch Köln zu den Abnehmern im Kölner Süden gebracht werden müssen. Mit dem Ausbau des Godorfer Hafens können jährlich 140.000 LKW-Fahrten eingespart werden.

Mit welcher Beteiligung und welchem Ergebnis rechnen Sie?
Der Ausbau des Godorfer Hafens ist eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte der nächsten Jahre in Köln. Zum ersten Mal sind die Kölnerinnen und Kölner aufgerufen, über ein solches Projekt zu entscheiden. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger bundesweit eine stärkere Mitsprache einfordern. Die SPDFraktion im Rat der Stadt Köln geht daher von einer hohen Wahlbeteiligung aus. Die Argumente für den Ausbau des Godorfer Hafens sind überzeugend. Die Eindämmung von LKW-Verkehren durch das Stadtgebiet betrifft alle Kölnerinnen und Kölner. Wir sind daher fest überzeugt, dass sich eine breite Mehrheit für den Hafenausbau aussprechen wird.

Welches Argument ist das stärkste für einen Ausbau? Welches das stärkste dagegen?
Das stärkste Argument für den Ausbau des Godorfer Hafens ist die Vermeidung von LKW-Verkehren durch das Kölner Stadtgebiet. Mit dem Ausbau des Godorfer Hafens können die Güter bis zu den großen Industrieunternehmen im Kölner Süden gebracht und damit jährlich 140.000 LKW-Fahrten eingespart werden. Das bedeutet mehr Lebensqualität für alle Kölnerinnen und Kölner durch weniger Stau, Lärm und Abgase. Ein durchschnittliches Binnenschiff ersetzt 150 LKW, ein modernes Güterschiff mehr als 350. Mit dem Einsatz von Schiffen für den Güterverkehr wird die Belastung durch CO2 und Feinstaub deutlich verringert. Für den Ausbau des Godorfer Hafens wird eine Fläche von rund 20 Hektar benötigt. Dabei handelt es sich um eine Brache, die im Zusammenhang mit der letzten Hafenerweiterung mit Aushub aufgeschüttet worden ist. Um diesen Flächenverbrauch auszugleichen, hat die HGK bereits jetzt im Kölner Stadtgebiet auf mehr als 27,6 Hektar neue Biotope geschaffen, die das Lob von Umweltsachverständigen gefunden haben.

In der Diskussion wurde immer wieder ein Logistikkonzept für Köln und die Region gefordert, bevor man die Bürger zum Ausbau befragt. Wie ist Ihre Position dazu und warum?
Der Rat der Stadt Köln hat die Verwaltung im Jahr 2010 beauftragt, ein Logistikkonzept zu erstellen, das alle Verkehrsträger berücksichtigt und bei Inanspruchnahme des Verkehrsträgers Straße die damit einhergehenden Umwelt- und Verkehrsbelastungen auf ein Minimum reduziert. Die Ergebnisse dieses Logistikkonzept werden wichtig sein um zu entscheiden, wie auf die erwartete Zunahme des Güterverkehrs in den nächsten Jahren adäquat reagiert werden kann. Bereits seit vielen Jahren besteht jedoch die Notwendigkeit, im Süden Kölns Hafenkapazitäten zu schaffen, die zur Vermeidung von jährlich 140.000 LKW-Fahrten quer durch Köln geeignet sind und damit alle Kölnerinnen und Kölner entlasten. Der Rat der Stadt Köln hat sich deshalb bereits im Jahr 2007 für den Ausbau des Godorfer Hafens ausgesprochen.

Gab es Gespräche mit den Betreibern des Bonner Hafens?
Die Gespräche mit den Betreibern des Bonner Hafens, der sich mehrheitlich im Besitz einer Spedition befindet, sind zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen. Der Bonner Hafen wäre aber ohnehin keine Alternative zum Ausbau des Godorfer Hafens. Der Bonner Hafen verfügt nicht über ausreichende Kapazitäten und ist zudem darauf ausgerichtet, dass die Güter nach ihrem Transport auf dem Schiff ausschließlich per LKW weitertransportiert werden. Die Güter müssten auch weiterhin – in diesem Fall über die hochbelastete A 555 – zu den Abnehmern im Kölner Süden transportiert werden.

Ist nach Ihrer Auffassung der Godorfer Hafen derzeit vollständig ausgelastet und warum wird die bestehende Infrastruktur nicht für den Containerverkehr ertüchtigt? Experten sagen, dass dies günstiger und einfach möglich wäre.
Ein betriebswirtschaftlich sinnvoller Containerumschlag ist im Godorfer Hafen derzeit nicht möglich. Grund hierfür sind die bauliche Beschaffenheit des Godorfer Hafens und seine mangelnde Kapazität.

Die Gegner des Ausbaus von Godorf halten immer dagegen, dass es im Hafen Niehl, auch durch den kombinierten Ladeverkehr und ein neues Terminal, im Kölner Norden ausreichende Reserven gibt. Vorhandene Kapazitäten würden nur verschoben. Wie viel Reserven hat Niehl, auch und gerade in Verbindung mit dem Ausbau des kombinierten Ladeverkehrs, LKW, Schiene?
Köln verfügt über zwei große Industrieansiedlungen im Norden und im Süden der Stadt. Experten sind sich einig, dass der Containerverkehr in den nächsten Jahren weiter steigen wird. Schon heute ist klar, dass der Niehler Hafen in den nächsten Jahren ausnahmslos für den Warenumschlag der Abnehmer im Kölner Norden benötigt wird. Der Niehler Hafen kann jedoch aus einem anderen wichtigen Grund zu keiner Zeit eine Alternative zum Ausbau des Godorfer Hafens sein: selbst wenn die dortigen Kapazitäten auch zukünftig für den Umschlag der im Kölner Süden benötigten Waren ausreichen würden, bliebe das Problem, dass diese Güter per LKW quer durch das Kölner Stadtgebiet transportiert werden müssten. Die hierfür notwendigen rund 140.000 LKW-Fahrten jährlich sind eine große Belastung für alle Kölnerinnen und Kölner.

Rechnet man alle Kölner Kapazitäten, aber auch den Neusser, Leverkusener und den Bonner Hafen dazu, wie viele Jahre und wie viel mehr Container können transportiert werden, bis das System an seine Grenze käme?
Mit dem Ausbau des Godorfer Hafens sollen rund 140.000 jährliche LKW-Fahrten quer durch das Kölner Stadtgebiet vermieden, die Kölnerinnen und Kölner entlastet und ein Beitrag zur Vermeidung von CO2 geleistet werden. Auch von verschiedenen Umweltverbänden wird die Stärkung des Verkehrsträgers Schiff und die Vermeidung von innerstädtischen LKW-Verkehren gefordert. Der Verkehrsträger Schiff kann aber nur gestärkt werden, wenn entsprechende Hafenkapazitäten bereitgestellt werden. Eine Kooperation mit den Umland-Häfen ist generell sinnvoll. Aus diesen Gründen strebt die HGK eine Kooperation mit den Neuss-Düsseldorfer Häfen an. Aber: die Kooperation ist keine Alternative, wenn es um die Vermeidung von LKW-Verkehren quer durch Köln geht. Der Verkehrsträger Schiff ist dann am stärksten, wenn die transportierten Güter so nah wie möglich zu den Abnehmern transportiert werden können. Hierfür ist der Ausbau des Godorfer Hafens notwendig.

Die Befürworter des Hafenausbaus, malen gerade verkehrstechnisch ein düsteres Bild. Kommt der Hafen nicht, dann sind alle Kölner Straßen mit LKW´s verstopft. Ist das reine Propaganda oder kann das Realität werden?
Schon jetzt sind die Straßen in und um Köln bis an den Rand ihrer Kapazität belastet. Ein deutliches Zeichen dafür sind die täglichen Staus auf dem Kölner Autobahnring. Der Bundesverkehrsminister rechnet mit einer Zunahme des Güterverkehrs von 70% in den nächsten vierzehn Jahren. Dies hätte den dauerhaften Stillstand auf den Kölner Straßen zur Folge. Würde es sich bei dieser Prognose um reine Propaganda handeln, dann stellte sich die Frage, warum die Betreiber der großen Seehäfen in Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen schon jetzt mit Millioneninvestitionen ihre Kapazitäten für den Güterumschlag erweitern. Um den Verkehrsinfarkt zu vermeiden ist es von entscheidender Bedeutung, dass ein möglichst großer Teil dieser Güter mit dem Schiff transportiert werden. Dies kann nur gelingen, wenn entsprechende Hafenkapazitäten in Nähe der Endabnehmer bereitstehen.

Binnenschiffe dieseln mit teilweise 30 Jahre alten Motoren durch die Kölner Umweltzone, Feinstaub und Stickoxide inklusive. Was ist an Auspuffgasen aus Binnenschiffen ökologischer als an denen von LKW?
Generell sind Auspuffgase nicht ökologisch, sondern es kommt darauf an, dass der Kraftstoffverbrauch je transportierter Tonne so gering wie möglich zu halten. Ein durchschnittliches Binnenschiff ersetzt im Schnitt 150 LKW, ein modernes Containerschiff sogar bis zu 350 LKW. Aus diesem Grunde wird die Stärkung der Binnenschifffahrt auch von den Naturschutzverbänden in ihren Grundsatzprogrammen gefordert.

Energiewende ist ein viel gebrauchtes Wort in den letzten Monaten und sie ist eingeläutet. Logistik auf Schienen mit elektrischer Stromversorgung ist ein erprobtes Mittel, dass dazu gut passt, schließlich war ja auch das Stromnetz der Deutschen Bahn AG als Transportkanal im Gespräch. Binnenschifffahrt mit Fahrdrähten über dem Rhein können wir uns da nicht so gut vorstellen und atombetriebene oder mit Brennstoffzelle betriebene Schiffe scheinen in weiter Ferne. Ist es vor diesen Fragen und dem anstehenden Wandel sinnvoll über 60 Millionen Euro in eine Entscheidung aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts zu investieren?
Der Bahnknoten Köln ist schon heute hoch belastet. Für einen Transport der in Niehl angelandeten Güter zu den Abnehmern im Kölner Süden per Schiene wäre ein Ausbau der Kapazitäten notwendig, für den weitaus mehr Flächen benötigt würden als für den Hafenausbau in Godorf. Dass die Binnenschifffahrt nicht als veraltetes Transportmittel angesehen wird zeigt sich auch darin, dass ihre Stärkung in den Grundsatzprogrammen verschiedener Umweltverbände gefordert wird.

Werden die angepeilten 67 Millionen Euro reichen?
Die Gesamtbaukosten sind auf 65 Millionen Euro festgelegt und werden zum weit überwiegenden Teil von der HGK getragen. Zudem werden Fördermittel des Bundes und der EU erwartet, da es sich hier um ein wichtiges Infrastrukturprojekt handelt. Um eines nochmals klarzustellen: Es werden keine Mittel aus dem Haushalt der Stadt Köln für den Hafenausbau eingesetzt.

Die Befürworter zeigen gerne auch langfristige Szenarien auf und denken in Kategorien bis zu 30 Jahren. Kann man heute verlässlich eine solche Prognose abgeben?
Alle vorliegenden Prognosen gehen von einer deutlichen Zunahme der Güterverkehre in den nächsten Jahrzehnten aus. Bund und EU sind sich in dieser Bewertung einig. Auch die großen Seehäfen erweitern schon jetzt ihre Kapazitäten in Erwartung einer deutlichen Steigerung des Warenumschlags. Die von den Seehäfen prognostizierten Steigerungsraten sind dabei eindrucksvoll: erwartet wird eine Steigerung des Gesamtgüterumschlags um etwa 50 % und sogar eine Verdopplung des Containerumschlags.

Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen den Plänen und Visionen für den Deutzer Hafen und den Ausbau des Godorfer Hafens?
Der Deutzer Hafen ist aufgrund seiner innerstädtischen Lage und seiner Nähe zur Wohnbebauung keine Alternative zum Ausbau des Godorfer Hafens. Selbst wenn er als Standort für den Containerumschlag geeignet wäre, würde sich das Problem, dass die angelandeten Güter per LKW zu den Abnehmern im Kölner Süden transportiert werden müssen, durch seine Lage am rechten Rheinufer noch verschärfen: alle LKWFahrten müssten dann über die Nadelöhre der Rheinbrücken führen. Für den Deutzer Hafen wird eine zukunftsgerechte Lösung entwickelt. Eine Alternative zum Ausbau des Godorfer Hafens ist er nicht.

Wie wird der Godorfer Hafen an die Verkehrsinfrastruktur des Kölner Südens angebunden?
Der Godorfer Hafen wird über eine Industriestraße auf kürzestem Wege mit der A 555 verbunden. Dabei wird durch eine entsprechende Verkehrsführung sichergestellt, dass die vom Hafengebiet kommenden LKW keine Möglichkeit haben, den Sürther Ortskern zu befahren. Der Godorfer Hafen ist zudem an das Bahnnetz angeschlossen.

Welche weiteren Investitionen sind dafür nötig?
Die hierfür notwendigen Ausbaumaßnahmen werden von der HGK getragen und sind in den Gesamtbaukosten von 65 Millionen Euro berücksichtigt.

Wie viele Arbeitsplätze werden in Niehl zusätzlich entstehen und wie viele in Godorf?
Insgesamt sind mehr als 25.000 Arbeitsplätze mit den Kölner Häfen verbunden. Mit dem Ausbau des Godorfer Hafens wird die Abwanderung von Unternehmen verhindert und die Ansiedlung neuer Unternehmen ermöglicht. Damit wird langfristig die Voraussetzung geschaffen, dass die bestehenden Arbeitsplätze erhalten bleiben und neue geschaffen werden.

[ag, cs]