Köln | Otto Schaaf, Vorstand der Stadtentwässerungsbetriebe Köln (StEB), und Ministerialrat Arnold Schmidt haben heute eine neue Anlage im Klärwerk in Köln-Rodenkirchen in Betrieb genommen. In den kommenden Monaten sollen dort nun zwei neue Verfahren getestet werden, um Mikrostoffe aus Medikamenten, Kosmetika, Pflanzenschutzmitteln und weitere Spurenelemente aus dem Abwasser herauszufiltern.

Seit einigen Jahren werden Rückstände von etwa Medikamenten, Reinigungsmitteln, Kosmetika, Pflanzenschutzmitteln, Autoreifen und weiterer chemischen Substanzen in unserem Abwasser gemessen. Bisherige Verfahren können diese sogenannten Spurenelemente oder auch Mikrostoffe nicht aus dem Abwasser herausfiltern. Die tatsächlichen Auswirkungen der chemischen Substanzen seien derzeit noch nicht erforscht, erklörte heute Otto Schaaf, Vorstandsvorsitzender der StEB. Es sei jedoch zu vermuten, dass die Spurenelemente nicht nur die Gewässer verunreinigten, sondern auch in die Nahrungskette gelangten. Ziel der neuen Verfahren soll es sein, die Belastung des Abwassers durch Spurenelemente um 80 Prozent zu reduzieren.

Am Klärwerk in Köln-Rodenkirchen sollen in diesem Jahr dazu zwei neue Verfahren getestet werden, um die Spurenelemente aus dem Abwasser herauszufiltern. Die Verfahren werden bereits an einigen Klärwerken untersucht. Erstmals werden in Köln nun jedoch beide Verfahren in einer Anlage genutzt – und damit unter gleichen Anlagenbedingungen, so Schaaf. Anfang 2018 sollen die Ergebnisse vorgestellt werden. Die StEB selbst will testen, ob eine Aufrüstung des Klärwerks in Köln-Stammheim, der größten Kläranlage in NRW, sinnvoll ist. Eine bundesweite Strategie zur Reduzierung der Spurenelemente-Belastung gibt es derzeit noch nicht. Allerdings erarbeitet das Bundesumweltministerium derzeit an einer Strategie. Diese soll neben der Umrüstung der Kläranlagen auch eine höhere Aufklärung der Verbraucher beinhalten. So soll dafür gesorgt werden, dass gar nicht mehr so viele Mikrostoffe in das Abwasser gelangen, erklärte heute Otto Schaaf. Und auch die Landesregierung Nordrhein-Westfalen widmet sich derzeit diesem Thema. Eine neue Förderrichtlinie will ebenfalls Maßnahmen vorschlagen und unter anderem eine neue Reinigungsstufe in den Kläranlagen fördern. Dies kündigte heute Ministerialrat Arnold Schmidt an. Auch hierbei könnten die Ergebnisse des Kölner Forschungsprojekt helfen. Das Land fördert das 2,75 Millionen Euro teure Kölner Forschungsprojekt daher finanziell zu 80 Prozent.

Neue Filteranlage mit granulierter Aktivkohle

So funktionieren die beiden Verfahren

Untersucht werden im Klärwerk Rodenkirchen nun bis Ende 2018 die Filtrationen mit Aktivkohle und mit Ozongas. Dabei sollen neben der Wirkungsweise auch die Kosten- und Betriebseffizienz der Verfahren getestet werden. Beide Verfahren bringen verschiedene Vorteile mit sich. Für die Filtration mit Aktivkohle etwa können bereits vorhandene Filteranlage umgerüstet werden. In den 90er Jahren bauten Klärwerke Anlagen zur Reduzierung des Phosphors im Abwasser. Diese seien inzwischen überflüssig geworden, sagte Schaaf. Mit geringem Aufwand könnten sie nun in Aktivkohle-Anlagen umgebaut werden. Die granulierte Aktivkohle bindet Spurenelemente an sich und filtert sie so aus dem Abwasser. Nachteil der Methode: Irgendwann kann die Aktivkohle keine weiteren Mikrostoffe mehr aufnehmen und muss durch neue Aktivkohle ersetzt werden. Diese ist jedoch teuer. Untersucht werden soll im Klärwerk Rodenkirchen nun, wie lange die Aktivkohle eingesetzt werden kann.

Ein weiterer Nachteil der Aktivkohle: Sie kann keine Mikroplastiken us dem Wasser filtern. Das schafft hingegen die Filtration mit Ozongas. Dazu bekommt das Klärwerk nun flüssigen Sauerstoff geliefert. Dieser wird vor Ort in Ozongas umgewandelt und dann dem Abwasser zugeführt. Bei der Ozonung gehen die Spurenelemente dann mit dem Ozon eine chemische Reaktion ein, sodass neue Produkte entstehen. Diese können dann wiederum durch Biolit-Filter herausgefiltert werden. Biolit-Filter sind bereits jetzt in den Klärwerken im Einsatz, können die Spurenelemente jedoch nicht filtern.

Autor: Cornelia Ott
Foto: Klärwerk in Köln-Rodenkirchen der Stadtentwässerungsbetriebe Köln