Köln | Im Vorjahr lagen Eigelstein- und Agnesviertel nur einen Punkt hinter Deutz, als es um die Entscheidung ging: Wo findet der nächste „Tag des guten Lebens“ statt? Nach Deutz ist am kommenden 1. Juli also Kölns Norden rings um den Ebertplatz an der Reihe. So die folgerichtige Entscheidung des Vereins „agora“, der auch schon die Tage des guten Lebens in Ehrenfeld und Sülz organisierte.

Eine Organisation, die nicht von oben erfolgt, sondern auf die Mitwirkung der Anwohner des jeweiligen Veedels setzt, nicht nur auf die dortigen Vereine, Initiativen und Geschäftsleute. Rund um den Ebertplatz stieß man schnell auf offene Ohren, das diesjährige Motto „Das Köln, das wir wollen“ mit Leben zu füllen – ist der 1. Juli doch auch eine Gelegenheit, gegen das aktuelle schlechte Image des Ebertplatzes als „no go area“ anzutreten.

Bürgerverein Eigelstein ist mit neuem Straßenfest dabei

Die „Platzhirsche“ waren sofort dabei. So meldet sich der Bürgerverein Eigelstein nach elf Jahren Pause wieder mit einem eigenen, nicht-kommerziellen Straßenfest auf dem Eigelstein zurück, in das er auch die Weidengasse mit einem „Langen Tisch“ für Jedermann einbeziehen will. Im Bühnenpogramm treten Bands aus dem Veedel auf, auch Arsch huh ist dabei. Wie der Bürgerverein verlegte auch die „Offene Jazz Haus Schule“ den traditionellen Termin ihres Torburgfestes, um am 1. Juli dabei zu sein.

Auch zahlreiche Initiativen, Vereine, Geschäfte und Anwohner haben sich schon gemeldet. So wird es Nachbarschaftsfrühstücke geben, Straßenkonzerte, Puppentheater, Malaktionen, Flohmärkte. Fairer Handel wird auf der Schillingstraße ein Themenschwerpunkt sein, Urban Gardening vor der Agneskirche, Demokratie und Bürgerbeteiligung in der Alten Feuerwache, alternative Energie auf der Neusser Straße.

Für Autofahrer ist die Kölner Nordstadt am 1. Juli gesperrt

Und natürlich werden alle Straßen autofrei sein, die sich Die Bürgerinnen und Bürger erobern. Das gilt – grob gesagt – für das Gebiet zwischen Krefelder Wall und Weißenburgstraße im Norden, Riehler Straße im Osten, dem südlichen Eigelstein und Krefelder Straße im Westen. Bereits ab 7 Uhr gelten Halteverbote, ab 22 Uhr werden die Straßen wieder freigegeben. Die eigentliche Veranstaltung läuft von 11 bis 20 Uhr.

Ohne großes ehrenamtliches Engagement wäre der Tag des guten Lebens nicht zu stemmen. Rund 60.000 Euro kostet die Organisation des Gutes-Leben-Tages, allein 33.000 sind für Informationsmaterial wie das Programmheft eingeplant. Teuer ist auch das Sicherheitsunternehmen, das mit etwa 30 Kräften die Autos aus dem Veranstaltungsraum fernhalten wird. der Einen Teil trägt agora aus den 130.000 Euro, mit denen die NRW-Stiftung Umwelt und Entwicklung den Verein über zwei Jahre fördert. Den Rest stellen Geschäfte oder Initiativen bereit, die sich mit den Zielen von agora solidarisieren.

Stadt unterstützt die Veranstaltung mit 5.000 Euro

Auch die Stadt ist mit 5.000 Euro dabei. Unklar ist, ob sie sich stärker engagiert, wenn sich die NRW-Stiftung wie angekündigt nach ihrer „Anschubfinanzierung“ zurückzieht. Immerhin ist Sozialdezernent Harald Rau begeistert von dem Projekt, bei dem sich „Fußgänger und Radfahrer den öffentlichen Raum vom Auto zurückerobern“. Auch agora selber findet mehr als nur sein Wohlgefallen.

Zum Engagement von agora gehören etwa Projekte wie „Essbares Köln“ über regional erzeugte Lebensmittel, Aktionen gegen Falschparker oder die Mitarbeit bei der Entwicklung von Mobilitätskonzepten. Auch die bisherigen „Tage des guten Lebens“ in Ehrenfeld, Sülz und Deutz blieben nicht folgenlos. So entstand in Deutz eine Initiative für Urban Gardening. In Ehrenfeld werden zweimal jährlich beim „Veedelstreff“ aktuelle Themen diskutiert. Und eine Initiative hat schon 3.000 Unterschriften gesammelt, ihr Ziel: Sonntags bleibt die Venloer Straße autofrei!

Autor: ehu
Foto: Südliche Idylle: Beim „Tag des guten Lebens“ in Sülz wurde die Nachbarschaft neu entdeckt. Foto: Gregor Theis / agora