Im Haus Nr. 31 an der Deutz-Mülheimer Str. befindet sich die Zentrale der Hausbesetzer, die illegal in den Häusern wohnen. Die Siedlung hat einen ruhigen, großen grünen Hinterhof. Kinder durften hier früher nicht spielen. Nur ein Generator brummt, der die Zentrale mit Strom versorgt. Gas, Strom, Wasser, alles ist rausgerissen, Elektroinstallationen existieren nicht mehr. Viele Bäume im Innenhof sind bereits gefällt. Die Sprayer nutzen die vielen Freiflächen an den Außenwänden, frische Farbe liegt in der Luft. In den Wohnungen und an den Hauswänden sind überall Graffitis. Teilweise entstehen famose Kunstwerke auf Zeit, die vor allem durch die Art und Weise wie sie mit den Räumen oder Wänden korrespondieren, eine ungeheure Spannung aufbauen.

Die Besetzer kämpfen für den Erhalt der 381 Wohnungen. Ihrer Ansicht nach ist der Abriss nicht nötig, da bislang kein Investor für die Neubauten gefunden sei. Mitstreiter in der Politik haben sie auch gefunden. Die Kölner Grünen beschlossen auf einer Mitgliederversammlung einen Antrag der Grünen Jugend: Die Kölner Grünen sprechen sich für den Erhalt der Siedlung aus, fordern mindestens eine Nutzung als Stundentenwohnungen bis zum Abriss. Dazu wären jetzt jedoch mehrere Millionen Euro Investitionen notwendig. Soweit hätte es nicht kommen müssen, hätten sich alle Beteiligten direkt an einen Tisch gesetzt und sich um eine Zwischennutzung bis zum Abriss bemüht. Auch die LinkeKöln, Fraktion im Kölner Stadtrat, genauso wie die Jusos, der Kölner Jugendverband der SPD, sind gegen den Abriss. Mit den Hausbesetzern haben sich die Jusos und die Kölner Grüne Jugend jetzt solidarisiert und Wohnungen in den Gebäuden übernommen. Richtig eingezogen sind sie jedoch nicht.


Solidarisierten sich mit den Hausbesetzern: Kathrin Henneberger, Lasse Olshausen und Tobias Müller auf dem Balkon der Wohnung

Grüne Jugend: Igel auf Blümchentapete
Kathrin Henneberger, Tobias Müller und Lasse Olshausen, Aktivisten der Grünen Jugend, haben sich eine Wohnung bereits am Sonntag, 19. März 2006, ausgesucht: 2. Stock, Altbau, 3 Zimmer, Küche, Diele, Bad, zwei Balkone, ideal für eine WG. Kathrin verliebte sich sofort in die helle Wohung. Auf die Blumentapete im Stil der 70er Jahre malten sie einen Igel, Symbol der grünen Jugendorganisation, Parolen wie Freiheit, Toleranz, Gleichheit, Frieden und Freie Liebe pranken in fetten Lettern an der Wand. Forderungen wie „Schramma raus“ fehlen, diesen Spruch haben sie der Besetzerszene überlassen, der draußen auf der Straße gut zu sehen war. Die drei jungen Grünen wollen jetzt erstmal Sitzgelegenheiten herbeischaffen und die Wohnung die nächste Zeit als Freizeitort nutzen. Ohne Strom und Wasser hier zu wohnen, das können sie sich nicht vorstellen.

Der Abriss ist im Rat beschlossene Sache, nur der Zeitpunkt steht noch nicht fest. Wie lange die Besetzerszene noch in der Barmer Siedlung geduldet wird, kann keiner mit Sicherheit sagen.

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Infobox
Hausbesetzer Party von der Grünen Jugend Köln und den Jusos, Unterbezirk Köln
Samstag, 1. April, ab 20.00 Uhr
Die von der Grünen Jugend besetzte Wohnung erreicht man über den Hauseingang Deutz-Mülheimer Str. 31. Dort muss man in den Hinterhof gehen. Etwa in der Mitte der Gartenanlage steht rechts ein hervorstehendes altes Haus, das man über eine Treppe erreichen kann. Die Party ist im zweiten Stock.

Björn Troll für report-K.de / Kölns Internetzeitung