Anmeldezahlen für Hauptschulen sinken weiter
Nur wenige Eltern in Köln  – laut der Umfrage gerade einmal ein Prozent – wünschen sich, dass ihre Kinder an einer Hauptschule ausgebildet werden. Dies ergab eine Umfrage der Stadt Köln unter den Eltern von Drittklässlern. Dass die Hauptschule so schlecht abschneide, läge weniger an der teilweise guten Bildungsarbeit der Schulen, denn am Image der Schulform, meint Kölns  Schuldezernentin Agnes Klein. Denn viele Eltern würden die Hauptschule aufgrund der schlechten Berufsmöglichkeiten für nicht gut genug erachten. Um die Attraktivität der Schulen zu erhöhen, habe man bereits die Hälfte der Kölner Hauptschulen in Ganztagsschulen umgewandelt. Trotzdem würden die Anmeldezahlen immer weiter sinken, sagt Kölns Schuldezernentin. Schon jetzt weisen zahlreiche Kölner Schulen zu wenige Anmeldungen auf. Darum soll im kommenden Schuljahr etwa die Hauptschule  Brehmstraße in Köln-Riehl geschlossen werden.

Die Stadt könne jedoch nicht einfach weitere Hauptschulen in Köln schließen, da insgesamt die Plätze an den Hauptschulen gebraucht würden, erklärt Klein. „Köln hat nicht zu viele Plätze, sondern eine falsche Verteilung der Plätze“, so Kölns Schuldezernentin. Dennoch könne man nun leider keine bestehenden Hauptschulen in Gesamtschulen umwandeln, da die dortigen Verhältnisse dies nicht zulassen würden, erklärte Klein. Denn eine Gesamtschule muss derzeit mindestens vierzügig sein. Die Gebäude der Kölner Hauptschulen bieten jedoch nur Platz für zweizügige Schulen.

60 Prozent wünschen sich Gymnasial-Platz
23 Prozent der befragten Eltern wünschten sich für ihr Kind einen Platz an einer Gesamtschule. Damit alle diese Kinder zu einer Gesamtschule gehen könnten, müssten in Köln noch mindestens fünf weitere Gesamtschulen gebaut werden. Bereits jetzt werden jährlich bis zu 800 Schüler abgewiesen, die sich für einen Platz an einer Gesamtschule in Köln bewerben. Auch wenn immer mehr Eltern sich für Gesamtschulen interessieren, würde die Mehrheit (59 Prozent) ihr Kind am liebsten auf ein Gymnasium schicken. 16 Prozent wünschen sich für ihr Kind einen Platz an einer Realschule.

Zwei Drittel wollen Ganztagsunterricht
Immer mehr Eltern würden sich außerdem eine Schule mit Ganztagsunterricht wünschen. Bei der Umfrage gaben 67 Prozent der befragten Eltern an, dass dies ein wichtiger Faktor bei der Schulwahl für ihr Kind sei. Bei 32 Prozent spielt dieser Faktor dagegen keine Rolle. Schuldezernentin Agnes Klein erwartet, dass sich in den kommenden Jahren noch mehr Eltern eine Ganztagsschule wünschen. Daher bewertet sie die Entscheidung der Stadt, die Anzahl der Ganztagsschulen in Köln deutlich zu erhöhen, als positiv. Die Ergebnisse hätten gezeigt, dass die Eltern die Bildungspolitik der vergangenen Jahre mittragen würden, meint Klein.

72 Prozent sprechen sich für integrativen Unterricht aus
Grundsätzlich sprachen sich die meisten der befragten Eltern für eine längere gemeinsame Lernzeit aller Kinder aus. 66 Prozent glauben, dass in Svhulen bessere Chancen für alle Kinder erreicht werden könnten, wenn die Kinder länger gemeinsam lernen würden. Ein Drittel denkt dagegen, dass eine Aufteilung der Kinder nach der Grundschule für alle Kinder besser sei. Immerhin 72 Prozent könnten sich gut oder sehr gut vorstellen, dass Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam unterrichtet werden – allerdings nur, wenn besondere Förderbedingungen für alle Kinder erfüllt werden. Auch hier sieht Schuldezernentin Agnes Klein noch Handlungsbedarf. Die Stadt hätte zwar beschlossen die Anzahl der integrativen Plätze zu verdoppeln. Eine weitere Erhöhung sei jedoch nur mit der Hilfe der Landesregierung möglich, da dafür bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden müssten.

Oberbürgermeister appelliert an Landesregierung
Gemeinsam mit Oberbürgermeister Jürgen Roters appellierte Schuldezernentin Agnes Klein daher heute an die nordrhein-westfälische Landesregierung, die Wünsche der Eltern wahrzunehmen und umzusetzen. Oberbürgermeister Jürgen Roters wertete die Umfrage als "deutliches Signal weit über Köln hinaus". Er forderte die Landesregierung auf, einen Richtungswechsel in der Bildungspolitik vorzunehmen. "An diesen Ergebnissen kann niemand vorüber gehen", betonte der Oberbürgermeister. Köln würde hier bereits insbesondere im Bereich des Ausbaus der Ganztagsbetreuung wegweisend vorangehen. In vielen Bereichen sei Köln jedoch wie allen anderen Kommunen die Hände gebunden.

Infobox: Über 4.000 Eltern machten mit
4.886 Eltern von Drittklässlern haben an der Umfrage der Stadt Köln teilgenommen. Das entspricht 56 Prozent. Dabei nahmen Eltern von allen 144 städtischen Grundschulen und zwei privaten Grundschulen teil. Nicht nur deswegen bewertet die Stadt Köln die Umfrage als repräsentativ für die Einstellungen und Wünsche aller Kölner Eltern. Dies sei auch gegeben, da Fragebögen aller neun Stadtbezirke mit ähnlichen Anteilen – nämlich mindestens 50 Prozent – in der Auswertung vertreten seien. Besonders viele Eltern beteiligten sich aus Chorweiler an der Umfrage. Hier lag der Prozentsatz bei 64 Prozent.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung